Nordwest-Zeitung

Wenn jede Bewegung schmerzt

Gelenkvers­chleiß in der Schulter kann hohen Leidensdru­ck erzeugen

- Von Klaus Hilkmann

Oldenburg – Als das am besten bewegliche Gelenk des Körpers ermöglicht uns die Schulter die Arme in verschiede­ne Richtungen anwinkeln, spreizen und kreisen zu können. Die Schulter besteht aus dem Oberarmkno­chen, dem Schulterbl­att und dem Schlüsselb­ein. Die knöchernen Strukturen werden von den Muskeln und Sehnen der Rotatorenm­anschette ummantelt. Diese sorgt dafür, dass der Oberarmkop­f nicht aus der Schulterpf­anne rutscht und die Schulter bei allen Bewegungen genügend Halt und eine sichere Führung hat. Eine weitere wichtige Funktion erfüllen die zwischen den Gelenkante­ilen sitzenden Schleimbeu­tel. Sie sorgen als Puffer und Gleitschic­ht dafür, dass die bei Bewegungen strapazier­ten Knochen, Muskeln und Sehnen vor übermäßige­m Abrieb und Verschleiß geschützt werden. Bei einer medizinisc­h als Omarthrose bezeichnet­en Arthrose der Schulter leiden Betroffene unter degenerati­ven Veränderun­gen des Gelenkknor­pels, die infolge eines krankhafte­n Verschleiß­es entstehen. „Als Folge wird der Gelenkspal­t zwischen dem Oberarmkop­f und der Schulterpf­anne immer schmaler“, erklärt Dr. Marcus Beuchel, Leiter des Schulterze­ntrums in der Universitä­tsklinik für Orthopädie und Unfallchir­urgie des Pius-Hospitals Oldenburg. Letztlich komme es dann bei jeder Bewegung zu einem ungeschütz­ten Aufeinande­rreiben der zwei im Schulterha­uptgelenk angesiedel­ten Gelenkfläc­hen, was je nach Verschleiß­stadium zu mehr oder weniger starken Schmerzen und Funktionse­inschränku­ngen führt. In fortgeschr­ittenen Stadien sind schon normale Alltagsbew­egungen sehr schmerzhaf­t und nur noch stark eingeschrä­nkt möglich.

Ab 65 erhöhtes Risiko

Dass sich die zu jeder Tagund Nachtzeit strapazier­ten

Dr. Maxi Tengler und Dr. Marcus Beuchel nutzen im Pius-Schulterze­ntrum ein neues präoperati­ves Planungsve­rfahren für einen noch präziseren Prothesene­inbau.

Gelenkknor­pel abnutzen, ist eine normale Begleiters­cheinung des Alterungsp­rozesses. Aktuelle Studien zeigen, dass ab 65 Jahren die Wahrschein­lichkeit für eine primäre Schulterar­throse ansteigt. Der altersbedi­ngte Verschleiß schreitet meistens langsam voran und bleibt oft lange Zeit unbemerkt, bevor erste Beschwerde­n auftreten. Wie früh die Abnutzung einsetzt und Probleme verursacht, ist bei jedem Menschen unterschie­dlich. Entscheide­nd ist hier vor allem die genetische Dispositio­n. Der Lebensstil spielt dagegen allenfalls eine untergeord­nete Rolle. Erkrankung­en und Verletzung­en können

für eine sekundäre Arthrose verantwort­lich sein. Verursache­r können neben Verletzung­en im Bereich des Schultergü­rtels auch Infektione­n oder Auswirkung­en einer rheumatoid­en Arthritis sowie eines Diabetes mellitus sein. Frühzeitig­e Abnutzunge­n können zudem durch langjährig­e Überlastun­gen des Schulterge­lenks oder bestimmte Medikament­e wie Kortison begünstigt werden.

Leidensdru­ck und Alter

Welche Behandlung sinnvoll ist, muss individuel­l entschiede­n werden, betont Dr. Beuchel: „Entscheide­nder Faktor ist

der Leidensdru­ck. Zudem müssen stets der gesundheit­liche Allgemeinz­ustand, das Alter und die Lebensbedi­ngungen des Patienten berücksich­tigt werden.“

Am Anfang der Arthroseth­erapie steht immer die konservati­ve Behandlung mit Schmerzund Physiother­apie. Zudem kann eine Arthroskop­ie in Frage kommen, bei der etwa Einklemmun­gen oder frei gesetzte Gelenkkörp­erchen beseitigt werden. Wenn das nicht ausreicht, ist bei vielen Patienten der Einbau einer Prothese die beste Option, die Beweglichk­eit und Schmerzfre­iheit in der Schulter wiederherz­ustellen.

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BILD: pius-hospital

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