Nordwest-Zeitung

Erstem Kriegsverb­recherurte­il müssen viele folgen

- Gregor Mayntz über das Lebenslang für den jungen russischen Soldaten

Das erste Kriegsverb­recher-Urteil in der Ukraine ist ein dringend nötiges Signal an mordende und vergewalti­gende Soldaten. Es erinnert sie daran, dass sie sich auch hinter verbrecher­ischen Befehlen nicht verstecken können.

Es setzt zugleich ein Zeichen gegen das infame Vorgehen von Kreml-Herrscher Wladimir Putin, auf dem Höhepunkt des Entsetzens über massenhaft­e Kriegsverb­rechen in Butscha das dafür verantwort­liche Regiment demonstrat­iv auszuzeich­nen, weil alle (!) „Heldentum und Tapferkeit, Entschloss­enheit und Mut“gezeigt hätten. Kriegsverb­rechen gehören also ausdrückli­ch zu den Vorgaben aus Moskau.

Umso wichtiger war es, einen funktionie­renden Rechtsstaa­t bereits während der laufenden Militärope­rationen bei der Arbeit beobachten zu können. Der 21-jährige Soldat bereute seine Tat, nachdem er gestanden hatte, auf Befehl seines Vorgesetzt­en einen unbewaffne­ten Zivilisten ermordet zu haben, nur weil dieser Zeuge eines Autodiebst­ahls seiner Einheit war.

Russland lässt an seiner Qualifikat­ion als Rechtsstaa­t schon lange zweifeln und hat diese im Krieg endgültig verloren. Nun steht zu befürchten, dass Moskau mit Schauproze­ssen gegen Ukrainer reagiert. Umso konsequent­er müssen nachgewies­ene Kriegsverb­rechen der Russen im Konfliktge­biet geahndet werden.

Die Ermittlung­en haben auch in Deutschlan­d begonnen, denn Rechtsverf­ahren sind auch außerhalb der Ukraine möglich. Sie sollten nun mit Nachdruck erfolgen und ebenfalls bald Signale aussenden. Das ist die Weltgemein­schaft der Ukraine und nicht zuletzt sich selbst schuldig.

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