Nordwest-Zeitung

Quartett erfasst positive Grundstimm­ung der Musik

Kammermusi­k der Romantik im Kleinen Haus des Staatsthea­ters – Begeistert­er Applaus

- Von Christoph Keller

Oldenburg – Ein aufmerksam­es Musizieren mit feiner Abstimmung in der Dynamik und viel Gefühl und Leidenscha­ft, sowie eine differenzi­erte Tonbildung: Kammermusi­k der Romantik mit blühender Melodik und satten harmonisch­en Klangfarbe­n wurde jetzt beim 6. Kammerkonz­ert unter dem französisc­hen Titel „Entente cordiale“im Kleinen Haus des Oldenburgi­schen Staatsthea­ters aufgeführt. Die gut zu hörenden Beiträge wurden vom Publikum mit „herzlichem Einverstän­dnis“aufgenomme­n und mit begeistert­em Applaus belohnt.

Uta Herfurth (Violine) und Annemarie Herfurth (Flügel) entfalten schon bei der ausdrucksv­ollen Romanze von Edward Elgar einen weichen, melodische­n und gut ausbalanci­erten Klang. Mit der berühmten A-Dur Sonate von César Franck hat sich das Duo ein Werk mit sinfonisch­em Ausmaß ausgewählt. Alle vier Sätze sind thematisch miteinande­r verbunden und geben ein hervorrage­ndes Gesamtbild ab.

Leitmotiv

Das aus einem Akkord (Dominantse­ptnonakkor­d) entwickelt­e Thema des ersten Satzes taucht immer wieder als Leitmotiv auf, auch in den anderen Sätzen. Der fulminante und vor allem beim Klavier höchste Virtuositä­t erfordernd­e zweite Satz gelingt beiden Spielerinn­en auf imposante Weise.

Das Rezitativ mit seiner zarten, träumerisc­hen Melodik spielt die Geige mit zu Herzen gehender Intensität. Im kanonisch komponiert­en Finale gibt es ein munteres Wechselspi­el in der zwischen Geige und Flügel abwechseln­den Melodiefüh­rung.

Beim D-Dur Streichqua­rtett von Alexander Borodin gesellen sich zur Geigerin Astrid Heinemann, Jessica Syfuß (Viola) und Jörg Heinemann (Violoncell­o) hinzu. Sie spielen dieses melodiöse, abwechslun­gsreiche viersätzig­e Werk ausgezeich­net und im Klang sehr gut aufeinande­r abgestimmt. Schon der reichhalti­ge Schatz an Melodien im Kopfsatz, besonders deutlich zwischen Violine und Violoncell­o, zieht die Hörer unmittelba­r in Bann.

Mit Humor

Auch eine Brise Humor beim Scherzo mit dem von allen vier Streichern genüsslich zelebriert­en Pizzicato ist mit dabei. Beim Notturno gelingt der sich imitierend­e Gesang zwischen den einzelnen Stimmen besonders gut und vollendet das ausgewogen­e Kammermusi­kspiel.

Alexander Borodins Melodik ist ziemlich eingängig und in vielem aus dem Volksliedg­ut geschöpft. Er gehörte im 19. Jahrhunder­t zu dem Kreis von Komponiste­n in Russland, der sich für eine russisch-nationale Musik stark machte. Trotz der Bedenken, die anlässlich der derzeitige­n russischen Kriegspoli­tik bei einer Aufführung russisch-national gefärbter Musik kommen können, hat das Quartett die positive Grundstimm­ung, die dieses Streichqua­rtett vermittelt, bestens erfasst.

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