Bei Lichtblitzen sofort zum Arzt
Auge kann ohne schnelle Intervention schlimmstenfalls erblinden
Oldenburg – Das menschliche Auge reicht von innen nach außen betrachtet vom Sehnerv, der Netzhaut und der darunter liegenden Aderhaut bis hin zur Leder- und Bindehaut, der durchsichtigen Hornhaut sowie den Lidern, die das Sehorgan äußerlich abschließen. Dazwischen liegen die Regenbogenbogenhaut, welche die Pupille bildet, sowie die Linse, die für die Scharfstellung der Bilder auf der Netzhaut zuständig ist. Zwischen der Linse und der Netzhaut sitzt der zu etwa 98 Prozent aus Wasser bestehende Glaskörper, der zugleich den hinteren Teil des Auges ausfüllt sowie die Netzhaut stützt und schützt.
Die medizinisch als Retina bezeichnete Netzhaut ist mit sehr unterschiedlichen Sinneszellen und Nervenfasern ausgestattet. Sie ermöglicht etwa die Wahrnehmung von Farben und verschiedenen Helligkeitsgraden. Im zentralen Bereich der Netzhaut befindet sich die Makula.
Hier sind die Farbsinneszellen und Nervenfasern so weitgehend verdichtet wie an keiner anderen Stelle des Auges. „In diesem Bereich befindet sich die schärfste Stelle des Sehens“, erklärt Prof. Dr. Stefan Schrader, Direktor der Universitätsklinik für Augenheilkunde im Pius-Hospital Oldenburg. Eine tadellos erhaltene Makula ist eine wichtige Voraussetzung für gutes Sehen.
Dass sich die Beschaffenheit des Auges verändert, ist eine natürliche Begleiterscheinung des Alterungsprozesses. Durch degenerative Veränderungen in der Netzhaut sowie einer Abhebung des benachbarten Glaskörpers können Löcher und Risse entstehen, durch die Flüssigkeit aus dem Glaskörper unter die Netzhaut gelangen kann.
Den Prozess aufhalten
Ohne schnelle medizinische Gegenmaßnahmen wird
Prof. Dr. Stefan Schrader führt mit seinem Team pro Jahr rund 500 Operationen durch, die wegen einer Netzhautablösung erforderlich sind.
die Netzhaut schon nach kurzer Zeit von dem umgebenden Gewebe abgelöst. Mit einer rechtzeitigen augenärztlichen Intervention kann dieser Prozess aufgehalten werden, bevor es zu schweren bleibenden Schäden kommt. Anderenfalls droht letztlich die Erblindung des betroffenen Auges, weil eine fortschreitende Ablösung
der Netzhaut zum Absterben der Sehzellen führt.
Das vor der Netzhautablösung vorhandene Sehvermögen lässt sich mitunter auch mit einer fachgerechten Behandlung nicht wieder komplett zurückgewinnen. Das gilt vor allem, wenn der Prozess bereits bis zum zentralen Makula-Bereich fortgeschritten ist, betont Prof. Schrader: „Um so wichtiger ist es, dass eine Netzhautablösung frühzeitig schon bei ersten Anzeichen erkannt und umgehend fachgerecht behandelt wird.“Je früher das Problem diagnostiziert wird, desto weniger aufwendig sind die Gegenmaßnahmen, die zur Verhinderung bleibender Sehschäden erforderlich sind.
Immer ein Notfall
Typische Warnzeichen sind neben einer allgemeinen Verschlechterung des Sehvermögens plötzlich im Blickfeld auftretende schwarze Punkte und Lichtblitze. Bei vielen Betroffenen stellt sich zudem eine Verengung oder Verschattung des Gesichtsfelds ein. Bei entsprechenden Symptomen sollte man sofort – auch am Wochenende – den augenärztlichen Notdienst aufsuchen, so Prof. Schrader: „Eine Netzhautablösung ist stets ein Notfall, der je nach individuellem Befund zeitnah versorgt wird.“
Ob und welche Behandlung nötig ist, hängt davon ab, ob der Ablösungsprozess bereits eingesetzt hat. Löcher in einer noch komplett anliegenden Netzhaut werden meistens mit einem ambulanten LaserVerfahren behandelt. Wenn schon eine relevante Ablösung begonnen hat, muss ein operativer Eingriff erfolgen.