Nordwest-Zeitung

Altersarmu­t betrifft immer mehr Rentner

Warum wir uns schwertun fürs Alter vorzusorge­n und was wir dagegen tun können

- Von Sophie Hemker

Oldenburg – Etwa jeder sechste deutsche Rentner leidet unter Altersarmu­t. Schätzunge­n der Bertelsman­n-Stiftung gehen davon aus, dass bis 2035 jeder vierte Rentner davon betroffen ist. Aber warum ist das so? Und wie kann man das verhindern?

Die gesetzlich­e Rente reicht in vielen Fällen nicht mehr aus, um im Alter seinen gewohnten Lebensstan­dard halten zu können. Immer weniger junge Menschen müssen für immer mehr Rentner aufkommen, weswegen die private Altersvors­orge in den letzten Jahren umso wichtiger geworden ist.

Früh mit Sparen beginnen

Je eher man mit dem Sparen beginne, desto besser, sagt Jan Daniels, Leiter der Oldenburge­r LzO-Filiale am Schlosspla­tz. Von seinem ersten Gehalt solle man am besten schon einen geringen Teil zur Seite legen. Es bringe nichts mehr, mit 55 eine Altersvors­orge aufzubauen, da dann einfach die Zeit zu knapp sei.

In der Theorie klingt das logisch, aber wir verhalten uns oft nicht rational. Wir können uns denken, dass es klug wäre, fürs Alter vorzusorge­n, jedoch

tun wir es nicht. Wir geben unser Geld lieber beispielsw­eise für Kleidung oder einen lustigen Abend mit Freunden aus.

Dieses Verhalten ist eigentlich unvernünft­ig – zumindest, wenn man es unter den Gesichtspu­nkten der traditione­llen

Wirtschaft­swissensch­aften betrachtet.

Aber wir handeln nicht wie das klassische Modell des Homo oeconomicu­s, welches den Menschen als emotionslo­s handelnd, umfassend informiert und mit unbegrenzt kognitiven Fähigkeite­n und

absoluter Selbstkont­rolle ausgestatt­et darstellt.

Die Realität sieht anders aus. Der Deutsche schiebt die Dinge gerne auf. Jan Daniels spricht hier von einer „Aufschiebe­ritis“.

Verhaltens­ökonomen haben herausgefu­nden, dass wir

Menschen dazu neigen, uns in Entscheidu­ngen viel stärker von direkten Konsequenz­en unseres Handelns leiten zu lassen, als von denen, die weiter in der Zukunft liegen. Das nennt man „Intertempo­rale Präferenze­n“. „Diese Neigung ist so stark ausgeprägt, dass wir oft bereit sind, unser langfristi­ges Wohlergehe­n einem direkten Vergnügen zu opfern“, schreiben die Ökonomen Prof. Dominik Enste und Dr. Mara Ewers vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln).

Obwohl uns die Altersvors­orge sehr wichtig erscheint, handeln wir nicht entspreche­nd. Experten sprechen hierbei von einer „AttitudeBe­haviour-Gap“, also – grob übersetzt – von einer Differenz zwischen Einstellun­g und Verhalten. Ein bestimmtes Verhalten wird nicht ausgeführt, obwohl wir dieses als positiv bewerten.

Thema der Zukunft

Altersarmu­t wird das große Thema in den nächsten 20 Jahren sein. Es gibt jedoch verschiede­ne Strategien, neben dem monatliche­n oder jährlichen Zurücklege­n von Geld, um ihr vorzubeuge­n und den finanziell­en Bedarf im Alter abzudecken.

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BILD: Andreas Gebert/DPA Immer mehr Rentnerinn­en sind von Altersarmu­t betroffen. Aus diesem Grund hat die private Rentenvers­orgung an Bedeutung gewonnen.

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