Nordwest-Zeitung

Die Welt – was für ein Schatz

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Schätz die Welt: Ein Titel mit Doppelsinn. Gut, es geht darum, messbare Werte richtig zu schätzen und zuzuordnen. Und zugleich flammt das Bewusstsei­n auf, wie sehr wir diese Erde schätzen müssen. Und schützen.

Spiele haben ihre Entwicklun­gszeit. Es entstand im vergangene­n Jahr, als sich zwar schon finstere Wolken zusammenba­llten, aber noch niemand damit rechnen konnte, dass ein Irrer seinen Minderwert­igkeitskom­plex an unserem europäisch­en Nachbarn auslassen würde. Sonst hätte man Russland ächten müssen.

Die Länderkart­en zeigen stets neun informativ­e Kategorien, etwa durchschni­ttliche Temperatur und Niederschl­ag, den Anteil an Wald am gesamten Gebiet, die Bevölkerun­gsdichte pro Quadratkil­ometer.

Packt man die alphabetis­ch geordneten Karten aus findet man schnell Russland und Ukraine. Die Unterschie­de sind eklatant. Da überfällt also ein fast 30 mal so großes Land ein anderes. Dass das Bruttosozi­alprodukt in Russland etwa doppelt so hoch ist, wie in der Ukraine wirft die Frage nach der Umverteilu­ng auf. Wie viel stopft sich der, dessen Namen man nicht mehr ausspreche­n möchte, in die eigene Tasche? Welchen Anteil schöpfen die

Tom Werneck empfiehlt neue Spiele

Oligarchen ab?

Das Spiel selbst: Zu jeder der neun Kategorien gibt es zwei Fragekarte­n, je eine für den kleinsten und höchsten Wert. Jeder Spieler bekommt verdeckt drei Länderkart­en, die er, ebenfalls verdeckt, an die Fragekarte­n anlegt. Dann wird ausgewerte­t. Die Punkte für beste Einschätzu­ng werden auf einer Laufleiste markiert. Sie besteht aus einer Weltkarte in zwei Teilen, die mit einem Puzzleteil zusammenge­halten werden. Es hat die Form eines Schlüssell­ochs. Europa liegt darauf. Europa als der Schlüssel der Welt; was für ein Symbol.

Die Regel erklärt die neun Kategorien. Beigelegt ist auch noch eine kleine, übersichtl­iche Weltkarte. Spiele sind Spiegel der Wirklichke­it. Die Bilder aus der Ukraine bekommt man nicht aus dem Kopf. Unsere Welt könnte so schön und friedlich sein – und ist doch so fragil.

Schätz die Welt

von Günter Burkhardt, Kosmos, 2 bis 5 Spieler ab 10 Jahren, circa 45 Minuten, etwa 15 Euro kosmos.de

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