Gesellschaftliche Fragen mit Musik beantwortet
Musiker aus 17 Nationen spielen in Lambertikirche – Weiterer Auftritt im Juni
Oldenburg – Gemeinsames Musizieren geschieht im friedlichen Miteinander. Das schließt auch Konflikte oder die Darstellung aktueller Probleme nicht aus. Im Kammerensemble „Konsonanz“spielen 17 verschiedene Nationen zusammen. Beim Konzert „16 Jahreszeiten – Klänge von Gestern, Heute und Morgen“in der Lambertikirche am Samstagabend entwickelte das Streichorchester einen homogenen Gesamtklang und beeindruckte durch rhythmische Prägnanz und eine überzeugend dargebotene dynamische Vielfalt. Dies kam in den lautmalerischen Momenten von Antonio Vivaldis „ Winter“aus seinen „Jahreszeiten“bestens zur Geltung.
Gegenwart und Zukunft
Die armenische Geigerin Anna Melkonyan interpretierte den virtuosen Solopart mit strahlender Tongebung und mitreißender Spielfreude. Bei der Triosonate der französischen Barockkomponistin Elisabeth-Claude Jacquet de la Guerre mischte sich ihr ge
Ton hervorragend mit dem Klang des Violoncellos (Kate Green). Im Dialog und Wechselspiel bewegten sich beide Interpretinnen durch die mannigfaltigen Affekte dieser ausdrucksvollen Sonate mit insgesamt sieben kontrastreichen Sätzen. Cembalist Gabriel Smallwood faszinierte durch sein variables Arpeggien-Spiel und unterstützte die Solostimmen mit rhyth
mischer Flexibilität und ausgefeilter Agogik.
Die Jahreszeiten heute und in der Zukunft wurden durch drei Sätze zum Frühling von Max Richter und die Vertonung eines „ungewissen Sommers“im Jahr 2050 von Hugh Crosthwaite thematisiert. Durch Richters meditative Musik zogen konstante Akkordabläufe und gleichbleibende Motive. Die Klangverschmeidiger
fremdungen im 2021 komponierten Werk „AKQA“von Crosthwaite ist unter Verwendung von Künstlicher Intelligenz entstanden. Seine Musik bildeten auch die Grundlage für den vor dem Konzert gezeigten Film „The uncertain four Seasons“, der mit raschen Bildwechseln die problematische Auswirkung des Klimawandels in naher Zukunft thematisierte.
Konzert im PFL
Wie wird der Mensch auf die vielen Probleme, die der Klimawandel für die ganze Erde mit sich bringt, reagieren? Wird im Jahr 2050 die menschliche Intelligenz von der Künstlichen Intelligenz übernommen?
Eine Antwort des Ensembles „Konsonanz“auf diese Fragen war das dritte Brandenburgische Konzert von Johann Sebastian Bach. Hier zeigte sich in vorbildlicher Weise Bachs enorme künstlerische Intelligenz und die Auswirkung dieser durch die emotionale Intelligenz aller Beteiligten.
Jede einzelne Stimme im Ensemble hatte Bedeutung, wie bei einer wahrhaft gelebten Demokratie, und trat in einen fruchtbaren Dialog mit den Anderen. Es entstand ein natürlich fließendes Klanggewebe voller Lebendigkeit und Lebenskraft.
Das nächste Konzert des Ensembles „Konsonanz“in Oldenburg zu den „16 Jahreszeiten“, mit traditioneller und elektroakustischer Musik, wird am Sonntag, 26. Juni, im PFL stattfinden.