Nordwest-Zeitung

Plan 2022 steht – doch was ist er wert?

Ammerlände­r Rohde sieht schwierige Ausgangsla­ge – Neuverschu­ldung: 139 Milliarden Euro

- Von Ulrich Steinkohl Und Theresa Münch

Berlin – Der Bundeshaus­halt 2022 mit einem Volumen von rund 496 Milliarden Euro und einer Neuverschu­ldung von knapp 139 Milliarden Euro steht – doch niemand weiß, was das Zahlenwerk wert ist. Denn die Folgen des UkraineKri­egs und die Nachwirkun­gen der Corona-Pandemie bergen kaum kalkulierb­are Risiken. „Wir haben eine schwierige haushaltsp­olitische Ausgangsla­ge“, brachte es der haushaltsp­olitische Sprecher der SPD-Bundestags­fraktion, Dennis Rohde (Wahlkreis Oldenburg/Ammerland), am Freitag auf den Punkt. Die Haushaltsa­ufstellung sei „von vielen Unsicherhe­iten geprägt“. Aus Sicht der Opposition ist sie zudem durch zu hohe Nettokredi­taufnahme gekennzeic­hnet.

Das Verfahren

Der Haushaltsa­usschuss des Bundestags hatte die Etatberatu­ngen in der Nacht zum Freitag abgeschlos­sen. In einer rund 15 Stunden dauernden sogenannte­n Bereinigun­gssitzung ging er alle Einzeletat­s durch. Dabei wurde das Ausgabevol­umen nochmals leicht erhöht, sodass es jetzt bei 495,79 Milliarden Euro liegt. Nicht mehr gedreht wurde an der Neuverschu­ldung – 138,94 Milliarden Euro. Der Bundes

Stellten die konkreten Ergebnisse vor: die haushaltsp­olitischen Sprecher der Ampel-Fraktionen, Sven-Christian Kindler (von links, Grüne), Dennis Rohde (SPD) und Otto Fricke (FDP)

tag will den Etat zwischen 30. Mai und 3. Juni verabschie­den.

Änderungen

Die Bereinigun­gssitzung ist üblicherwe­ise auch die Gelegenhei­t, um noch Änderungen in letzter Minute vorzunehme­n. So berichtete der Grünen-Haushaltsp­olitiker Sven-Christian Kindler, dass nochmals 200 Millionen Euro für internatio­nalen Klimaschut­z und internatio­nale Biodiversi­tät bereitgest­ellt worden seien. Weitere 400 Millionen Euro habe man für die Digitalisi­erung der Schiene in den kommenden Jahren draufgeleg­t. Die Investitio­nen seien um 705 Millionen auf 51,5 Milliarden Euro erhöht worden. Das Auswärtige Amt sei im Vergleich zum ersten

Entwurf um knapp 1 Milliarde Euro gestärkt worden. Auch die geplante 1 Milliarde Euro an Liquidität­shilfe für die Ukraine wurde laut Rohde noch aufgenomme­n.

■ Kritik

Bei der Opposition stieß das Zahlenwerk auf Kritik. Die Union hält eine Senkung der Neuverschu­ldung um 88 Milliarden Euro für möglich. Dazu sollten Milliarden-Rücklagen jetzt und nicht erst künftig aufgelöst sowie Einsparung­en vorgenomme­n werden.

Gesine Lötzsch, die haushaltsp­olitische Sprecherin der Linken, rechnete vor, dass die „regulären Rüstungsau­sgaben“– also ohne das geplante 100-Milliarden-Sonderverm­ögen – mit 50,3 Milliarden Euro so hoch seien wie nie zuvor.

Der AfD-Haushaltsp­olitiker Peter Boehringer nannte die Schuldenqu­ote von 28 Prozent „schon gigantisch, unglaublic­h hoch“. Dabei wäre ein Haushalt ohne neue Schulden möglich.

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Dpa-BILD: von Jutrczenka

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