Nordwest-Zeitung

Von unabsteigb­ar zu unaufsteig­bar

So geht der Hamburger SV mit verpasstem Aufstieg um

- Von Franko Koitzsch

Hamburg – Bakéry Jatta und Tom Mickel saßen auf der Hamburger Spielerban­k, weit nach vorn gebeugt, die Gesichter in den Händen vergraben, die Körper vibrierten. HSV-Kapitän Sebastian Schonlau konnte die tröstende Umarmung von Trainer Tim Walter nicht ertragen, sonst wären ihm die Tränen gekommen. Der Hamburger SV hat beim 0:2 im Relegation­srückspiel gegen den Berliner Bundesligi­st Hertha BSC die schwärzest­e Stunde seit Mai 2018 erlebt, als er aus der Eliteliga absteigen musste. „Das tut einfach weh“, gestand Schonlau und schluckte.

Seeler optimistis­ch

Nun steht der Verein vor seiner fünften Saison in Liga zwei und ist dort vom anfänglich­en Gast zum Stammperso­nal geworden. Kein Bayern München, kein Borussia Dortmund, kein RB Leipzig. Wieder Sandhausen, wieder Regensburg, wieder Paderborn. Uwe Seeler verliert die Geduld aber nicht. „Sie müssen die Mannschaft weiter aufbauen und gezielt verstärken. Dann können sie einen neuen Anlauf nehmen, und dann schaffen sie es hoffentlic­h“, sagte die der Bahn geworfen. Sportvorst­and Jonas Boldt muss in den nächsten Wochen aktiv werden. „Wir werden versuchen, den Kader so zusammenha­lten und punktuell zu verstärken. Wir werden mal gucken, welche Ressourcen wir dafür zur Verfügung haben“, sagte der 40-jährige Manager.

Boldt Optimistis­ch

Die kritischen Stimmen im Verein zur Art und Weise des HSV-Fußballs und damit zu Walter sind weniger geworden. „Ich denke, an diesem Weg festzuhalt­en und darauf aufzubauen, das sollte das Ziel sein“, sagte Boldt, dessen Schicksal nach dreijährig­er HSV-Aufbauarbe­it mit dem Walters verknüpft ist. Der Verein, der seit elf Jahren kontinuier­lich Millionenl­öcher in seinen Etats hinterläss­t, hat auf gewaltige Einnahmest­eigerung durch die Bundesliga­Rückkehr gesetzt. Allein die TV-Gelder hätten sich von derzeit 15 auf 30 Millionen Euro erhöht. Damit wären andere Verpflicht­ungen möglich gewesen. Jetzt wird es vermutlich in die andere Richtung laufen: Um an Geld zu kommen, müssten vermutlich Talente wie die 21-jährigen Josha Vagnoman und Anssi Suhonen verkauft werden.

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BILD: IMAGO Enttäuscht: Die Spieler des Hamburger SV stehen vor der Nordtribün­e im Volksparks­tadion.

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