Nordwest-Zeitung

Vorsicht bei Altschnee auf alpinen Wanderunge­n

Gefahr häufig unterschät­zt – Boden erwärmt – Schneefeld­er können als Ganzes abrutschen

- Von Tom Nebe

Bad Heilbrunn – In den Bergen kann bis weit in den Frühling hinein noch Schnee liegen. Doch das Risiko wird immer wieder unterschät­zt – teils mit tragischen Folgen. Umso wichtiger sind diese Tipps.

Die Gefahr von Altschneef­eldern und Nassschnee­lawinen sollten Wanderer nicht unterschät­zen, selbst wenn im Tal bereits angenehm warme Temperatur­en herrschen. Darauf weist der Verband Deutscher Berg- und Skiführer hin.

Altschneef­elder könnten sich im alpinen Raum insbesonde­re in nordseitig­en Gebieten hartnäckig und durchaus bis in den Frühsommer hinein halten. „Die Hauptgefah­r auf Altschneef­eldern besteht in den Vormittags­stunden, wenn sie nach einer kalten Nacht noch hartgefror­en sind“, sagt Dirk Schulte aus dem Vorstand des Verbands. Die Felder könnten auch an sich einfache Wanderwege unpassierb­ar machen.

Spikes und Tritt-Technik

Beim Überqueren besteht Ausrutsch- und Absturzgef­ahr. Das Anlegen von Spikes erhöht die Trittsiche­rheit auf hartem Schnee. Wer keine Spikes hat, sollte sich mit Trittstufe­n helfen. Das bedeutet, man tritt kleine „Stufen“in den Schnee.

Generell sollte man dafür auf Wanderschu­he mit starkem Profil, stabiler, verwindung­sarmer Sohle sowie festem Schnürsyst­em setzen. Wanderschu­he der Kategorie

Im Frühjahr gibt es noch Schneefeld­er.

C sind laut dem Verband so konzipiert.

Im Laufe des Tages sind die Altschneef­elder zwar leichter zu passieren. Man sollte sich aber bewusst sein, dass sie dann aufgrund des schon erwärmten Bodens als Ganzes abrutschen können, so Schulte.

Der Rat: Wanderer sollten sich im Vorfeld dazu schlaumach­en, auf welcher Seite des Bergs ihre Route entlangfüh­rt und im Zweifel lieber südseitige Strecken wählen. Auf sie scheint länger die Sonne, das macht Altschneef­elder unwahrsche­inlicher.

Rückkehr statt Risiko

Doch Vorsicht: Auf südseitige­n Lagen besteht besonders im Frühling das Risiko von Nassschnee­lawinen. Vorbeugend gilt es, Lawinenlag­eberichte aus der Region zu prüfen, sofern diese noch herausgege­ben werden.

Ansonsten empfiehlt der Verband, schneebede­ckte Hänge an Südseiten „unbedingt“

am frühen Vormittag und idealerwei­se nach einer zuvor kalten Nacht zu queren. Dann sei die Lawinengef­ahr deutlich geringer.

Um nicht abzurutsch­en, gelten in dem Fall aber wieder die obigen Ratschläge zum Queren harter Schneefeld­er: passendes Schuhwerk und korrekte Tritt-Technik oder Spikes.

Wer unsicher ist, kehrt im Zweifel lieber um, als sein Leben zu riskieren. Allein in den deutschen Alpen sind in diesem Frühjahr schon mehrere Wanderer tödlich verunglück­t, weil sie auf schneebede­cktem Grund den Halt verloren haben und abgestürzt sind. Schulte sagt: „Oben war man erst, wenn man wieder unten ist – es steckt viel Wahrheit in diesem Spruch.“

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DPA-BILD: Uwe Lein

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