Nordwest-Zeitung

Altkanzler Schröder verliert Sonderrech­te

Büro und Personal gestrichen – Fall wühlt Debatte über Bezüge von Ex-Kanzlern auf

- Von Stefan Hantzschma­nn Und Theresa Münch

Berlin – Der Bundestag hat Altkanzler Gerhard Schröder einen Teil seiner Sonderrech­te als früherer Regierungs­chef in Deutschlan­d entzogen. Der Haushaltsa­usschuss beschloss am Donnerstag die Abwicklung seines Büros, wie die Nachrichte­nagentur dpa aus Ausschussk­reisen erfuhr. Das verblieben­e Personal soll anderweiti­ge Aufgaben übernehmen, hieß es in einem Antrag der Ampel-Koalition, der im Ausschuss eine Mehrheit fand. Anrecht auf ein Ruhegehalt und auf Personensc­hutz hat der Altkanzler aber weiter. Die Union hätte dem SPD-Politiker am liebsten auch sein Ruhegehalt gestrichen. Sie warf Schröder unter anderem vor, dem internatio­nalen Ansehen Deutschlan­ds zu schaden.

Nähe zu Russland

Schröder steht wegen seiner Russland-Kontakte, seiner Nähe zum russischen Präsidente­n Wladimir Putin und seiner Posten bei russischen Staatskonz­ernen massiv in der Kritik. Der heute 78-Jährige war von 1998 bis 2005 Bundeskanz­ler. Danach übernahm er Aufgaben unter anderem für die Pipeline-Gesellscha­ft Nord Stream, die russische Gazprom und den Energiekon­zern Rosneft.

Weil er sich davon nach Beginn des russischen Angriffskr­ieges auf die Ukraine nicht distanzier­te, forderte ihn die SPD-Spitze zum Parteiaust­ritt auf. Es gibt auch Anträge auf einen Parteiauss­chluss.

Bisher stehen Altbundesk­anzler und Altbundesk­anzlerinne­n ein von ihrer Amtszeit abhängiges Ruhegehalt sowie auf Lebenszeit ein Büro mit Mitarbeite­rn, ein Fahrer und eine Erstattung von Reisekoste­n zu. Nun regelt die Ampel-Koalition die Alimentier­ung früherer Bundeskanz­ler und Bundespräs­identen neu und macht sie davon abhängig, ob die früheren Top-Politiker tatsächlic­h noch Aufgaben übernehmen, also etwa Schirmherr­schaften haben.

In dem Antrag werden Schröders Verbindung­en zu russischen Konzernen oder Putin nicht genannt. Hintergrun­d ist die Befürchtun­g, dass dies rechtlich angreifbar wäre. Es soll nicht der Eindruck entstehen, der Altkanzler

werde für eine umstritten­e Meinung bestraft.

Auswirkung­en auf Merkel

Perspektiv­isch könnte der Beschluss auch Auswirkung­en auf Angela Merkel haben. Die

CDU-Politikeri­n verfügt über ein Büro und bekam erst vor wenigen Monaten neun Mitarbeite­r mit Gehältern bis zu 10 000 Euro bewilligt. Das sind zwei Mitarbeite­r mehr als Schröder nach seiner Kanzlersch­aft hatte.

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Dpa-BILD: Nietfeld Steht wegen seiner Russland-Kontakte in der Kritik: Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) nach einer Kanzlersch­aft sind gesetzlich geregelt. Sie können sich aus verschiede­nen Aufgaben während der politische­n Karriere zusammense­tzen. Die verschiede­nen Ansprüche werden teils miteinande­r verrechnet.
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