„Vor dem Publikum zählt der Moment“
Jon Flemming Olsen tritt an diesem Samstag im Wilhelm13 auf – Bekannt aus Fernsehsendung
Egal ob als Musiker, Schauspieler oder Autor – Jan Flemming Olsen ist eine vielschichtige und abwechslungsreiche Persönlichkeit. Die meisten Menschen kennen ihn aus dem Fernsehen. In seiner Rolle als Imbiss-Wirt „Ingo“hat er an der Seite von Olli Dittrich in „Dittsche – Das wirklich wahre Leben“Kultstatus erreicht. Musikalische Erfolge konnte Olsen zunächst mit seiner Band Texas Lightning verbuchen. Seit einigen Jahren ist er als Solo-Musiker unterwegs und kommt an diesem Samstag nach Oldenburg, um sein Album „Mann auf dem Seil“zu präsentieren. Im Gespräch erzählt er vom Entstehungsprozess des Albums, warum es in den vergangenen Wochen besondere Aktualität erlangt hat und warum Spontanität in seinem Berufsalltag eine besondere Rolle spielt.
Herr Olsen, Ihr aktuelles Album heißt „Mann auf dem Seil“. Was hat es mit dem Titel auf sich?
Olsen: Ich habe vor einiger Zeit einen Film über Philippe Petit gesehen, der in den 70er Jahren auf einem Seil zwischen den Türmen des World Trade Centers in New York balanciert ist. Der Moment dieser todesmutigen Aktion, in dem der junge Franzose das World Trade Center zu seiner Bühne, zu seinem Spielzeug macht, hat mich sehr berührt. Was für eine unglaublich poetische Verwandlung! Das war letztendlich die Inspiration zu dem Song, der titelgebend für das Album war.
Was ist dabei in Ihrem Kopf vorgegangen?
Olsen: Ich habe mir vorgestellt, wie ich als kleiner Junge, der ich zum Zeitpunkt dieses Seiltanzens noch war, die Szene von unten beobachte. Wie und woher dann die Musik kommt, kann man nie so richtig sagen. Dieser Prozess hat immer etwas Unergründliches. Ganz sicher weiß ich allerdings, dass ich vor Angst gestorben wäre, hätte ich auf einem der Türme vor dem Seil gestanden.
Sein aktuelles
Solo-Album heißt „Mann auf dem Seil“und ist im Jahr 2020 erschienen.
In Oldenburg
selbst konstruiertes FußSchlagzeug. Für die live aufgenommene Album-Version habe ich Arrangements für ein Streichquartett dazu geschrieben. All das ergibt zusammen ein wunderbares Klangbild – vielleicht auch ein Stück abseits der ausgetretenen Pfade, die dieses Genre kennzeichnen.
Die Streicher sind beim LiveAuftritt aber nicht dabei, oder? Olsen: Nein, ich werde zwar auch in Zukunft immer wieder Konzerte mit den Streichern spielen. Bei meiner Solo-Tour bin aber nur ich auf der Bühne. Das ist anders, gewissermaßen konzentrierter, aber auch spontaner als zu fünft. Ich spiele jetzt seit sechs Jahren solo und mag diese Form extrem gerne. Vor dem Publikum zählt immer der aktuelle Moment und was man aus der Situation macht. Mein Publikum macht quasi auch immer mit. Der Austausch ist toll.
Ist diese Spontanität eine Ihrer besonderen Stärken? Olsen: Ja, das kann schon sein. Aber es braucht auch ein sehr regelmäßiges Training. Ich stehe auf Bühnen, seit dem ich 14 Jahre alt bin. Dabei lernt man aus jeder Situation etwas Unterhaltsames und Lebendiges zu machen. Genau davon lebt zum Beispiel auch unsere Sendung „Dittsche“, die ja komplett improvisiert ist.
Worauf dürfen sich Besucher am Samstag freuen? Olsen: Ich glaube und hoffe, dass die Konzertbesucher durch meine Musik durch viele emotionale Stadien geschleust werden und am Ende davon etwas mitnehmen können. Wenn man am Tag nach dem Konzert noch über die Musik oder das, was einem dabei durch den Kopf gegangen ist, nachdenkt, habe ich mein Ziel erreicht.
Und worauf freuen sie sich am meisten?
Olsen: Ich freue mich sehr darauf, nach fünf Jahren endlich wieder in Oldenburg zu spielen. Mittlerweile habe ich auch private Verbindungen hier und fühle eine große Verbundenheit mit der Stadt.