Wenn jede Bewegung schmerzt
Gelenkverschleiß in der Schulter kann hohen Leidensdruck erzeugen
Oldenburg – Als das am besten bewegliche Gelenk des Körpers ermöglicht uns die Schulter die Arme in verschiedene Richtungen anwinkeln, spreizen und kreisen zu können. Die Schulter besteht aus dem Oberarmknochen, dem Schulterblatt und dem Schlüsselbein. Die knöchernen Strukturen werden von den Muskeln und Sehnen der Rotatorenmanschette ummantelt. Diese sorgt dafür, dass der Oberarmkopf nicht aus der Schulterpfanne rutscht und die Schulter bei allen Bewegungen genügend Halt und eine sichere Führung hat. Eine weitere wichtige Funktion erfüllen die zwischen den Gelenkanteilen sitzenden Schleimbeutel. Sie sorgen als Puffer und Gleitschicht dafür, dass die bei Bewegungen strapazierten Knochen, Muskeln und Sehnen vor übermäßigem Abrieb und Verschleiß geschützt werden. Bei einer medizinisch als Omarthrose bezeichneten Arthrose der Schulter leiden Betroffene unter degenerativen Veränderungen des Gelenkknorpels, die infolge eines krankhaften Verschleißes entstehen. „Als Folge wird der Gelenkspalt zwischen dem Oberarmkopf und der Schulterpfanne immer schmaler“, erklärt Dr. Marcus Beuchel, Leiter des Schulterzentrums in der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Pius-Hospitals Oldenburg. Letztlich komme es dann bei jeder Bewegung zu einem ungeschützten Aufeinanderreiben der zwei im Schulterhauptgelenk angesiedelten Gelenkflächen, was je nach Verschleißstadium zu mehr oder weniger starken Schmerzen und Funktionseinschränkungen führt. In fortgeschrittenen Stadien sind schon normale Alltagsbewegungen sehr schmerzhaft und nur noch stark eingeschränkt möglich.
Ab 65 erhöhtes Risiko
Dass sich die zu jeder Tagund Nachtzeit strapazierten
Dr. Maxi Tengler und Dr. Marcus Beuchel nutzen im Pius-Schulterzentrum ein neues präoperatives Planungsverfahren für einen noch präziseren Protheseneinbau.
Gelenkknorpel abnutzen, ist eine normale Begleiterscheinung des Alterungsprozesses. Aktuelle Studien zeigen, dass ab 65 Jahren die Wahrscheinlichkeit für eine primäre Schulterarthrose ansteigt. Der altersbedingte Verschleiß schreitet meistens langsam voran und bleibt oft lange Zeit unbemerkt, bevor erste Beschwerden auftreten. Wie früh die Abnutzung einsetzt und Probleme verursacht, ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Entscheidend ist hier vor allem die genetische Disposition. Der Lebensstil spielt dagegen allenfalls eine untergeordnete Rolle. Erkrankungen und Verletzungen können
für eine sekundäre Arthrose verantwortlich sein. Verursacher können neben Verletzungen im Bereich des Schultergürtels auch Infektionen oder Auswirkungen einer rheumatoiden Arthritis sowie eines Diabetes mellitus sein. Frühzeitige Abnutzungen können zudem durch langjährige Überlastungen des Schultergelenks oder bestimmte Medikamente wie Kortison begünstigt werden.
Leidensdruck und Alter
Welche Behandlung sinnvoll ist, muss individuell entschieden werden, betont Dr. Beuchel: „Entscheidender Faktor ist
der Leidensdruck. Zudem müssen stets der gesundheitliche Allgemeinzustand, das Alter und die Lebensbedingungen des Patienten berücksichtigt werden.“
Am Anfang der Arthrosetherapie steht immer die konservative Behandlung mit Schmerzund Physiotherapie. Zudem kann eine Arthroskopie in Frage kommen, bei der etwa Einklemmungen oder frei gesetzte Gelenkkörperchen beseitigt werden. Wenn das nicht ausreicht, ist bei vielen Patienten der Einbau einer Prothese die beste Option, die Beweglichkeit und Schmerzfreiheit in der Schulter wiederherzustellen.