Zusammen ist man nicht allein
Im Oldenburger Land wird gerne gefeiert. Die kulturellen Praktiken des Feierns werden in der Region Oldenburger Münsterland in ihren unterschiedlichen Ausprägungen konkret erforscht.
Zu dieser Thematik ist 2021 auch die Publikation „Zusammen ist man nicht allein – wie junge Menschen feiern“von Malaika Winzheim entstanden. Bei dem Buch handelt es sich um den ersten Band der Schriften zur Alltagskultur im Oldenburger Münsterland, die von Christina Aka für das dort ansässige Kulturanthropologische Institut herausgebracht werden.
Die 143-seitige Publikation gibt Einblick in eine empirische Forschung zu regionalspezifischen, kulturellen Praktiken von Jugendlichen, die Malaika Winzheim im Rahmen ihres zweijährigen Volontariats durchgeführt hat. Dabei befasst sich die Autorin nicht nur mit Geburtstagsbräuchen, sondern auch mit saisonalen Ereignissen wie zum Beispiel Erntedankfesten oder auch Kohltouren. Die Ausführungen werden durch vielfältiges Bildmaterial veranschaulicht.
Die Autorin leitet ihre Arbeit mit einem Überblick über das Themengebiet der Brauchund Jugendkultur sowie Festen als Teilbereich ein. Hierbei geht Malaika Winzheim auch auf ihre empirische Forschungsmethode der Befragung ein.
Anschließend befasst sie sich zunächst mit dem Abtanzball als eine Art Übergangsritual vom Kind zum Teenager und stellt den hohen gesellschaftlichen Stellenwert dieses Ereignisses für die beteiligten sozialen Akteure dar. Es folgen Auseinandersetzungen mit lokal charakteristischen Bräuchen zum 16., 25. und 30. Geburtstag, Schulabschlussbräuche sowie tradierte performative Handlungen anlässlich der Ehe und Familiengründung.
Dass die soziale Komponente eine zentrale und entscheidende Rolle bei der praktischen Ausübung der vielfältigen Feierlichkeiten spielt, betont Malaika Winzheim in einem weiteren Kapitel. Sie geht hierunter insbesondere auf die sozialen Gruppen ein, die in den Interviews am häufigsten genannt wurden, wie z. B. Cliquen, Messdienerschaft, Vereine, Nachbarschaft oder auch die Dorfjugend. Ihre Ausführungen erscheinen durch die eingeschobenen Interviewzitate besonders lebendig und vor allem authentisch.
Der informative Gehalt der Arbeit, der einige Eigentümlichkeiten, wie die traditionelle Beerdigung der Junggesellenhose oder das Feiern nach der Feier, das sogenannte Frühschoppen erklärt, erhellt nicht nur die regionale Festkultur für Außenstehende, sondern bringt die Leserinnen und Leser auch gelegentlich zum Schmunzeln. Das Buch klärt nicht nur auf über die unterschiedlichen Rituale, Zeremonien und Bräuche der lokalen Festkultur, sondern ist zugleich auch äußerst unterhaltsam und weckt Interesse, mehr darüber zu erfahren.
Malaika Winzheim macht außerdem deutlich, wie die derzeitige Corona-Pandemie Einfluss auf ihr Forschungsvorhaben genommen hat und reflektiert auch im Ausblick eine Zukunftsperspektive hinsichtlich möglicher Auswirkungen der pandemischen Lage auf die lokale Festkultur.
Malaika Winzheim: Zusammen ist man nicht allein – wie junge Menschen feiern, Schriften zur Alltagskultur im Oldenburger Münsterland, für das Kulturanthropologische Institut Oldenburger Münsterland herausgegeben von Christine Aka, Band 1, Verlag: Museumsdorf Cloppenburg – Niedersächsisches Freilichtmuseum, Cloppenburg 2021, 143 S., Abb., Hardcover, ISBN 978-3938061-44-2, Preis: 12,90 Euro. Merle Bülter