Isensee für „Spitzenleistung“prämiert
Höchste Einordnung im Programm „Neustart Kultur“– Förderung über 25 000 Euro
Oldenburg – Hubertus MeyerBurckhardt, Jan Philipp Sendker, Jan Weiler, Klaus Modick und Bettina Tietjen im Theater Laboratorium, Dominique Horwitz in der Alten Fleiwa, Käptn Blaubär Lesung bei der OLB, Deniz Yücel und Franz Müntefering in der Garnisonkirche, Denis Scheck in der Kulturetage – das sind nur ein paar Beispiele für Isensee-Lesungen mit ihren Partnern in der Zeit vom Sommer 2019 bis Sommer 2021. Für einen kleinen Laden organisiere die Buchhandlung in der Haarenstraße „ein exorbitantes Programm“, das das kulturelle Leben erfreulich bereichere, findet eine Kundin.
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Pandemie und Kultur
Das wird auch in Berlin gesehen. Die Bundesregierung hat mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels die Oldenburger Buchhandlung wegen ihres besonderen Formats und ihrer außergewöhnlichen Leistungen als extrem förderungswürdig eingestuft und in die höchste Kategorie – „Spitzenleistungen“– des Bundesprogramms „Neustart Kultur“eingeordnet, verbunden mit einer Prämie von 25 000 Euro für „besondere kulturelle Leistungen während der Pandemie“. Bewertet wurde der Zeitraum vom 1. Juli 2019 bis zum 30. Juni 2021. „Diese Auszeichnung ist absolut großartig“, sagt der Verleger Florian Isensee. Die Mittel werden in den Betrieb investiert.
Das Programm will „den Neustart des kulturellen Lebens in Deutschland unterstützen und die Weichen auf Zukunft stellen“, so die Regierung, deren Kulturbeauftrage die Förderung verantwortet. Die Anerkennungsprämie für Buchhandlungen ist einer von vielen Bausteinen dazu. Denn gerade die kleinen und mittelgroßen Buchhandlungen stünden schon grundsätzlich wirtschaftlich unter Druck, zumal die Gewinnmargen sehr gering seien und die Eigenkapitalreserven sehr begrenzt, heißt es. Die Folgen der Pandemie – der Sortimentsbuchhan
Volles Programm: Buchhändlerin Antje Schnur und Christiane Isensee („Lieblingsstücke“) vor den aktuellen Lesungs-Ankündigungen im Schaufenster der Buchhandlung.
del verlor allein von Januar bis Februar 2021 gegenüber dem Vorjahr 42,8 Prozent seines Umsatzes – hätten den Druck weiter verschärft.
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30 Lesungen im Jahr
Florian Isensee sagte am Donnerstag: „Wir haben extrem viele Lesungen und Veranstaltungen, etwa 30 im Jahr, das wäre sogar für eine große Buchhandlung ein enormes Programm, für so eine kleine Buchhandlung ist es eigentlich absurd. Aber es funktioniert, und es ist längst auch ein wesentliches Standbein für uns selbst.“
Angefangen hat es 1995 mit einer Lesung mit Wolf Schneider, damit haben wir die Lesungen, die es in den 60er-Jahren bei Holzberg gab, wieder aufgenommen. Seitdem haben wir uns mit hunderten von Veranstaltungen da reingearbeitet und viele nationale Größen nach Oldenburg geholt“, sagt Isensee. Hellmuth Karasek, der 2015 verstorben ist, war allein viermal hier.
Isensee-Mitarbeiter Oliver Hopp, der das Programm seit vielen Jahren verantwortet, sagt: „Damit wird gewertschätzt,
Verlag, Buchhandlung und Lieblingsstücke: Isensee ist mehr als 125 Jahre alt und seit vielen Jahrzehnten an der Haarenstraße.
wie sich Buchhandlungen auch unter erschwerten Bedingungen über Wasser halten. Das Organisieren der Lesungen ist mein Steckenpferd, wir freuen uns, dass das so gut angenommen wird. Wir haben auch auch in der Pandemiezeit nicht nachgelassen, zumal zumindest in dem betrachteten Zeitraum fast alle Lesungen stattfinden konnten.“Dafür gibt es zahlreiche Kooperationspartner, die Lesungesorte reichen von der eigenen Buchhandlung bis zum Casablanca. Bei der Auswahl „setzen wir natürlich auf
prominente Gäste, aber eigentlich wollen wir vor allem eine sympathische Veranstaltung hinbekommen und die Lesungen zu einem Erlebnis machen“, sagt Hopp.
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Denis Scheck kommt
Und es geht weiter: Am 30. Mai liest Hubertus MeyerBurckhardt vor längst ausverkauftem Haus, am 13. Juni kommt Max Goldt, es folgen Daniel Krug, Louise Brown und Sven Plöger bevor – ganz neu – am 7. November stellt Denis Scheck im Laboratorium
„Schecks kulinarischer Kompass“vor und schwärmt von seiner Lieblingsknäckebrotsorte und erklärt, wie man die perfekte Bouillabaise kocht.
Neben den 200 Anerkennungsprämien für Spitzenleistunge (je 25 000 Euro) und 250 Prämien für „herausragende Leistungen“(je 15 000 Euro) gab es 583 Prämien für „besondere Leistungen“(8000 Euro). Mit letzterer wurde auch der Einsatz der Oldenburger Buchhandlung Brader gewürdigt, die ebenfalls in der Haarenstraße ihren Sitz hat.