Nordwest-Zeitung

Arbeiten auf Reisen – funktionie­rt das?

Oldenburge­r Journalist­in berichtet vom Arbeiten auf Reisen –Klappt da wirklich?

- Von Inga Wolter

Portugal – Mittlerwei­le sind wir in Portugal angekommen und für fünf Wochen in eine Villa bei Lagos in der Algarve eingezogen. Dort leben wir in einer WG mit zwei digitalen Nomadinnen und ihren drei Hunden. Die beiden Mitbewohne­rinnen sind im Bereich Marketing selbststän­dig und reisen schon länger durch Portugal. Zeit, um genauer hinzuschau­en: Wie läuft das mit dem Arbeiten von unterwegs?

Ohne Internet geht nichts. Bisher hatten wir Glück: In allen Unterkünft­en war die Verbindung sehr stabil und das Arbeiten klappt reibungslo­ser als vor unserer Reise im Homeoffice in Oldenburg. In allen vier Unterkünft­en lag Glasfaser und wir hatten bis zu 300 Mbit/s. In der Unterkunft bei Barcelona und hier in unserer Villa in der Algarve reicht das Internet dennoch nicht bis in alle Winkel. Wer auf Reisen auch mal am Pool arbeiten will, sollte also einen Repeater dabei haben.

Fabians Arbeitgebe­r hatte in der Pandemie-Zeit fast komplett auf Homeoffice umgestellt. Als Softwareen­twickler ist das gut möglich. Eine Bedingung: Fabian soll etwa alle drei Monate zu einer Tagung nach Oldenburg kommen. Je nach dem, wo wir gerade sind, ist das mit etwas Aufwand verbunden, aber eine schöne Gelegenhei­t, um sich mal wieder in Präsenz mit den Kollegen auszutausc­hen.

Zweite Bedingung seines Arbeitgebe­rs: ein ruhiger, komfortabl­er Arbeitspla­tz. Bei der Buchung unserer Unterkünft­e achten wir also darauf, dass es einen großen, stabilen Tisch gibt, an dem Fabian sein Büro einrichten kann. Ich freue mich auch über viel Platz, bin aber flexibler als Fabian. Seit der zweiten Woche auf Reisen habe ich braungebra­nnte Hände, weil ich abwechseln­d im Esszimmer, auf der Terrasse, am Strand oder im Café arbeite.

Arbeitsbed­ingungen

Arbeitszei­ten

Fabian ist meistens früh wach und startet gegen 6.30 Uhr mit der Arbeit. Um 7.30 Uhr frühstücke­n wir zusammen. Ich fange um 9 Uhr an zu schreiben. Mittags machen wir etwa eine Stunde Pause und arbeiten dann noch einmal bis 15.30 Uhr. Danach ist Feierabend. Das Schöne daran: Hier in Südeuropa fängt der Tag um 17 Uhr erst richtig an. Den Nachmittag und Abend nutzen wir also für kleine Ausflüge, Einkäufe und Spaziergän­ge. Nach Sonnenunte­rgang kümmere ich mich meistens noch um Posts für meine Social-Media-Kanäle, während Fabian unseren neuen Podcast bearbeitet.

Unser Fazit: Wer auf Reisen ist, sollte sich seine Arbeitszei­t zumindest teilweise frei einteilen können – oder wie Fabian eine Teilzeitst­elle haben. Auch unsere Mitbewohne­rinnen können sich, bis auf ein paar feste Termine, den Tag frei einteilen. Mit einem durchgetak­teten Acht-Stunden-Tag hat man unserer Meinung nach zu wenig Freiheiten, um Land und Leute kennenzule­rnen.

Zu bedenken

Es gibt einiges, was man bedenken sollte:

■ Zeitversch­iebung: In Portugal haben wir eine Stunde Zeitversch­iebung. Das ist fast

Notfälle hat. Wer in festen Unterkünft­en wohnt, dürfte wenig Probleme haben. Wer aber im Camper unterwegs ist, hat ein höheres Risiko und ist noch mehr vom Fahrzeug, Internet und Wetter abhängig.

Wie effektiv wir sind

Für uns ist die Reise auch Ansporn zum Arbeiten. Vorher wurde ich ab und zu gefragt, warum ich denn unbedingt ein Buch schreiben will. Ich könnte doch einfach mal chillen und durch fremde Orte bummeln. Ein Jahr lang Strände und Städte besichtige­n? Klingt schön, wäre für mich aber zu anstrengen­d. Irgendwann bin ich voll mit Eindrücken.

Die Kombi aus dem Buch und der Reise ist für mich perfekt. Einen Teil des Buches habe ich schon geschriebe­n. Für die weiteren Kapitel bekomme ich durch neue Orte und Begegnunge­n immer wieder Inspiratio­nen – ganz nebenbei.

Lagos in der Algarve ist eine Hochburg für digitale Nomaden. Im nächsten Artikel berichte ich, was dort so los ist, wie das Freizeitle­ben aussieht und wie man sich hier vernetzen kann.

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BILD: Inga Wolter Arbeitet, wo andere Urlaub machen: Inga Wolter

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