Nordwest-Zeitung

„Man ist den Tränen nahe“

Bremerhave­ner Schülerin Cristin Wärner erzählt, wie sie den Horror an ihrer Schule erlebt hat

- Von Max Holscher, Lasse Deppe Und Heiner Otto

Bremerhave­n – Den Mann, der am Bremerhave­ner Lloyd Gymnasium mutmaßlich eine Frau mit einer Armbrust angeschoss­en hat, sah sie von der Toilette der Schule aus: Cristin Wärner hatte sich dort mit mehreren Mädchen verbarrika­diert und die Tür verriegelt. Im Gespräch mit NWZonline beschreibt die 17-jährige Schülerin, was sich aus ihrer Sicht im Innern des Gymnasiums zugetragen hat.

In Toilette verbarrika­diert

Demnach sei zwischen zwei Unterricht­sstunden bereits eine verschlüss­elte AmoklaufWa­rnung über die Lautsprech­er in der Schule zu hören gewesen, die die Schüler zunächst für eine Übung gehalten haben. Als die Mädchen anschließe­nd aufs Klo gegangen sind und eine neue Durchsage der Schulleitu­ng kam, wurde ihnen allerdings der Ernst der Lage bewusst. Über Whatsapp tauschten sich die Schülerinn­en und Schüler über das Beobachtet­e im Gebäude aus.

„Meine Mama hat gesagt, dass wir alles vor die Tür schmeißen und uns verstecken sollen“, sagt die Schülerin. „Irgendwann haben wir dann Geräusche gehört und gehört, wie die Tür aufging.“Gemeinsam mit ihren Mitschüler­innen befand sie sich in einer der Kabinen. Sie vermutet, dass es der Täter war. „Er war dann aber schnell wieder weg. Wenn es die Polizei gewesen wäre, hätten sie sich ja kenntlich gemacht“, erklärt Cristin. Schüsse habe sie keine gehört.

In ihre Klasse kamen Cristin

Gegen Mittag, vier Stunden nach der Bluttat, konnten Schülerinn­en und Schüler das Gebäude verlassen.

und die anderen Schülerinn­en dann nicht mehr zurück, weil bereits alles abgeriegel­t war: „Es war alles ziemlich chaotisch hier“, sagt die 17-Jährige.

Bei der Tat am Donnerstag ist eine Mitarbeite­rin des Lloyd Gymnasiums schwer verletzt worden. Cristin sagt, es handele sich dabei um die Sekretärin der Schule. Auch

andere Quellen bestätigen dies gegenüber NWZonline. „Man ist natürlich den Tränen nahe, weil man Angst hat, dass den Kindern was passiert ist“, sagt Nina Goldschraf­e, Mutter einer Schülerin des Gymnasiums. „Aber man muss ja auch stark für die Kinder sein. Ich nehme meine Tochter dann hier in Empfang und bin für sie da.“

Die Polizei sperrte den Bremerhave­ner Stadtteil Mitte im Bereich des Lloyd Gymnasiums weiträumig ab.

Schlimmes Ereignis

„Das ist das schlimmstm­ögliche Ereignis, das passieren kann“, sagte Schuldezer­nent Frost nach der Tat. „So etwas ist überall möglich, das bestätigt sich heute.“

Die Schule sei aber sehr gut auf einen solchen Fall vorbereite­t gewesen. „Wenn es heute eine gute Nachricht gibt,

dann ist es diese“, betonte der Schuldezer­nent. Den Schülerinn­en und Schülern sei es freigestel­lt, ob sie an diesem Freitag zur Schule kommen. „Unterricht wird es nicht geben. Aber wir bieten Gesprächsm­öglichkeit­en an, auch für die Eltern“, sagte Frost.

Ein Video finden Sie unter bit.ly/nwz-bremerhave­n

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BILD: Lasse Deppe Cristin Wärner (rechts) ist Schülerin am Lloyd Gymnasium in Bremerhave­n.
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BILD: Heiner Otto
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BILD: Jörn Hüneke

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