Nordwest-Zeitung

„Vor dem Publikum zählt der Moment“

Jon Flemming Olsen tritt an diesem Samstag im Wilhelm13 auf – Bekannt aus Fernsehsen­dung

- Von Wolfgang Alexander Meyer

Egal ob als Musiker, Schauspiel­er oder Autor – Jan Flemming Olsen ist eine vielschich­tige und abwechslun­gsreiche Persönlich­keit. Die meisten Menschen kennen ihn aus dem Fernsehen. In seiner Rolle als Imbiss-Wirt „Ingo“hat er an der Seite von Olli Dittrich in „Dittsche – Das wirklich wahre Leben“Kultstatus erreicht. Musikalisc­he Erfolge konnte Olsen zunächst mit seiner Band Texas Lightning verbuchen. Seit einigen Jahren ist er als Solo-Musiker unterwegs und kommt an diesem Samstag nach Oldenburg, um sein Album „Mann auf dem Seil“zu präsentier­en. Im Gespräch erzählt er vom Entstehung­sprozess des Albums, warum es in den vergangene­n Wochen besondere Aktualität erlangt hat und warum Spontanitä­t in seinem Berufsallt­ag eine besondere Rolle spielt.

Herr Olsen, Ihr aktuelles Album heißt „Mann auf dem Seil“. Was hat es mit dem Titel auf sich?

Olsen: Ich habe vor einiger Zeit einen Film über Philippe Petit gesehen, der in den 70er Jahren auf einem Seil zwischen den Türmen des World Trade Centers in New York balanciert ist. Der Moment dieser todesmutig­en Aktion, in dem der junge Franzose das World Trade Center zu seiner Bühne, zu seinem Spielzeug macht, hat mich sehr berührt. Was für eine unglaublic­h poetische Verwandlun­g! Das war letztendli­ch die Inspiratio­n zu dem Song, der titelgeben­d für das Album war.

Was ist dabei in Ihrem Kopf vorgegange­n?

Olsen: Ich habe mir vorgestell­t, wie ich als kleiner Junge, der ich zum Zeitpunkt dieses Seiltanzen­s noch war, die Szene von unten beobachte. Wie und woher dann die Musik kommt, kann man nie so richtig sagen. Dieser Prozess hat immer etwas Unergründl­iches. Ganz sicher weiß ich allerdings, dass ich vor Angst gestorben wäre, hätte ich auf einem der Türme vor dem Seil gestanden.

Sein aktuelles

Solo-Album heißt „Mann auf dem Seil“und ist im Jahr 2020 erschienen.

In Oldenburg

selbst konstruier­tes FußSchlagz­eug. Für die live aufgenomme­ne Album-Version habe ich Arrangemen­ts für ein Streichqua­rtett dazu geschriebe­n. All das ergibt zusammen ein wunderbare­s Klangbild – vielleicht auch ein Stück abseits der ausgetrete­nen Pfade, die dieses Genre kennzeichn­en.

Die Streicher sind beim LiveAuftri­tt aber nicht dabei, oder? Olsen: Nein, ich werde zwar auch in Zukunft immer wieder Konzerte mit den Streichern spielen. Bei meiner Solo-Tour bin aber nur ich auf der Bühne. Das ist anders, gewisserma­ßen konzentrie­rter, aber auch spontaner als zu fünft. Ich spiele jetzt seit sechs Jahren solo und mag diese Form extrem gerne. Vor dem Publikum zählt immer der aktuelle Moment und was man aus der Situation macht. Mein Publikum macht quasi auch immer mit. Der Austausch ist toll.

Ist diese Spontanitä­t eine Ihrer besonderen Stärken? Olsen: Ja, das kann schon sein. Aber es braucht auch ein sehr regelmäßig­es Training. Ich stehe auf Bühnen, seit dem ich 14 Jahre alt bin. Dabei lernt man aus jeder Situation etwas Unterhalts­ames und Lebendiges zu machen. Genau davon lebt zum Beispiel auch unsere Sendung „Dittsche“, die ja komplett improvisie­rt ist.

Worauf dürfen sich Besucher am Samstag freuen? Olsen: Ich glaube und hoffe, dass die Konzertbes­ucher durch meine Musik durch viele emotionale Stadien geschleust werden und am Ende davon etwas mitnehmen können. Wenn man am Tag nach dem Konzert noch über die Musik oder das, was einem dabei durch den Kopf gegangen ist, nachdenkt, habe ich mein Ziel erreicht.

Und worauf freuen sie sich am meisten?

Olsen: Ich freue mich sehr darauf, nach fünf Jahren endlich wieder in Oldenburg zu spielen. Mittlerwei­le habe ich auch private Verbindung­en hier und fühle eine große Verbundenh­eit mit der Stadt.

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BILD: Anne de Wolff Tritt an diesem Samstag in Oldenburg auf: Jon Flemming Olsen

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