84 000 Arbeitslose müssen aufstocken
Gerhard Schröder bekommt Hilfe von unerwarteter Seite: FDP-Bundesvize Kubicki findet, der Ex-Kanzler sollte nun in Ruhe gelassen werden. Bundeskanzler Olaf Scholz sieht das anders.
Berlin – Fast jeder zehnte regulär Arbeitslose muss zusätzlich staatliche Hilfe beantragen, um finanziell über die Runden zu kommen. Das geht aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach waren im vergangenen Jahr 84 000 Bezieherinnen und Bezieher des regulären Arbeitslosengeldes auf ergänzende Hilfe oder Hartz IVLeistungen angewiesen. Das entsprach neun Prozent aller Arbeitslosengeld-I-Bezieherinnen und -Bezieher. Das Ministerium bezieht sich in seiner Antwort auf Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA).
2021 lag der durchschnittliche Zahlbetrag von Arbeitslosengeld I an Pflichtversicherte bei rund 1072 Euro, so das Ministerium. Schon dieser Betrag lag damit gut 100 Euro unterhalb der sogenannten Armutsgefährdungsschwelle. Als armutsgefährdet in der EU gilt, wer monatlich weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens eines Landes zur Verfügung hat.
„Wenn neun Prozent aller Menschen zusätzlich zum Arbeitslosengeld Hartz IV brauchen, läuft etwas gewaltig schief. Die Leute fragen sich zu Recht, warum sie überhaupt Beiträge an die Arbeitslosenversicherung abführen, wenn das Arbeitslosengeld nicht mal ihre Existenz absichert, vom Lebensstandard ganz zu schweigen“, sagte Linken-Politikerin Jessica Tatti. Das Arbeitslosengeld müsse kinderunabhängig auf 68 Prozent des pauschalierten Nettoentgeltes angehoben werden.