Auch Diebe fahren auf Reisemobile ab
Polizei registriert steigende Zahlen – Täter lauern Fahrzeughaltern sogar auf Rastplätzen auf
Hannover – Die Begeisterung für Reisemobile und Caravans ist groß – auch bei Dieben. In Ostwestfalen haben Polizei und Staatsanwaltschaft kürzlich sogar eine „Ermittlungskommission Camper“eingesetzt, um den gewerbsmäßigen Diebstahl von hochwertigen Wohnmobilen aufzuklären. Auch das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen verzeichnet seit vier Jahren einen Anstieg bei den Zahlen.
■ Anstieg der Fallzahlen
In der Corona-Pandemie waren die Verkaufszahlen bei den Freizeitmobilen in die Höhe geschossen. Von Mai 2019 bis April 2020 lag die Zahl der neu zugelassenen Reisemobile laut Caravaning Industrie-Verband bei 51988; in der Saison 2020/2021 stieg die Zahl auf 85 824. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden 23061 (minus 4,8 Prozent) Freizeitfahrzeuge neu zugelassen. 2019 und 2020 lagen in Niedersachsen die Diebstähle noch im mittleren zweistelligen Bereich, so LKA-Sprechern Antje Heilmann. 2021 haben sich die Zahlen verdoppelt. Und bis Mitte Mai dieses Jahres haben sie bereits einen mittleren zweistelligen Bereich erreicht.
Das LKA spricht von einem „sprunghaften Anstieg“der Wohnmobildiebstähle seit Beginn der Pandemie. Exakte Zahlen für das Phänomen gebe es aber nicht, da kein entsprechender „Deliktschlüssel“für die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) existiere.
■ Die Aufklärung
Gelegentlich ist von spektakulären Fällen zu hören. Für große Aufmerksamkeit sorgte Mitte Mai ein WohnmobilDiebstahl in Langenhagen (Region Hannover), weil es zu einer wilden Verfolgungsfahrt mit der Polizei kam. Ein 47jähriger Mann steht im Verdacht, das Reisemobil entwendet zu haben. Er flüchtete über
die Autobahn 2 Richtung Berlin. An der Raststätte Marienborn verlor er die Kontrolle über das Fahrzeug, touchierte einen Sattelschlepper und kippte auf die Seite. Die Folgen: Der Fahrer wurde verletzt; für das Fahrzeug wurde Totalschaden vermeldet.
Hier wurde der mutmaßliche Dieb gefasst. Doch insgesamt sei die Aufklärungsquote eher gering. „Bislang konnten wenige Taten aufgeklärt werden“, so die LKA-Sprecherin. Es sei jedoch „ein leicht aufsteigender Trend“bei der Aufklärungsquote erkennbar. Angesichts der Tatausführung liege der Verdacht nahe, dass die Taten von gut organisierten und professionellen Banden begangen werden. Die Täter verkaufen die Fahrzeuge weiter.
■ Das rät die Polizei
Um das Reisevergnügen sicherer zu machen, sollten Caravanurlauber die Tipps der Polizei beherzigen. Denn auch auf Raststätten und an Tankstellen lauern die Täterinnen und Täter den Fahrzeughaltern auf. Die Polizei rät, Reisemobil und Caravan nicht aus den Augen zu lassen und beim Aussteigen den Zündschlüssel abzuziehen. Türen und Fenster seien zu schließen. Fachleute empfehlen die Installation einer Alarmanlage. Auch mechanische Sicherungen wie Lenkradkrallen seien sinnvoll. Ortungssysteme verhindern den Diebstahl zwar nicht; können im Fall eines Diebstahls aber das Reisemobil lokalisieren. Im Internet haben sich Foren gegründet, in denen Diebstähle gemeldet werden.