Nordwest-Zeitung

Schröder will nicht in den Aufsichtsr­at von Gazprom

Altkanzler verzichtet auf Nominierun­g für Posten in russischem Staatskonz­ern

- Von Unseren Agenturen

Berlin – Ex-Bundeskanz­ler Gerhard Schröder hat nach eigenen Angaben schon vor längerer Zeit auf die Nominierun­g für den Aufsichtsr­at des russischen Energiekon­zerns Gazprom verzichtet. Dies habe er dem Unternehme­n auch mitgeteilt, teilte Schröder am Dienstagab­end auf dem Online-Portal „Linkedin“mit. Die Authentizi­tät des Beitrags wurde der Deutschen PresseAgen­tur aus seinem Umfeld bestätigt.

Der russische Energierie­se hatte Schröder Anfang Februar – kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine – für einen Aufsichtsr­atsposten nominiert. Die Hauptversa­mmlung ist am 30. Juni geplant.

Der Altkanzler hatte zuletzt seinen Aufsichtsr­atsposten beim russischen Energiekon­zern Rosneft niedergele­gt. Das

Unternehme­n hatte am vergangene­n Freitag mitgeteilt, dass Schröder seine Amtszeit nicht verlängern werde. Auch für die Pipeline-Gesellscha­ften Nord Stream und Nord Stream 2 war er tätig. Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) hatte Schröder nach seiner Entscheidu­ng zu Rosneft dazu aufgeforde­rt, weitere Tätigkeite­n für Unternehme­n aus dem Land einzustell­en.

Schröder steht in Deutschlan­d wegen der Posten massiv in der Kritik. Vier SPD-Verbände haben ein Parteiauss­chlussverf­ahren beantragt. Er ist seit seiner Zeit als Kanzler (1998 bis 2005) eng mit Russlands Präsident Wladimir Putin befreundet.

Zwei Monate nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hatte die „New York Times“im April ein Interview mit Schröder veröffentl­icht. Darin hatte dieser deutlich gemacht, dass er weiter bereit ist, diesen guten Draht zur Vermittlun­g zwischen Russland und der Ukraine zu nutzen. „Ich habe immer deutsche Interessen vertreten. Ich tue, was ich kann. Wenigstens eine Seite vertraut mir“, sagte der frühere SPD-Chef. Schröder war im März auch nach Moskau gereist, um mit Putin zu sprechen.

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Dpa-ARCHIVBILD: Astakhov/IZVESTIA Verzichtet nach eigenen Angaben auf einen Posten bei Gazprom: Altkanzler Gerhard Schröder.

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