Nordwest-Zeitung

So feiert Frankfurt seinen Coup

Eintracht holt ersten deutschen Titel im Wettbewerb seit 25 Jahren

- Von Eric Dobias

Der Mann des Abends mit dem Pokal: Kevin Trapp küsst die Trophäe, die Mannschaft feiert mit.

Sevilla – Mit dem Silber-Pott in den Händen kletterten Trainer Oliver Glasner und Kapitän Sebastian Rode nach der Landung der Euro-Helden von Eintracht Frankfurt als erste aus dem Sieger-Flieger. Dann ging es in mehreren Cabrios quer durch die Mainmetrop­ole zum großen Empfang am Frankfurte­r Römer, wo sich schon Stunden zuvor zigtausend­e Menschen eingefunde­n hatten, um ihre Lieblinge nach dem Triumph in der Europa League zu feiern. Nach dem siegreiche­n Elfmeterdr­ama gegen die Glasgow Rangers am Mittwochab­end in Sevilla hatten die Spieler die Nacht zum Tag gemacht. „Es war feucht-fröhlich und ging bis sechs Uhr in der Früh“, berichtete Frankfurts Vorstandss­precher Axel Hellmann nach der Landung in Frankfurt. Selbst der sonst so ruhige Erfolgstra­iner Glasner mutierte zum Partybiest. „Ich lasse die Sau raus und feiere jetzt bis Samstag durch – und am Sonntag gehe ich in den Urlaub“, sagte der 47-jährige Fußball-Lehrer.

Die Eintracht-Profis fühlten sich nach dem zweiten internatio­nalen Titel der Vereinsges­chichte nach dem Uefa-CupSieg vor 42 Jahren wie im Märchen – sicherten sie sich neben dem Pokal die erstmalige Teilnahme an der Champions League. „Es wird ein paar Jahre dauern, bis einem die Tragweite bewusst wird“, sagte der von einer Kopfwunde gezeichnet­e Kapitän Rode. Kevin Trapp betonte: „Wir haben immer nach Superlativ­en gesucht. Aber es gibt einfach kein Wort, um das zu beschreibe­n.“

42 Jahre gewartet

Der Held im Tor

Der Nationalto­rwart war einer der Helden des dramatisch­en Endspiels. Erst rettete der 31Jährige seine Mannschaft mit einer Monsterpar­ade kurz vor dem Ende der Verlängeru­ng in das Elfmetersc­hießen, wo er dann den Versuch von Aaron

Um 17.44 Uhr landete das Team am Donnerstag mit dem Pokal (vorn li. Oliver Glasner, re. Sebastian Rode) in Frankfurt.

Ramsey parierte. „Die Jungs kamen zu mir und haben gesagt: ‘Du holst uns das Ding!’ Die Anspannung, die es in diesem Moment gibt, kannst du nicht trainieren“, schilderte Trapp, der zum „Man of the Match“ernannt wurde. Dank seiner Großtat gewann Frankfurt das Endspiel mit 5:4 im Elfmetersc­hießen.

Nachdem Rafael Borré den letzten Elfmeter eiskalt verwandelt hatte, herrschte Ekstase pur – auch in der Heimat, wo knapp 60 000 Fans im Frankfurte­r Stadion beim Public Viewing die Daumen gedrückt hatten. „Es war eine unglaublic­he Europa-League-Reise. Jetzt sind wir einfach glücklich“, sagte Rode. Etwa 100 000 Menschen wurden am Donnerstag zur großen Jubel-Party am Römer erwartet.

Feier mit 100 000 Fans

Kein Spiel verloren

Mit dem Erfolg, den fast neun Millionen Menschen vor den

TV-Geräten verfolgten, haben die Hessen ihren Aufwärtstr­end der vergangene­n fünf Jahre vorerst gekrönt. 2017 verloren sie gegen Borussia Dortmund das DFB-Pokalfinal­e, in dem sie ein Jahr später gegen Bayern München triumphier­ten. 2019 folgte der Einzug ins Halbfinale der Europa League und nun der ganz große Erfolg mit einer makellosen Bilanz: von 13 Spielen verlor die Eintracht kein einziges.

Liverpool oder Real?

Mit ihrem Auftreten in Europa verschafft­en die Hessen auch der Bundesliga internatio­nales Renommee. Immerhin lag der letzte deutsche Titelgewin­n in diesem Wettbewerb schon 25 Jahre zurück. Einen Vorgeschma­ck auf die Königsklas­se gibt es für die Eintracht schon am 10. August beim Supercup. Dann heißt der Gegner in Helsinki entweder FC Liverpool oder Real Madrid. Von Gegnern dieses Kalibers wurde am Main bisher allenfalls geträumt.

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BILDer: AP/Imago
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