Patient von der Angst befreien
Zystische Veränderungen sind in den meisten Fällen harmlos
Oldenburg – Die im Oberbauch zwischen Milz, Leber und Zwölffingerdarm liegende Bauchspeicheldrüse nimmt mehrere lebenswichtige Funktionen wahr. Das medizinisch als Pankreas bezeichnete Organ produziert einerseits verschiedene Hormone wie vor allem Insulin, die der Organismus unter anderem zur Regulierung des Blutzuckerspiegels braucht. Darüber hinaus nimmt die Bauchspeicheldrüse eine wichtige Rolle im Verdauungsprozess wahr. Sie produziert täglich rund 1,5 Liter Verdauungssaft, der in den Zwölffingerdarm weitergegeben wird. Dort sorgen die in dem Saft enthaltenen Enzyme dafür, dass im Speisebrei enthaltene Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate für die weitere Verwertung aufgespalten werden. Eine gesunde, gut funktionierende Bauchspeicheldrüse erfüllt ihre Aufgaben automatisch und bleibt im Alltag unauffällig. Eine Entzündung oder Tumor-Erkrankung des kleinen, bis zu 100 Gramm schweren Organs kann dagegen dramatische Folgen haben. Bei verdächtigen Veränderungen in der Bauchspeicheldrüse kann es sich schlimmstenfalls um einen bösartigen Tumor handeln. Meistens zeigt sich aber, dass sich ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum – eine Zyste – gebildet hat. Dieser primär gutartige Tumor bleibt zumeist lange Zeit unerkannt und wird häufig im Zuge eines Zufallsbefunds entdeckt.
Sorgfältige Diagnostik
Die Furcht vieler Patienten, dass es sich bei der Veränderung um eine bösartige Tumorgeschwulst handelt, erweist sich nach einer sorgfältigen Diagnostik größtenteils als unbegründet, berichtet Prof. Dr. Alexander Arlt, Direktor der Universitätsklinik
Prof. Dr. Alexander Arlt behandelt mit seinem Team zahlreiche Patienten, bei denen zystische Veränderungen in der Bauchspeicheldrüse vorliegen.
für Innere Medizin – Gastroenterologie, Hepatologie, Stoffwechselmedizin, Nierenund Hochdruckerkrankungen im Klinikum Oldenburg: „Bei bis zu 90 Prozent der Erstdiagnosen liegen zystische Veränderungen vor, die meistens harmlos sind und nur selten mit einer Krebserkrankung korrespondieren.“Zur
Aufklärung ist eine umfangreiche Diagnostik erforderlich, zu der neben einer Schilderung der Symptome und Krankengeschichte verschiedene bildgebende Untersuchungsverfahren gehören. Neben einem Ultraschall und einer Computertomographie des Bauchraums kann unter anderem auch eine Endosonographie sinnvoll sein, mit der sich die Strukturen der Bauchspeicheldrüse von innen darstellen lassen. Dieser in spezialisierten Zentren in der Regel ambulant durchgeführte Eingriff bringt meistens noch am gleichen Tag eine auf neueste medizinische Kenntnisse basierende Diagnose, betont Prof. Arlt: „Wir können dann mit einer weitgehenden Sicherheit beurteilen, ob eine gutartige oder eine andere Veränderung vorliegt.“
Große Herausforderung
Dessen ungeachtet ist der Befund bei einer zystischen Veränderung an der Bauchspeicheldrüse nach wie vor eine große Herausforderung. Auch mit hochmodernen Diagnoseverfahren und größtem ärztlichen Know-how lasse sich nicht zu 100 Prozent ausschließen, dass aus einer erst einmal harmlosen zystischen Raumforderung früher oder später ein bösartiger Tumor wird. Um so wichtiger sei es, dass ein entsprechender Verdacht möglichst schnell und sicher am besten in einem spezialisierten Zentrum aufgeklärt wird. Dort sind die für eine gesicherte Diagnose benötigten medizinischen Geräte wie auch die erforderliche ärztliche Erfahrung in der Regel vorhanden.