Nach 31 Jahren so frisch wie seit der Gründung
Kammerorchester La Dolcezza feiert in St. Ansgari Musik von Bach und Telemann
Oldenburg – So ein Musikchen von Georg Philipp Telemann bringt alle Lebensgeister auf Trab! Bildhaft ist seine Tonsprache, aber in Meisterwerken auch von inniger Tiefe. In St. Ansgari hat sich das Kammerorchester La Dolcezza für eine Auswahl entschieden, die für Finesse, Einfallsreichtum und Experimentierfreude des Hamburgers steht. Für eine Auswahl, die Musikerinnen, Musikern und Zuhörerschar einfach Freude bereitet.
So stimmt das Cello ein Perpetuum mobile in der D-DurSuite TWV 55:D12 an. Im Tourbillon/Wirbelwind rauschen Sturm und Regen. Die prunk
Ouvertüre klingt nach einer festlichen Begrüßung, die finale Gigue hat Rausschmeißer-Qualitäten. Und im e-Moll-Konzert für Traversflöte, Blockflöte und Streicher bedient sich Telemann im Finalsatz an Volksmusik der Hanaken aus Mähren in Tschechien.
Cembalo ersetzt Violine
Doch das macht nur den einen Teil des Kammerkonzerts aus, in dem Kantor Johannes von Hoff die Reihe der Cembalokonzerte weiterführt. Sie ist Johann Sebastian Bach gewidmet, der neben Telemann noch größeren Barockgröße. In diesem Fall sind es
Veronika Skuplik
verkappte Konzerte für das Tasteninstrument. In Bachs eigener Bearbeitung seines vierten Brandenburgischen
Konzerts ersetzt das Cembalo die furios geläufige Solovioline. Und im fünften Brandenburgischen ist die Cembalokadenz im Allegro sowieso legendär.
Exzellente Spielkultur
Die Geigerin Veronika Skuplik hat ihr inzwischen 31 Jahre bestehendes Dolcezza-Ensemble frisch wie am ersten Tag erhalten. Eigentlich weiß man, was man von seinem lockeren, freien und gleichzeitig disziplinierten Spiel erwarten kann, von seiner exzellenten Spielkultur, von den drängenden und doch nie verhetzten Tempi oder vom Innehalten.
Und doch: Die Streichervolle
Grundformation rüttelt den eigenen Wohlklang immer wieder mit Finten, Wendungen und Kontrasten zurecht. Zudem tragen diesmal Blockflöten (Hanna Lindeijer/auch Oboe und Marije de Haas) sowie Traverso (Wibke Oppermann) eine Menge zur spannenden Konversation bei. Und natürlich der Cembalist. Von Hoff kennt sich einfach in klarer Artikulation und sprechender Vortragsweise aus.
Mehr als eine Pflichtübung ist die Zugabe nach rauschendem Beifall. Der „HanakenSatz“von Telemann fasst kompakt die Freude aller zusammen, wieder mit vielen gemeinsam ein Konzert nach langer Pause zu erleben.