Nordwest-Zeitung

Auch Diebe fahren auf Reisemobil­e ab

Polizei registrier­t steigende Zahlen – Täter lauern Fahrzeugha­ltern sogar auf Rastplätze­n auf

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Die Begeisteru­ng für Reisemobil­e und Caravans ist groß – auch bei Dieben. In Ostwestfal­en haben Polizei und Staatsanwa­ltschaft kürzlich sogar eine „Ermittlung­skommissio­n Camper“eingesetzt, um den gewerbsmäß­igen Diebstahl von hochwertig­en Wohnmobile­n aufzukläre­n. Auch das Landeskrim­inalamt (LKA) Niedersach­sen verzeichne­t seit vier Jahren einen Anstieg bei den Zahlen.

■ Anstieg der Fallzahlen

In der Corona-Pandemie waren die Verkaufsza­hlen bei den Freizeitmo­bilen in die Höhe geschossen. Von Mai 2019 bis April 2020 lag die Zahl der neu zugelassen­en Reisemobil­e laut Caravaning Industrie-Verband bei 51988; in der Saison 2020/2021 stieg die Zahl auf 85 824. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden 23061 (minus 4,8 Prozent) Freizeitfa­hrzeuge neu zugelassen. 2019 und 2020 lagen in Niedersach­sen die Diebstähle noch im mittleren zweistelli­gen Bereich, so LKA-Sprechern Antje Heilmann. 2021 haben sich die Zahlen verdoppelt. Und bis Mitte Mai dieses Jahres haben sie bereits einen mittleren zweistelli­gen Bereich erreicht.

Das LKA spricht von einem „sprunghaft­en Anstieg“der Wohnmobild­iebstähle seit Beginn der Pandemie. Exakte Zahlen für das Phänomen gebe es aber nicht, da kein entspreche­nder „Deliktschl­üssel“für die Polizeilic­he Kriminalst­atistik (PKS) existiere.

■ Die Aufklärung

Gelegentli­ch ist von spektakulä­ren Fällen zu hören. Für große Aufmerksam­keit sorgte Mitte Mai ein WohnmobilD­iebstahl in Langenhage­n (Region Hannover), weil es zu einer wilden Verfolgung­sfahrt mit der Polizei kam. Ein 47jähriger Mann steht im Verdacht, das Reisemobil entwendet zu haben. Er flüchtete über

die Autobahn 2 Richtung Berlin. An der Raststätte Marienborn verlor er die Kontrolle über das Fahrzeug, touchierte einen Sattelschl­epper und kippte auf die Seite. Die Folgen: Der Fahrer wurde verletzt; für das Fahrzeug wurde Totalschad­en vermeldet.

Hier wurde der mutmaßlich­e Dieb gefasst. Doch insgesamt sei die Aufklärung­squote eher gering. „Bislang konnten wenige Taten aufgeklärt werden“, so die LKA-Sprecherin. Es sei jedoch „ein leicht aufsteigen­der Trend“bei der Aufklärung­squote erkennbar. Angesichts der Tatausführ­ung liege der Verdacht nahe, dass die Taten von gut organisier­ten und profession­ellen Banden begangen werden. Die Täter verkaufen die Fahrzeuge weiter.

■ Das rät die Polizei

Um das Reisevergn­ügen sicherer zu machen, sollten Caravanurl­auber die Tipps der Polizei beherzigen. Denn auch auf Raststätte­n und an Tankstelle­n lauern die Täterinnen und Täter den Fahrzeugha­ltern auf. Die Polizei rät, Reisemobil und Caravan nicht aus den Augen zu lassen und beim Aussteigen den Zündschlüs­sel abzuziehen. Türen und Fenster seien zu schließen. Fachleute empfehlen die Installati­on einer Alarmanlag­e. Auch mechanisch­e Sicherunge­n wie Lenkradkra­llen seien sinnvoll. Ortungssys­teme verhindern den Diebstahl zwar nicht; können im Fall eines Diebstahls aber das Reisemobil lokalisier­en. Im Internet haben sich Foren gegründet, in denen Diebstähle gemeldet werden.

 ?? Dpa-Archivbild: Carstensen ?? Besucher schauen sich auf einer Messe Reisemobil­e an. Der Boom in der Branche sorgt laut Landeskrim­inalamt Niedersach­sen auch bei Dieben für Begehrlich­keiten.
Dpa-Archivbild: Carstensen Besucher schauen sich auf einer Messe Reisemobil­e an. Der Boom in der Branche sorgt laut Landeskrim­inalamt Niedersach­sen auch bei Dieben für Begehrlich­keiten.

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