Tattoo „Ahoi“auf dem Kreuzfahrtschiff
Xenia Albers aus Augustfehn arbeitet als Tätowiererin an Bord von „Mein Schiff 4“
Apen – Zu Reisen gehören Erinnerungen. Für die meisten Menschen sind das Fotos. Es gibt aber auch Erinnerungen, die unter die Haut gehen. Und dafür ist Xenia Albers zuständig. Die 30-Jährige ist Tätowiererin und verschafft den Gästen an Bord eines Kreuzfahrtschiffes ein Souvenir für die Ewigkeit – eine Tätowierung. Im Alltag betreibt Albers ein Tattoo-Studio in Augustfehn, aber mehrmals im Jahr ist sie als reisende Tätowiererin im „Wildcat“-Tattoostudio auf einem Kreuzfahrtschiff tätig.
Ein kurzes Telefonat mit den Organisatoren des Wildcat-Kollektivs reichte aus, um zu überzeugen. „Zwei Wochen später war ich dann auf diesem Schiff nach Andalusien“, erzählt die Augustfehnerin (Kreis Ammerland). Tui Cruises startete im September 2019 mit dem Tattoo-Angebot, bereits im November 2019 war Xenia Albers mit an Bord und zählte zu den ersten Tätowiererinnen auf diesem Schiff.
Ihre Zeit auf der „Mein Schiff 4“beschreibt die 30-Jährige als „aufregend und unglaublich bereichernd“. Die Tattoo-Künstler werden dort in Gästekabinen untergebracht und können die Vorzüge der Restaurants, Musikund Freizeitangebote gemeinsam mit den Gästen nutzen. Bei Landgang können die Reiseziele erkundet werden. Ob Frankreich, Schweden oder die Kanarischen Inseln: Für die Augustfehnerin ging es bereits quer durch die Welt. „Die Welt bereisen, tolle Menschen kennen lernen und meinen kreativen Traumjob ausüben“, beschreibt die Tätowiererin ihre Arbeit auf See.
Ruhige Hand gefragt
Aber wie ist es überhaupt möglich, ein sauberes Tattoo zu stechen, während das Kreuzfahrtschiff in den Wellen schaukelt? „Das ist gar nicht so
schwer wie man denkt“, erzählt Albers. Abgesehen von extremen Wetterlagen gewöhne sich der Körper schnell an das beständige Schaukeln. Das gelte auch für das Tätowieren, so Albers weiter. Nur bei orkanartigen Stürmen müssen Termine abgesagt werden. Dies sei besonders ärgerlich, denn obwohl sie bis spät in die Nacht hinein tätowiert, können aufgrund der begrenzten Reisedauer nicht immer alle Termine nachgeholt werden.
Wandel in Tattoo-Szene
Obwohl auf dem Kreuzfahrtschiff auch viele junge Paare und Familien ihren Urlaub verbringen, macht insbesondere die ältere Generation einen Großteil ihrer Kunden auf dem Schiff aus, sagt Albers. Für viele sei es auch das erste Tattoo. Gerade Paare entscheiden sich oft für ein gemeinsames Motiv – als Erinnerung an die Reise oder auch zum Hochzeitstag. Beliebt sind dabei maritime Motive wie Anker und Steuerräder oder Koordinaten mit persönlicher Bedeutung. Ein Vorteil liegt in der kurzfristigen Terminvergabe. Normalerweise ist es üblich mehrere Monate auf einen Tattoo-Termin zu warten. Auf dem Schiff beträgt die Wartezeit nur ein bis sieben Tage, ohne das ein Aufpreis gezahlt werden muss.
Das internationale Team auf dem Schiff und die Offenheit der Gäste versprühen viel Inspiration, erzählt die 30-Jährige. Aus der Mischung der verschiedenen Kulturen und Generationen könne sie beruflich und menschlich wertvolle Erfahrungen schöpfen und mit zurück in ihr „KLÄX“-Tattoostudio in Augustfehn nehmen. Eine Weiterentwicklung dieser Art ermöglicht die Betreiberin auch ihren Kolleginnen. Schon bald startet eine weitere Mitarbeiterin aus Augustfehn ihre erste Reise als Tattoo-Künstlerin an Bord eines Kreuzfahrtschiffes.