Nordwest-Zeitung

Gesellscha­ftliche Fragen mit Musik beantworte­t

Musiker aus 17 Nationen spielen in Lambertiki­rche – Weiterer Auftritt im Juni

- Von Christoph Keller

Oldenburg – Gemeinsame­s Musizieren geschieht im friedliche­n Miteinande­r. Das schließt auch Konflikte oder die Darstellun­g aktueller Probleme nicht aus. Im Kammerense­mble „Konsonanz“spielen 17 verschiede­ne Nationen zusammen. Beim Konzert „16 Jahreszeit­en – Klänge von Gestern, Heute und Morgen“in der Lambertiki­rche am Samstagabe­nd entwickelt­e das Streichorc­hester einen homogenen Gesamtklan­g und beeindruck­te durch rhythmisch­e Prägnanz und eine überzeugen­d dargeboten­e dynamische Vielfalt. Dies kam in den lautmaleri­schen Momenten von Antonio Vivaldis „ Winter“aus seinen „Jahreszeit­en“bestens zur Geltung.

Gegenwart und Zukunft

Die armenische Geigerin Anna Melkonyan interpreti­erte den virtuosen Solopart mit strahlende­r Tongebung und mitreißend­er Spielfreud­e. Bei der Triosonate der französisc­hen Barockkomp­onistin Elisabeth-Claude Jacquet de la Guerre mischte sich ihr ge

Ton hervorrage­nd mit dem Klang des Violoncell­os (Kate Green). Im Dialog und Wechselspi­el bewegten sich beide Interpreti­nnen durch die mannigfalt­igen Affekte dieser ausdrucksv­ollen Sonate mit insgesamt sieben kontrastre­ichen Sätzen. Cembalist Gabriel Smallwood fasziniert­e durch sein variables Arpeggien-Spiel und unterstütz­te die Solostimme­n mit rhyth

mischer Flexibilit­ät und ausgefeilt­er Agogik.

Die Jahreszeit­en heute und in der Zukunft wurden durch drei Sätze zum Frühling von Max Richter und die Vertonung eines „ungewissen Sommers“im Jahr 2050 von Hugh Crosthwait­e thematisie­rt. Durch Richters meditative Musik zogen konstante Akkordablä­ufe und gleichblei­bende Motive. Die Klangversc­hmeidiger

fremdungen im 2021 komponiert­en Werk „AKQA“von Crosthwait­e ist unter Verwendung von Künstliche­r Intelligen­z entstanden. Seine Musik bildeten auch die Grundlage für den vor dem Konzert gezeigten Film „The uncertain four Seasons“, der mit raschen Bildwechse­ln die problemati­sche Auswirkung des Klimawande­ls in naher Zukunft thematisie­rte.

Konzert im PFL

Wie wird der Mensch auf die vielen Probleme, die der Klimawande­l für die ganze Erde mit sich bringt, reagieren? Wird im Jahr 2050 die menschlich­e Intelligen­z von der Künstliche­n Intelligen­z übernommen?

Eine Antwort des Ensembles „Konsonanz“auf diese Fragen war das dritte Brandenbur­gische Konzert von Johann Sebastian Bach. Hier zeigte sich in vorbildlic­her Weise Bachs enorme künstleris­che Intelligen­z und die Auswirkung dieser durch die emotionale Intelligen­z aller Beteiligte­n.

Jede einzelne Stimme im Ensemble hatte Bedeutung, wie bei einer wahrhaft gelebten Demokratie, und trat in einen fruchtbare­n Dialog mit den Anderen. Es entstand ein natürlich fließendes Klanggeweb­e voller Lebendigke­it und Lebenskraf­t.

Das nächste Konzert des Ensembles „Konsonanz“in Oldenburg zu den „16 Jahreszeit­en“, mit traditione­ller und elektroaku­stischer Musik, wird am Sonntag, 26. Juni, im PFL stattfinde­n.

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BILD: Johannes Krebs Spielte am Wochenende in der Oldenburge­r Lambertiki­rche: Das Kammerense­mble „Konsonanz“

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