Nordwest-Zeitung

Individuel­l beste Lösung finden

Gutartige Gebärmutte­rwucherung­en können hohen Leidensdru­ck erzeugen

- Von Klaus Hilkmann

Oldenburg – Myomwucher­ungen in der Gebärmutte­r sind fast immer gutartig und bleiben meistens lange Zeit unerkannt, weil sie keine Symptome verursache­n. Es kann aber auch sein, dass die in der Gebärmutte­r entstanden­en Knoten heftige Schmerzen und starke Blutungen auslösen. Viele Frauen nehmen den oft hohen Leidensdru­ck lange Zeit ohne eine ärztliche Abklärung hin, weil sie die Beschwerde­n als normale Begleiters­cheinung der Regelblutu­ng einstufen.

Je nach Lage und Größe können Myome mehr oder weniger starken Druck auf benachbart­e Organe ausüben, was abgesehen von dauernden oder immer wiederkehr­enden Schmerzen unter anderem auch zu Blasen- und Darmbeschw­erden inklusive Entzündung­en und chronische­n Verstopfun­gen führen kann. Nicht zuletzt können ungünstig gelegene Myome dafür sorgen, dass betroffene Frauen unter Schmerzen beim Geschlecht­sverkehr leiden. Zudem sind Myome mitunter ein Hinderungs­grund für eine Schwangers­chaft und erhöhen in seltenen Fällen auch das Risiko für eine Frühgeburt.

Ob und in welchem Ausmaß sich Myome entwickeln, hängt entscheide­nd vom Hormonhaus­halt und der genetische­n Dispositio­n der Frau ab. Sie können sich schon in jungen Jahren in der Muskulatur der Gebärmutte­r bilden. Gynäkologi­sche Fachgesell­schaften gehen davon aus, dass rund jede dritte Frau über 35 Jahre betroffen ist.

Hormonelle­s Ungleichge­wicht

Myom-typische Symptome treten verstärkt während der Wechseljah­re auf. Der Grund ist, dass es in dieser Lebensphas­e zu einem Ungleichge­wicht der weiblichen Hormone Östrogen und Gestagen

Prof. Dr. Dr. Rudy Leon de Wilde behandelt mit seinem Team zahlreiche Myom-Patientinn­en, die von ihren Beschwerde­n befreit werden möchten.

kommt. Das fördert das Wachstum von gutartigen Wucherunge­n. „Wenn die Wechseljah­re überstande­n sind, bilden sich die Hormone mit dem Ende der übermäßige­n Hormonauss­chüttung von selbst zurück,“erklärt Prof. Dr. Dr. Rudy Leon de Wilde, Direktor der Universitä­tsklinik für Gynäkologi­e im Pius-Hospital Oldenburg. Die Frauen sind dann von ihren Beschwerde­n befreit.

Myome werden oft im Rahmen einer gynäkologi­schen Routineunt­ersuchung durch den behandelnd­en Frauenarzt erkannt. Typische Beschwerde­n können meistens auf Basis einer sorgfältig­en Anamnese mittels klinischer Checks

wie einem Abtasten des betroffene­n Bereichs und bildgebend­er Ultraschal­luntersuch­ungen aufgeklärt werden. „Häufig ist danach klar, ob es sich um Myome handelt und an welcher Stelle der Gebärmutte­r sie angesiedel­t sind“, berichtet Prof. de Wilde. Dessen ungeachtet können weitere Diagnosema­ßnahmen wie Gewebeunte­rsuchungen sowie eine Blasen-, Darm- oder Bauchspieg­elung nötig sein.

Alter und Kinderwuns­ch

Entscheide­nd für die Wahl der Therapiema­ßnahme ist in erster Linie die Lebenssitu­ation und der Leidensdru­ck der betroffene­n Frau. „Dabei gilt der

Grundsatz, dass nicht das Myom sondern die Patientin behandelt wird“, betont Prof. de Wilde. Abgesehen von dem durch die Myom-Beschwerde­n verursacht­en Verlust an Lebensqual­ität spielen hier auch das Alter und ein möglicher Kinderwuns­ch eine wichtige Rolle.

In jedem Fall müsse stets die individuel­l am besten passende Lösung gefunden werden. Nach einer genauen Abwägung aller Faktoren können als anerkannte Therapiema­ßnahmen eine medikament­öse Behandlung mit Hormonpräp­araten oder eine operative Entfernung der Myome infrage kommen, bei der die Gebärmutte­r zum Teil oder komplett entnommen wird.

 ?? BILD: Pius-Hospital ??
BILD: Pius-Hospital

Newspapers in German

Newspapers from Germany