„Eine wilde Ecke im Garten“
Gartenprofis geben Tipps für Artenvielfalt und Pflanzenschutz
Für Gartenfreunde ist jetzt die schönste Zeit des Jahres – alles wächst und gedeiht, überall grünt und blüht es. Doch leider lieben Schädlinge wie Raupen, Blattläuse, Käfer und Schnecken Gärten ebenso. Das Ergebnis: kahl gefressene Büsche, welke Pflanzen, ungenießbare Früchte und zerstörte Gemüsebeete. Wie sich Schädlingen auf natürliche Art und Weise beikommen lässt und worauf es dabei ankommt, das verrieten Gartenprofis in der Sprechzeit. Hier die wichtigsten Tipps zum Nachlesen:
Wie kann ich schon bei der Bepflanzung des Gartens Schädlingen vorbeugen
Ingo Schlieder: Schon die Auswahl der passenden Pflanzen am passenden Standort schont die Pflanzen vor Stress und sorgt dafür, dass sie weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge werden. Bei Gemüse und Obst kann man durch gezielte Sortenwahl Krankheiten und Schädlinge sogar nahezu ausschließen. Beispiele sind die Schorfund Mehltauresistenz bei bestimmten Apfelsorten sowie die Lausresistenz bei Salat. Wählt man bei der Bepflanzung heimische Stauden und Gehölze aus, siedeln sich zudem natürliche Fressfeinde von Schädlingen an. Darunter fallen viele Insekten wie Marienkäfer und Florfliegen, aber auch Vögel wie Meisenarten, die gezielt auf die Jagd nach Schädlingen gehen.
Welche Pflanzen sind besonders resistent gegen Schädlingsbefall
Werner Ollig: Gut versorgte Pflanzen, die am richtigen Standort stehen. Gut versorgt heißt aber nicht „viel hilft viel“. Das gilt besonders für den Einsatz von Dünger, zumal wenn er viel Stickstoff enthält. Wichtig ist vielmehr ein humusreicher, lebendiger
Boden. Beim Kauf von Pflanzen sollten Sie unbedingt auf das Etikett schauen. Es gibt Aufschluss darüber, ob es sich um wenig anfällige, robuste, widerstandsfähige oder resistente Sorten handelt – und nur solche gehören in den Garten.
Welche Rolle spielt der Dünger beim Pflanzenschutz
Sabine Klingelhöfer: Es ist wie beim Menschen: Werden Pflanzen ausreichend und mit den richtigen Nährstoffen versorgt, sind sie widerstandsfähiger. Dabei ist es hilfreich, Pflanzen mit organischem Dünger zu versorgen. Der enthält sehr viel mehr Inhaltsstoffe als die mineralischen Dünger. So sind in organischen Düngern immer auch Mikroorganismen enthalten, die den Boden beleben und damit für vitaleres Wachstum sorgen. In Azet-Düngern sind darüber hinaus noch natürliche Mykorrhiza-Pilze enthalten, die für eine bessere Wasserversorgung der Pflanzen sorgen und damit für weniger Stress bei Trockenheit.
Wie schaffe ich gute Bedingungen für Marienkäfer und andere nützliche Insekten
Werner Ollig: Indem Sie blühenden Pflanzenschutz betreiben! Kultivieren Sie viele blühende Pflanzen über das ganze Jahr hinweg. Schaffen Sie auch mal ein „wildes Eck“als Lebensraum, in dem Sie alles einfach wachsen lassen und das Sie nicht mähen. Denn dort siedeln sich Nützlinge, Insekten und andere Gartenbewohner an, dort finden auch Vögel Samen und Nahrung. So bereichern Sie eine Artenvielfalt in Ihrem Garten, die ihren Pflanzen gut tut.
Was hilft gegen Blattläuse, wenn sich keine Marienkäfer anfinden
Sabine Klingelhöfer: Wichtig ist zunächst, dass Sie feststellen, ob wirklich keine nützlichen Insekten vorhanden sind. Ist das der Fall, sollten Sie bei der Wahl des Pflanzenschutzmittels darauf achten, dass es aus natürlichen Rohstoffen besteht und Bienen schützt. Es gibt Mittel, die Kali-Seife enthalten und sogar für den ökologischen Anbau zugelassen sind.
Wie kann ich das Bodenleben auf natürliche Art verbessern
Ingo Schlieder: Ein bepflanzter oder gemulchter Boden bietet dem Bodenleben Nahrung und Lebensraum. Eine Düngung mit rein organischen Düngern wirkt wie
Futter für die Mikroorganismen und andere Lebewesen im Boden. Sie sind es, die organische Masse in Nährstoffe für die Pflanzen umwandeln. Für eine hohe Vermehrungsrate des Bodenlebens sorgen Sie, wenn Sie zusätzlich einen organischen Bodenaktivator einsetzen.
Woran erkenne ich, welche Schädlinge meine Pflanzen befallen haben
Ingo Schlieder: Schädlinge wie die Blattlaus oder Schnecken lassen sich mit bloßem Auge selbst sicher bestimmen. Doch in vielen Fällen ist es schwierig zu erkennen, unter welchen Schädlingen oder welcher Krankheit eine Pflanze leidet. Hilfe gibt es bei Bestimmungsseiten im Internet wie der Datenbank Arbofux der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, wo man durch eine Reihe von Auswahlkriterien zum Ziel gelangt. Noch einfacher geht es zum Beispiel mit der Pflanzendoktor-App von Neudorff. Man nimmt mit der Handykamera ein Bild auf, die App vergleicht es mit einer Datenbank und liefert das passende Ergebnis nebst Behandlungsplan.
@ Den vollständigen Bericht mit allen Fragen und Antworten lesen Sie auf : www.nwzonline.de/ gartenzeit
Die Experten der Sprechzeit:
■ Sabine Klingelhöfer; Gartenbauingenieurin, W. Neudorff GmbH KG, Emmerthal
■ Dr. Andreas Mesch; Technischer Leiter, GLORIA Hausund Gartengeräte GmbH, Witten
■ Werner Ollig; Diplom-Agraringenieur, Leiter der Gartenakademie Rheinland-Pfalz, Neustadt/Weinstraße, Vizepräsident der Deutschen Gartenbaugesellschaft 1822 e.V.
■ Ingo Schlieder; Gärtnermeister Fachrichtung Baumschule und selbstständiger „Gartendoktor“, Mettmann