Viele offene Fragen nach Rückkehr vermisster Kinder
Tochter und Sohn von Ramsloher Heinz Lepper im Alltag angekommen – Neunmonatige Suche
Ramsloh – Nahezu neun Monate hat Heinz Lepper aus Ramsloh (Gemeinde Saterland/Landkreis Cloppenburg) gehofft und gebangt: Seine ExEhefrau war im August 2021 spurlos verschwunden – mit den beiden Kindern Julian (7) und Anna (2). Kurz vor Ostern 2022 gelang der Polizei Cloppenburg der Durchbruch: Die 38-jährige Mutter, der eine Nähe zur Reichsbürger-Szene nachgesagt wird, wurde in Stolpe bei Dresden in der Wohnung ihres neuen Lebensgefährten angetroffen – und auch die Kinder. Bereits in 2021 hatte das Amtsgericht Cloppenburg ihr das Sorgerecht entzogen.
■ Bewegender Moment
„Als die Polizisten bei mir abends klingelten, um mir mitzuteilen, dass sie die Kinder gefunden haben, konnte ich es nicht glauben“, erzählt Heinz Lepper. Mit seiner Cousine machte sich Lepper auf den Weg, um die Kinder abzuholen, die vorübergehend vom Jugendamt Dresden in Obhut genommen worden waren: „Meine zweijährige Tochter hat mich nach den neun Monaten gar nicht erkannt, aber Julian schon.“Ein sehr bewegender Moment sei das gewesen.
Wie die Kinder die vergangenen Monate verbracht haben, bleibt unklar: „Sie sind mehrfach umgezogen und die Mutter hat ihnen neue Namen gegeben, die sich die Kinder selbst aussuchen durften“, sagt Heinz Lepper.
■ Ein bisschen Alltag
Inzwischen sind Julian und Anna bei ihrem Vater in Ramsloh gut angekommen und haben sich in ihr neues „altes“Zuhause eingelebt. Zumindest ein wenig Alltag ist eingekehrt: „Julian hat gerade seinen siebten Geburtstag gefeiert“, erzählt Lepper. Ansonsten stehen viele ärztliche Untersuchungen an – beispielsweise die Schuleingangsuntersuchung.
2021 hatte sich Leppers ExFrau geweigert, den Jungen einzuschulen und war daraufhin mit den Kindern untergetaucht. „Ich bin so froh, dass die Kinder aus dem Versteckspiel raus sind und endlich ein
normales Leben führen können“, sagt Lepper.
Nun wartet er aber auf weitere Schritte und hat noch viele unbeantwortete Frage: Gibt es überhaupt ein Gerichtsverfahren? Muss er dann aussagen? Und wie wird der weitere Kontakt zwischen der Mutter und den Kindern geregelt?
Zurzeit lebt die Mutter noch bei ihrem Lebensgefähr
ten und hält den Kontakt über Briefe und Anrufe zu den Kindern aufrecht: Einmal in der Woche zu einer fest vereinbarten Zeit telefoniert sie mit ihren Kindern – alles in Absprache mit Lepper und dem Jugendamt. „Ich habe kein Vertrauen mehr in meine ExFrau und bin in Sorge, dass sie sich irgendwie erneut ins Spiel bringt“, sagt Lepper.
■ Ermittlungen laufen
Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Oldenburg darf zurzeit keine Stellung nehmen: „Die Ermittlungen dauern noch an“, teilte Mathias Hirschmann als Pressesprecher auf Anfrage unserer Zeitung mit. Kommt die Staatsanwaltschaft nach Ermittlungsabschluss zu dem Ergebnis, dass genügend Beweise für eine Verurteilung vorliegen, erhebt sie Anklage. Im Grunde geht es darum, der nicht-sorgeberechtigten Mutter nachzuweisen, dass sie mit „List“die Kinder dem sorgeberechtigten Vater vorenthalten hat.
In einem früheren Bericht unserer Zeitung hieß es seitens der Staatsanwaltschaft, dass eine weitere Bewertung des Sachverhaltes, insbesondere hinsichtlich etwaiger „List“, erst erfolgen kann, wenn der Aufenthalt der Mutter bekannt ist. Der möglicherweise verwirklichte Tatbestand der Entziehung Minderjähriger sieht eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe vor.
Für Heinz Lepper bedeutet die aktuelle Sachlage: Er muss weiter warten.