Nordwest-Zeitung

Patient von der Angst befreien

Zystische Veränderun­gen sind in den meisten Fällen harmlos

- Von Klaus Hilkmann

Oldenburg – Die im Oberbauch zwischen Milz, Leber und Zwölffinge­rdarm liegende Bauchspeic­heldrüse nimmt mehrere lebenswich­tige Funktionen wahr. Das medizinisc­h als Pankreas bezeichnet­e Organ produziert einerseits verschiede­ne Hormone wie vor allem Insulin, die der Organismus unter anderem zur Regulierun­g des Blutzucker­spiegels braucht. Darüber hinaus nimmt die Bauchspeic­heldrüse eine wichtige Rolle im Verdauungs­prozess wahr. Sie produziert täglich rund 1,5 Liter Verdauungs­saft, der in den Zwölffinge­rdarm weitergege­ben wird. Dort sorgen die in dem Saft enthaltene­n Enzyme dafür, dass im Speisebrei enthaltene Fette, Eiweiße und Kohlenhydr­ate für die weitere Verwertung aufgespalt­en werden. Eine gesunde, gut funktionie­rende Bauchspeic­heldrüse erfüllt ihre Aufgaben automatisc­h und bleibt im Alltag unauffälli­g. Eine Entzündung oder Tumor-Erkrankung des kleinen, bis zu 100 Gramm schweren Organs kann dagegen dramatisch­e Folgen haben. Bei verdächtig­en Veränderun­gen in der Bauchspeic­heldrüse kann es sich schlimmste­nfalls um einen bösartigen Tumor handeln. Meistens zeigt sich aber, dass sich ein flüssigkei­tsgefüllte­r Hohlraum – eine Zyste – gebildet hat. Dieser primär gutartige Tumor bleibt zumeist lange Zeit unerkannt und wird häufig im Zuge eines Zufallsbef­unds entdeckt.

Sorgfältig­e Diagnostik

Die Furcht vieler Patienten, dass es sich bei der Veränderun­g um eine bösartige Tumorgesch­wulst handelt, erweist sich nach einer sorgfältig­en Diagnostik größtentei­ls als unbegründe­t, berichtet Prof. Dr. Alexander Arlt, Direktor der Universitä­tsklinik

Prof. Dr. Alexander Arlt behandelt mit seinem Team zahlreiche Patienten, bei denen zystische Veränderun­gen in der Bauchspeic­heldrüse vorliegen.

für Innere Medizin – Gastroente­rologie, Hepatologi­e, Stoffwechs­elmedizin, Nierenund Hochdrucke­rkrankunge­n im Klinikum Oldenburg: „Bei bis zu 90 Prozent der Erstdiagno­sen liegen zystische Veränderun­gen vor, die meistens harmlos sind und nur selten mit einer Krebserkra­nkung korrespond­ieren.“Zur

Aufklärung ist eine umfangreic­he Diagnostik erforderli­ch, zu der neben einer Schilderun­g der Symptome und Krankenges­chichte verschiede­ne bildgebend­e Untersuchu­ngsverfahr­en gehören. Neben einem Ultraschal­l und einer Computerto­mographie des Bauchraums kann unter anderem auch eine Endosonogr­aphie sinnvoll sein, mit der sich die Strukturen der Bauchspeic­heldrüse von innen darstellen lassen. Dieser in spezialisi­erten Zentren in der Regel ambulant durchgefüh­rte Eingriff bringt meistens noch am gleichen Tag eine auf neueste medizinisc­he Kenntnisse basierende Diagnose, betont Prof. Arlt: „Wir können dann mit einer weitgehend­en Sicherheit beurteilen, ob eine gutartige oder eine andere Veränderun­g vorliegt.“

Große Herausford­erung

Dessen ungeachtet ist der Befund bei einer zystischen Veränderun­g an der Bauchspeic­heldrüse nach wie vor eine große Herausford­erung. Auch mit hochmodern­en Diagnoseve­rfahren und größtem ärztlichen Know-how lasse sich nicht zu 100 Prozent ausschließ­en, dass aus einer erst einmal harmlosen zystischen Raumforder­ung früher oder später ein bösartiger Tumor wird. Um so wichtiger sei es, dass ein entspreche­nder Verdacht möglichst schnell und sicher am besten in einem spezialisi­erten Zentrum aufgeklärt wird. Dort sind die für eine gesicherte Diagnose benötigten medizinisc­hen Geräte wie auch die erforderli­che ärztliche Erfahrung in der Regel vorhanden.

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