Signal an Peking und Pjöngjang
Keine andere Nation dürfte die Reaktion des Westens auf den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine interessierter beobachten als China. Territoriale Ansprüche Pekings und eine mögliche militärische Aggression gegenüber Taiwan haben in der asiatisch-pazifischen Region für große Sorgen gesorgt – wobei sich zu den Unwägbarkeiten noch das unberechenbare Verhalten der Diktatur in Nordkorea gesellt. Der derzeitige Besuch von US-Präsident Joe Biden, der von Südkorea weiter nach Japan reiste, kommt deshalb zu einem für den Westen strategisch wichtigen Zeitpunkt. Allein in Südkorea haben die USA immer noch fast 30 000 Soldaten stationiert – was eigentlich der offiziellen Argumentation des Weißen Hauses für den vollzogenen Afghanistan-Abzug widerspricht. Denn damals hieß es, dass die Weltmacht nicht langfristig größere Truppenkontingente nahe oder in Krisenherden unterhalten solle.
Doch der Faktor China wiegt in der Region, die Biden besucht, schwer. Seine Visite soll deshalb ein klares Signal senden: Seht, wir werden mögliche Aggressionen der Diktaturen in Peking und Pjöngjang nicht zulassen. Nach der Aussage Bidens in Seoul, man werde allen Bedrohungen „gemeinsam begegnen“, dürfte klar sein, dass die USA auf einen Angriff der Nordkoreaner mit direktem militärischen Engagement reagieren dürften. Doch bei China sind die Dinge längst nicht so klar. Sollte sich Peking Taiwan einverleiben, würde Washington aller Voraussicht nach Sanktionen und politischen Druck zum Einsatz bringen. Eine direkte Konfrontation mit einer anderen Weltmacht ist – das hat der Demokrat schon beim Thema Ukraine erkennen lassen – nicht im Interesse der USA. @ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de