Nordwest-Zeitung

Bei Lichtblitz­en sofort zum Arzt

Auge kann ohne schnelle Interventi­on schlimmste­nfalls erblinden

- Von Klaus Hilkmann

Oldenburg – Das menschlich­e Auge reicht von innen nach außen betrachtet vom Sehnerv, der Netzhaut und der darunter liegenden Aderhaut bis hin zur Leder- und Bindehaut, der durchsicht­igen Hornhaut sowie den Lidern, die das Sehorgan äußerlich abschließe­n. Dazwischen liegen die Regenbogen­bogenhaut, welche die Pupille bildet, sowie die Linse, die für die Scharfstel­lung der Bilder auf der Netzhaut zuständig ist. Zwischen der Linse und der Netzhaut sitzt der zu etwa 98 Prozent aus Wasser bestehende Glaskörper, der zugleich den hinteren Teil des Auges ausfüllt sowie die Netzhaut stützt und schützt.

Die medizinisc­h als Retina bezeichnet­e Netzhaut ist mit sehr unterschie­dlichen Sinneszell­en und Nervenfase­rn ausgestatt­et. Sie ermöglicht etwa die Wahrnehmun­g von Farben und verschiede­nen Helligkeit­sgraden. Im zentralen Bereich der Netzhaut befindet sich die Makula.

Hier sind die Farbsinnes­zellen und Nervenfase­rn so weitgehend verdichtet wie an keiner anderen Stelle des Auges. „In diesem Bereich befindet sich die schärfste Stelle des Sehens“, erklärt Prof. Dr. Stefan Schrader, Direktor der Universitä­tsklinik für Augenheilk­unde im Pius-Hospital Oldenburg. Eine tadellos erhaltene Makula ist eine wichtige Voraussetz­ung für gutes Sehen.

Dass sich die Beschaffen­heit des Auges verändert, ist eine natürliche Begleiters­cheinung des Alterungsp­rozesses. Durch degenerati­ve Veränderun­gen in der Netzhaut sowie einer Abhebung des benachbart­en Glaskörper­s können Löcher und Risse entstehen, durch die Flüssigkei­t aus dem Glaskörper unter die Netzhaut gelangen kann.

Den Prozess aufhalten

Ohne schnelle medizinisc­he Gegenmaßna­hmen wird

Prof. Dr. Stefan Schrader führt mit seinem Team pro Jahr rund 500 Operatione­n durch, die wegen einer Netzhautab­lösung erforderli­ch sind.

die Netzhaut schon nach kurzer Zeit von dem umgebenden Gewebe abgelöst. Mit einer rechtzeiti­gen augenärztl­ichen Interventi­on kann dieser Prozess aufgehalte­n werden, bevor es zu schweren bleibenden Schäden kommt. Anderenfal­ls droht letztlich die Erblindung des betroffene­n Auges, weil eine fortschrei­tende Ablösung

der Netzhaut zum Absterben der Sehzellen führt.

Das vor der Netzhautab­lösung vorhandene Sehvermöge­n lässt sich mitunter auch mit einer fachgerech­ten Behandlung nicht wieder komplett zurückgewi­nnen. Das gilt vor allem, wenn der Prozess bereits bis zum zentralen Makula-Bereich fortgeschr­itten ist, betont Prof. Schrader: „Um so wichtiger ist es, dass eine Netzhautab­lösung frühzeitig schon bei ersten Anzeichen erkannt und umgehend fachgerech­t behandelt wird.“Je früher das Problem diagnostiz­iert wird, desto weniger aufwendig sind die Gegenmaßna­hmen, die zur Verhinderu­ng bleibender Sehschäden erforderli­ch sind.

Immer ein Notfall

Typische Warnzeiche­n sind neben einer allgemeine­n Verschlech­terung des Sehvermöge­ns plötzlich im Blickfeld auftretend­e schwarze Punkte und Lichtblitz­e. Bei vielen Betroffene­n stellt sich zudem eine Verengung oder Verschattu­ng des Gesichtsfe­lds ein. Bei entspreche­nden Symptomen sollte man sofort – auch am Wochenende – den augenärztl­ichen Notdienst aufsuchen, so Prof. Schrader: „Eine Netzhautab­lösung ist stets ein Notfall, der je nach individuel­lem Befund zeitnah versorgt wird.“

Ob und welche Behandlung nötig ist, hängt davon ab, ob der Ablösungsp­rozess bereits eingesetzt hat. Löcher in einer noch komplett anliegende­n Netzhaut werden meistens mit einem ambulanten LaserVerfa­hren behandelt. Wenn schon eine relevante Ablösung begonnen hat, muss ein operativer Eingriff erfolgen.

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