Malerisches Gespür mit fast allen Sinnen
„Wolfgang Heimbach – Ungehört“bietet erstmals Blick auf Gesamtwerk des gehörlosen Malers
1919 Das US-Repräsentantenhaus billigt das Stimmrecht für Frauen. Am 4. Juni 1919 wird der 19. Verfassungszusatz vom Senat verabschiedet.
1871 Französische Regierungstruppen beginnen mit dem Angriff auf die Pariser Kommune und erobern nach mehrtägigem Kampf die Stadt. Die „Commune“war ein revolutionärer Stadtrat.
Geburtstage: Katharina Wagner (1978/Bild), Opernregisseurin, Künstlerische Leiterin und Geschäftsführerin der Bayreuther Festspiele; Conrad Felixmüller (1897-1977), Maler und Grafiker
Todestag: Niki de Saint Phalle (1930-2002), französischamerikanische Künstlerin („Nanas“); John Gielgud (19042000), britischer Schauspieler und Regisseur, Oscar 1981
Namenstag:
Hermann, Konstantin
Oldenburg – Der Blick fällt auf den verlassenen Esstisch, auf Reste von Fleisch und Brot, einen Bierhumpen, ein Weinglas. Und auf die alterslose Frau hinterm Fenster, die auf die Hinterlassenschaft schaut, weil sie neugierig ist. Und hungrig? Oder schaut sie vielmehr uns selbst an und ertappt uns als Betrachter, gar als Voyeur?
Wolfgang Heimbach ist ein Meister der Imagination; auch, weil er als von Geburt an gehörloser Maler des 17. Jahrhunderts diese Sinneswahrnehmung überbrücken musste. Und das zu einer Zeit, als kranke oder körperlich eingeschränkte Menschen als nicht vorzeigbar galten und sogar weggesperrt wurden.
Bis 28. August zu sehen
Bis zum 28. August zeigt das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg die von Kristina Hoppe kuratierte Ausstellung „Wolfgang Heimbach – Ungehört“im Augusteum, die weltweit erste Retrospektive des Barockmalers, der aus Ovelgönne in der Wesermarsch stammt und in Oldenburg und Bremen seinen regionalen Wirkungskreis fand.
Darüber hinaus reiste er nach Neapel, Rom und Florenz, bevor er als Haus-, Hofund Auftragsmaler für den Oldenburger Grafen Anton Günther, den dänischen König Frederik III. und den Fürstbischof von Münster tätig war. Doch nicht nur die namhaften Auftraggeber verleihen Heimbachs
Malerei eine europäische Dimension: In seinen Werken erkennen Experten Einflüsse der niederländischen Barockmalerei mit denen Italiens und des Caravaggismus auf hohem Niveau.
Die bemerkenswerte Ausstellung versammelt rund 50 Gemälde aus allen Schaffensphasen des Künstlers und bildet damit erstmals einen Querschnitt durch das faszinierende Gesamtwerk Heimbachs. Gemälde aus dem Bestand des Landesmuseums werden ergänzt durch zahlreiche herausragende Leihgaben aus dem In- und Ausland. Neben filigranen und detailreichen Kleinformaten zeugen effektvoll beleuchtete Alltagsszenen, Herrscherbildnisse sowie seltene Historienbilder und Stillleben von Heimbachs außergewöhnlicher Künstlerpersönlichkeit.
Themen der Gegenwart
Die stellvertretende Museumsdirektorin Dr. Anna Heinze freut sich, „dass der viel zu lange von der Kunstgeschichte kaum beachtete Wolfgang Heimbach nun endlich einem breiten Publikum vorgestellt werden kann und einmal mehr deutlich wird, wie anhand eines Alten Meisters auch Themen der Gegenwart verhandelt werden können.“