Was der VfB vom HSV (nicht) lernen sollte
Diese Lehren können Oldenburger aus Hamburger Enttäuschung ziehen
Oldenburg/Hamburg – Zwei Spiele zwischen Himmel und Hölle: Die Bundesliga-Relegation zwischen Hertha BSC und dem Hamburger SV hat auch dem VfB Oldenburg schon mal gezeigt, was für ein Nervenspiel ihm blüht. Wenn der Meister der Regionalliga Nord an diesem Samstag (14 Uhr, Liveticker auf www.NWZonline.de) bei Dynamo Berlin zum Hinspiel der Drittliga-Relegation antritt und den Meister der Nordost-Staffel eine Woche später (4. Juni) im Marschwegstadion empfängt, kann er einige Lehren aus dem Scheitern der HSV-Fußballer und dem Hertha-Erfolg ziehen.
■ Vergesst diese Saison: Der VfB hat eine überragende Saison gespielt, in Qualifikationsund Meisterrunde insgesamt nur eine einzige Partie verloren. „Das ist die Frechheit hoch zehn, dass der Meister nicht aufsteigt“, meckerte VfBvon
Mental gefordert: Pelle Boevink
VfB-Torwart
Meistertrainer Dario Fossi bereits nach dem Titelgewinn über die fehlende Belohnung. Dynamo Berlin agierte ebenfalls lange Zeit auf höchstem Niveau, strauchelte zuletzt jedoch und gewann nur zwei der vorigen sechs Spiele. Zählen wird das in der Relegation nichts mehr, wie in Hamburg zu sehen war. Der HSV ging mit dem Selbstvertrauen von fünf Ligasiegen in Serie plus dem 1:0-Hinspielerfolg in Berlin in das Rückspiel. Die Hertha hingegen hatte vier Partien in Serie nicht gewonnen (drei Niederlagen). Dennoch schaffte sie es, in einem Faktor wesentlich besser zu sein.
■ Kopf schlägt Beine: Denn die Berliner waren vor allem
der Mentalität dem Gegner im entscheidenden Rückspiel voraus. Während die Hamburger auf ihren über die Zweitliga-Saison hinweg antrainierten Kombinationsfußball vertrauten, wusste Hertha: Es geht um jeden Zweikampf, jedes gewonnene Duell Mann gegen Mann, das mehr Selbstvertrauen und Sicherheit gibt. So zerstörten die Berliner den Spielstil des HSV, der keinen Plan B parat hatte. Vom Kopf her voll da zu sein, wird auch für den VfB fundamental sein. Fußballerisch sind solche Entscheidungsspiele meist auf mäßigem Niveau.
■ Hinspiel nur als Halbzeit sehen: In Berlin fällt keine Entscheidung – das galt für die Hertha nach 0:1 gegen den HSV, das gilt auch für den VfB, wenn er im Hinspiel bei Dynamo antritt. Um perfekt vorbereitet zu sein, reisen die Oldenburg bereits an diesem Donnerstag in die Hauptstadt. Nach 90 Minuten ist erst Halbzeit. Dass eine Wende recht problemlos möglich ist, hat die Hertha, die im Hinspiel noch ganz schwach auftrat, mit einem couragierten Auftritt im Rückspiel gezeigt. „Das war nur der erste Schritt. Wir sind noch nicht fertig. Jetzt kommt Schritt Nummer zwei“, sagte VfB-Torwart Pelle Boevink passenderweise nach der Meisterschaft. Im Oldenburger Fall war der Titel Schritt eins. Das Hinspiel wird der zweite Schritt. Das Rückspiel wird der dritte Schritt.
■ Nicht auf Heimvorteil verlassen: Dass die Oldenburger im Rückspiel Heimrecht haben und vor den eigenen Fans im Marschwegstadion spielen, scheint auf den ersten Blick ein Vorteil zu sein. Der HSV aber hat gezeigt, dass selbst die Gänsehaut-Atmosphäre im Volksparkstadion dem Verein nicht geholfen und das Team sogar ein Stück weit gelähmt hat. Was noch einmal beweist: In so einer Relegation spielt der Kopf eine ganz, ganz entscheidende Rolle.