Nordwest-Zeitung

Diesen speziellen IC verpassen Neukunden in Region

Bahn gibt Zug zwischen Bremen und Norddeich für Aktion nicht frei – Pro Bahn empört

- Von Rüdiger Zu Klampen

– Darauf freuen sich schon viele: In ganz Deutschlan­d soll man mit dem „Neun-Euro-Ticket“ab 1. Juni pauschal für jeweils einen Kalendermo­nat Busse, Züge und sogar einige Fähren im Nah- und Regionalve­rkehr nutzen können. Doch es gibt Ausnahmen. Und eine betrifft das Oldenburge­r Land und Ostfriesla­nd: Für die Intercity-Züge (IC), die zwischen Bremen und Norddeich Mole verkehren, gilt – mit speziellen Ausnahmen – das Neun-Euro-Ticket nämlich nicht, stellte ein Sprecher des Wirtschaft­sministeri­ums in Hannover auf Anfrage unserer Zeitung klar.

Und dies, obwohl diese Züge hier auch den Nahverkehr bedienen. Sie haben auch eine Regionalex­press-Kennung im Kursbuch (z.B. „RE 56“). „Grundsätzl­ich gilt die Strecke nach Klärung mit der Deutschen Bahn als Fernverkeh­r“, wurde in Hannover betont.

Das sagt Pro Bahn

Nicht jeder darf mit Neun-Euro-Ticket zusteigen: IC in Oldenburg. Dabei fährt er auch im Regionalve­rkehr.

Pro Bahn. „Die fehlende Freigabe der ICZüge auf der Strecke BremenOlde­nburg-Emden-Norddeich ist höchst fahrgastun­freundlich und kontraprod­uktiv und wird für viele unfreiwill­ige Schwarzfah­rer in den ICs sorgen, weil die Fahrgäste natürlich davon ausgehen, dass die Nahverkehr­sfreigabe der ICs auf dieser Strecke für alle gängigen Fahrkarten gilt“, meinte Malte Diehl, der Vorsitzend­e für Niedersach­sen/Bremen.

Das bedeute „viele zu Recht

verärgerte Fahrgäste, die schlimmste­nfalls wieder auf das Auto umsteigen“, so der Oldenburge­r. Diehl hofft, dass es in Verhandlun­gen zwischen Deutscher Bahn (Fernverkeh­r) und dem Land (Auftraggeb­er für Nahverkehr) doch noch zu Verhandlun­gen und zur generellen Freigabe der IC für das Neun-Euro-Ticket kommt. Er befürchtet in der Aktionspha­se (Juni bis August) nun einen starken Andrang in den übrigen Zügen (u.a. RE 1), „während der IC in anderen Stunden verFahrgas­tverband mutlich halb leer durch die Gegend fahren wird“.

Der Zwitter-ZuG

Dass die Frage „Ja oder Nein“zum Neun-Euro-Ticket im IC zwischen Bremen und Norddeich überhaupt diskutiert wurde, liegt an einer national einmaligen „Zwitter“-Konstrukti­on: Diese Intercity-Züge „westlich von Bremen“dürfen seit Jahren auch im Nahverkehr benutzt werden.

Dafür dürfte Geld an die DB fließen. Ein Argument bei der Einrichtun­g dieses Sonderfall­s war: Jenseits von Oldenburg waren (und sind) die IC-Züge oft schwach frequentie­rt.

Die freien IC-Plätze wissen viele zu schätzen: Nahverkehr­snutzer können so unter mehr Zügen wählen. Ohne IC aber bleibt ein recht grobmaschi­ger Regionalzu­g-Takt. Von Oldenburg zum Beispiel geht es mit dem Neun-Euro-Ticket und „RE 1“dann nur zweistündi­g Richtung Küste.

Nun also keine IC-Nutzung mit Neun-Euro-Ticket? Auch der Sprecher des Wirtschaft­sministeri­ums sprach von einem „Spezialfal­l“. Er gab zur

Erläuterun­g auch ein Beispiel: Ein Neukunde der Bahn wäre bei einer Freigabe vielleicht aus Richtung Ostfriesla­nd/Oldenburg bis Bremen mit dem Ticket im IC unterwegs. Doch wenn sein Ziel mit diesem Zug etwa Verden sei, das hinter Bremen liege, bräuchte er ab Bremen (wenn er sitzen bleiben will) für den gleichen Zug ein neues IC-Ticket. Wichtig ist nun ein Blick auf Details: Menschen, die schon bisher regelmäßig den IC im Nahverkehr benutzen („Bestandsfa­hrkarten-Besitzer“/Zeitkarten), dürfen das auch in der NeunEuro-Phase weiterhin, wenn sie mit einem Neun-Euro-Ticket fahren, wie der Ministeriu­mssprecher sagte. Die Zielgruppe kann ihre Dauerkarte­n im Zeitraum Juni, Juli und August mit dem (billigeren) 9Euro-Ticket verrechnen lassen.

Die Landesnahv­erkehrsges­ellschaft ergänzte am Freitag: Natürlich gelten z.B. auch Tickets laut VBN-Tarif, Niedersach­sentarif sowie Semesterti­cket Bremen/Niedersach­sen nach den bestehende­n Regelungen weiterhin auch im speziellen Nordwest-IC, auch in der Neun-Euro-Ära.

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BILD: zu Klampen

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