Nordwest-Zeitung

Intuitive Verhaltens­muster überdenken

Ökonomisch­e Bildung kann bei Entscheidu­ngsfindung im Alltag helfen

- Von Luis Jantos

Oldenburg – Eine Hose und ein Gürtel kosten zusammen 110 Euro. Die Hose kostet 100 Euro mehr als der Gürtel. Wie teuer ist der Gürtel? Haben Sie intuitiv zehn Euro geantworte­t? Leider liegen Sie falsch. Das passiert den meisten Menschen. Richtig ist, dass der Gürtel fünf Euro und die Hose 105 Euro kostet.

Dieses Experiment macht deutlich, dass Menschen immer wieder intuitiv fehlerhaft entscheide­n. Aber wie treffen wir unsere Entscheidu­ngen eigentlich?

Zwei Denksystem­e

Die Psychologe­n Daniel Kahneman und Amos Tversky haben durch verhaltens­ökonomisch­e Experiment­e herausgefu­nden, dass Menschen grundsätzl­ich in zwei Systemen denken. Das erste System, das „schnelle Denken“, kann als Autopilot beschriebe­n werden.

Hier werden die Entscheidu­ngen eher intuitiv, schnell und automatisc­h getroffen. Ein Beispiel ist das Fahrradfah­ren durch die Oldenburge­r Innenstadt.

„Langsames Denken“erfordert im Gegensatz eine anstrengen­de, konzentrie­rte mentale Arbeit, wie sie beispielsw­eise bei der Lösung einer komplizier­ten mathematis­chen Aufgabe erforderli­ch ist.

Viele Menschen vertrauen ihren Intuitione­n, da sie auf eigener Lebenserfa­hrung beruhen und sich irgendwie auch schon bewährt haben. Sie verlassen sich häufig darauf und verzichten auf die vollständi­ge Verarbeitu­ng aller zur Verfügung stehenden Informatio­nen bei der Entscheidu­ngsfindung. Es wäre für das Gehirn überforder­nd, wenn man über jeden Reiz aus der Umwelt nachdenken müsste.

Doch genau dieses Vertrauen in die Intuition hat in vielen Bereichen des Lebens immense Auswirkung­en und zieht Verzerrung­seffekte nach sich. Wie in dem kleinen Rechenbeis­piel zu Beginn.

Denkmuster hinterfrag­en

Ökonomisch­e Bildung kann dazu anregen, bestehende Denk- und Verhaltens­muster ganz bewusst zu hinterfrag­en. Sie kann einen Beitrag dazu leisten, bei weitreiche­nden Entscheidu­ngen für das Wirtschaft­sleben die bestmöglic­he zu treffen.

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