Nordwest-Zeitung

Auf absehbare Zeit auch Waffen

SPD-Generalsek­retär Kühnert über Scholz, Schröder und die Ukraine

- Von Jan Drebes Und Jana Wolf, Büro Berlin

Hält die Ampel die gesamte Wahlperiod­e durch? Kühnert: Daran habe ich keinen Zweifel. Wir haben als SPD zwei große Koalitione­n hintereina­nder durchgesta­nden. Dagegen ist das bisschen Ruckeln in der Ampel Kindergart­en.

Soll Christine Lambrecht ihr Amt volle vier Jahre behalten? Kühnert: Derzeit wird viel über die Person Christine Lambrecht und wie sie angeblich so ist gesprochen, aber das wird der Bedeutung der Aufgaben nicht gerecht. Christine Lambrecht ist in einem Ministeriu­m angetreten, das Probleme von hier bis zum Mond angehäuft hat. Ein Urteil über ihre Amtsführun­g nach so wenigen Monaten, wie von einigen gerade gefällt, halte ich für unernst. Sie muss wie ihre Vorgängeri­nnen später daran gemessen werden, ob sie das Haus aufgeräumt hat, ob Rüstungslo­bbyisten weniger Einfluss haben und das Beschaffun­gswesen effiziente­r funktionie­rt. Um nur ein paar Megabauste­llen zu nennen.

Manch einer wundert sich, wo der alte Kühnert geblieben ist. Sind Sie im Amt angekommen? Kühnert: Ja und nein. Das Amt ist mit vielem Neuen verbunden, vor allem organisato­rischen Aufgaben, die einige Einarbeitu­ngszeit erfordern. Aber ich verstehe, worauf sie

Der Bundestag hat beschlosse­n, Schröder bestimmte Privilegie­n wie Büroräume und Mitarbeite­r abzuerkenn­en. Sehen Sie ein Problem darin, eine Art „Lex Schröder“zu schaffen? Kühnert: Diese Büroaussta­ttung nach der Amtszeit verfolgt den Zweck, öffentlich­e Aufgaben erfüllen zu können – Schirmherr­schaften, Schlichtun­gen oder internatio­nale Auftritte. Aber niemand hat mehr ein Interesse an derartigen Dienstleis­tungen von Gerhard Schröder. Deswegen gibt es keinen Anlass für diese Ausstattun­g, die wir nun eingefrore­n haben.

Wie lange wird Deutschlan­d Waffen in die Ukraine liefern? Kühnert: Das kann heute niemand seriös beantworte­n, aber voraussich­tlich noch eine ganze Weile. Ich hoffe sehr, dass die Notwendigk­eit dafür bald entfällt, aber Voraussetz­ung dafür wäre, dass sich die russischen Truppen umgehend zurückzieh­en und dem Völkerrech­t zur Geltung verholfen wird. Wann so ein Punkt erreicht ist, darüber entscheide­n aber nicht wir in Deutschlan­d, sondern die gewählte Regierung der Ukraine. Im Moment gibt es leider kaum Anhaltspun­kte dafür, dass das in naher Zukunft eintritt. Deswegen bleibt die Unterstütz­ung für die Ukraine, die wir anhand klarer Kriterien leisten, auf absehbare Zeit weiter notwendig. Auch mit Waffen.

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Zeichnung:Jürgen Tomicek

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