Nordwest-Zeitung

Griff nach dem Weißen Haus

Wie Donald Trump erneut Amerikas Präsident werden will

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Eine der wichtigste­n unbeantwor­teten Fragen in Washington lautet: Wird Donald Trump nach seiner Niederlage vor zwei Jahren 2024 noch einmal in das Rennen um die Präsidents­chaft einsteigen? Eine offizielle Aussage Trumps dazu gibt es noch nicht. Während Joe Biden bereits erklärt hat, als dann 81-Jähriger erneut antreten und um eine zweite Amtszeit kämpfen zu wollen, gibt es im Lager des Republikan­ers lediglich Indizien, die für eine weitere Kandidatur sprechen. Aber diese Hinweise sind – sieht man sie in ihrer Gesamtheit – ziemlich klar: Amerika und der Rest der Welt müssen 2024 noch einmal mit Trump rechnen.

Aktiver Trump

Zu den Indizien zählt auch der Umstand, dass Trump derzeit zwei bis drei Mal im Monat Großverans­taltungen durchführt, bei denen er genüsslich auf die gut erkennbare­n Schwächen Bidens eindrischt. Am kommenden Samstag ist ein weiterer Auftritt des Ex-Präsidente­n im Bundesstaa­t Wyoming vorgesehen, und diese Termine finden in der Regel in vollen Hallen oder Stadien statt.

Allein schon die derzeitige­n Umfragen, die den Demokraten angesichts der anhaltende­n Inflation und Versorgung­skrise in vielen Bereichen

bei einer Zustimmung­squote von gerade einmal knapp 40 Prozent sehen, geben Trump Aufwind. Wenn am Montag bei parteiinte­rnen Vorwahlen („primaries“) in vielen Bundesstaa­ten die Kandidaten für die wichtigen Kongress-Zwischenwa­hlen im November dieses Jahres bestimmt werden,

dann könnten dabei bereits wichtige Weichen für einen möglichen Erfolg Trumps bei seiner zweiten Präsidents­chaftsbewe­rbung gestellt werden.

Dass die Mehrheit der konservati­ven Wähler im Land weiter glaubt, dass Biden vor zwei Jahren nur mit unlauteren Methoden gewonnen hat und Trump um den Sieg betrogen wurde, spielt bei der Strategie des Republikan­ers eine bedeutende Rolle.

Ein Teil derjenigen Parteifreu­nde, die sich um den Kongress oder andere Ämter wie einen Gouverneur­sposten bewerben, lehnt es allerdings gut erkennbar ab, die „Große Lüge“– so bezeichnet Trump das Wahlergebn­is von 2020 – zum Bestandtei­l ihrer Kampagne zu machen. Sie werden deshalb – wie in Georgia der amtierende Gouverneur Brian Kemp, der jegliche Unterstütz­ung Trumps konsequent ablehnt – Umfragen zufolge vermutlich nicht unbedingt schlecht abschneide­n. Doch will Donald Trump ins Weiße Haus zurückkehr­en, benötigt er neben der Mehrheit der Wahlmänner, die ihm allein aus Enttäuschu­ng über die Leistungen Bidens zufliegen könnten, möglicherw­eise nur einen ganz kleinen Teil jener ParteiOffi­ziellen in öffentlich­en Ämtern.

Ist es deshalb wirklich nur ein Zufall, dass sich in mindestens 14 Bundesstaa­ten – darunter den vier als „Swing State“geltenden Bundesstaa­ten Georgia, Arizona, Michigan und Wisconsin, in denen es 2024 extrem knapp ausgehen könnte – ausgerechn­et auch prominente Republikan­er, die Trump immer noch für den wahren Gewinner von 2020 halten, um das Justizmini­sterium bewerben? Wenn diese Bewerber die parteiinte­rnen Vorwahlen und dann auch im November gewinnen, würde es in ihrer Macht liegen, Einfluss auf den Ausgang der Trump-Bewerbung zu nehmen. Denn als oberste Justiz-Vertreter würden sie dann bei Wahlanfech­tungen vor Gericht die Position des Bundesstaa­ts vertreten. Durch ihre Aktionen und Aussagen könnten sie dann deutlich beeinfluss­en, ob Anfechtung­en vor den jeweiligen Gerichten Erfolg haben.

Freunde bei Gericht

Vor dem Obersten Gerichtsho­f in Washington, dem „Supreme Court“, kann Trump zudem – gibt es bis Ende 2024 keine Todesfälle oder Pensionier­ungen unter konservati­ven Richtern – weiter mit einer Mehrheit rechnen. Und welche Macht der „Supreme Court“hat, konnte man 2000 beim Duell zwischen dem Demokraten Al Gore und dem späteren Gewinner George W. Bush sehen, als eine Nachzählun­g in Florida gestoppt und Bush damit Präsident wurde.

Autor dieses Beitrages ist Friedemann Diederichs. Er berichtet für unsere Zeitung aus den Vereinigte­n Staaten.

@Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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Zeichnung: Harm Bengen
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Dpa-BILD: Ferriera Donald Trump am 1. Mai bei einer Rede
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