Generalsekretär der SPD
hinauswollen. Manche haben ja kritisiert, dass es nicht zu mir passen würde, dass ich nach unserem Abschneiden bei der NRW-Wahl nicht einfach „draufhaue“. Das ist aber ein Missverständnis. Ich halte Selbstgeißelung für kein hilfreiches politisches Konzept. Und Lautstärke ersetzt auch nicht das Nachdenken.
Tut Ihnen die Rolle als KanzlerPrätorianer, der Scholz den Rücken freihalten muss, weh? Kühnert: Ich erlebe gegenüber der SPD oft, dass mit den Gegensätzen von gestern versucht wird, die Gegenwart und Zukunft zu beschreiben. Die alte Erzählung aus Groko-Zeiten von Olaf Scholz und mir als Gegenspieler trifft aber seit geraumer Zeit nicht mehr zu und ehrlich gesagt ist dieses Bild auch unpolitisch, weil es alles ausblendet, was zwischendurch passiert ist. Die SPD ist heute programmatisch auf der Höhe und Olaf Scholz führt die Regierung mit klar sozialdemokratischem Kurs.
Kevin Kühnert (32)
Da spule ich nicht einfach eine alte Kassette ab, nur weil das so erwartet wird. Das wäre Folklore. Kanzler Scholz ist für den SPD-Generalsekretär der entscheidende Partner, denn sein Erfolg ist untrennbar mit dem Erfolg der Sozialdemokratie verbunden. Und wenn ich finde, dass er was anders machen sollte, dann sage ich ihm das nicht in der Berliner Runde am Wahlabend, sondern persönlich.
Kommen wir zu Altkanzler Gerhard Schröder. Das EU-Parlament will ihn auf die Sanktionsliste setzen. Gut so? Kühnert: Ich habe keinen Anlass, eine schützende Hand über ihn zu halten. Wenn es klare, objektive Kriterien für Sanktionslisten gibt, dann gelten die natürlich für alle. Ob das hier der Fall ist, müssen andere bewerten. Ich nehme aber zur Kenntnis, dass Herr Schröder jetzt wohl nicht ganz zufällig von seinem RosneftMandat zurückgetreten ist. Leider viel zu spät.