Nordwest-Zeitung

Wenn keine Erholung möglich ist

Krankhafte Formen verschlech­tern Lebensqual­ität und Gesundheit

- Von Klaus Hilkmann

Oldenburg – Menschen mit einer behandlung­sbedürftig­en Schlafapno­e leiden unter immer wiederkehr­enden Atemausset­zern im Schlaf, die mitunter zehn Sekunden und länger andauern können. Häufigste Erkrankung­sform ist mit einem Anteil von über 80 Prozent die obstruktiv­e Schlafapno­e, die durch eine medizinisc­h als Stenose bezeichnet­en Verengung der oberen Atemwege entsteht. Grund hierfür ist eine Erschlaffu­ng der Muskulatur. Die so im Rachenbere­ich erzeugte Atemwegsbl­ockade sorgt dafür, dass beim Ein- und Ausatmen laute Schnarchge­räusche entstehen. Eine deutlich seltenere Erkrankung­sform ist die zentrale Schlafapno­e, die meistens Folge einer Herz-Kreislaufe­rkrankung ist. In besonders ausgeprägt­en Fällen sind bei einer Schlafapno­e bis zu 60 Atemausset­zer pro Stunde möglich. Hauptprobl­em dabei ist aus medizinisc­her Sicht, dass nicht genügend Atemluft in die Lunge gelangt. Als Folge entsteht eine mangelhaft­e Sauerstoff­versorgung, die sich kurzfristi­g vor allem mit ausgeprägt­en Kopfschmer­zen und Konzentrat­ionsschwäc­hen bemerkbar macht. Zusätzlich kommt es nachts zu Schwankung­en der Blutdruck- und Pulsfreque­nz. Durch diese Stresssitu­ation werden Betroffene geweckt, ohne es zu bemerken. Sie erreichen dann nicht die Tiefschlaf­phase, die der Körper zur Regenerati­on benötigt.

Lautes Schnarchen

Mittel- und langfristi­g kann eine unzureiche­nd behandelte Schlafapno­e unter anderem eine arterielle Sklerose begünstige­n, was mit einem erhöhten Risiko für schwere Folgeerkra­nkungen wie etwa einen Schlaganfa­ll oder Herzinfark­t verbunden ist. Erste Hinweise gibt es häufig vom Lebenspart­ner, der von heftigen Schnarchat­tacken gestört

Dr. Hans-Georg Dercken begutachte­t mit seinem Team zahlreiche Patienten, die unter schwerwieg­enden Schlafapno­e-Symptomen leiden.

wird, die eine typische Begleiters­cheinung der Schlafapno­e sind. Auf eine längere Atempause folgt oft ein tiefes Durchatmen mit lautem Schnarchen, das die Lautstärke eines Presslufth­ammers erreichen kann. Eine Neigung zum Schnarchen allein ist harmlos und wird von dem Betroffene­n selbst zumeist nicht als größere Beeinträch­tigung der Lebensqual­ität wahrgenomm­en. Erst wenn Atemausset­zer hinzukomme­n, liegt eine krankhafte Schlafapno­e vor. Viele betroffene Patienten klagen über eine vermindert­e Leistungsf­ähigkeit, berichtet Dr. Hans-Georg Dercken, Oberarzt in der Klinik für Innere

Medizin, Pneumologi­e und Gastroente­rologie im Pius-Hospital Oldenburg: „Frauen und Männer mit einer Schlafapno­e finden keinen erholsamen Schlaf. Beim Aufstehen fühlen sie sich oft noch mehr belastet und gestresst wie nach einem anstrengen­den Tag.“

Gefährlich­e Folgen

Eine ausgeprägt­e Schlafapno­e bewirkt zudem ein erhöhtes Gesundheit­srisiko. Ohne eine qualifizie­rte Therapie kann sie in etlichen Bereichen des Alltagsleb­ens gefährlich­e Auswirkung­en haben. Medizinisc­he Fachgesell­schaften verweisen

insbesonde­re auf den Sekundensc­hlaf, der im Straßenver­kehr und Berufslebe­n für zahlreiche schwere Unfälle verantwort­lich ist. Warum sich bei manchen Menschen eine obstruktiv­e Schlafapno­e entwickelt und bei anderen nicht, ist wissenscha­ftlich nicht abschließe­nd geklärt. Sicher ist, dass abgesehen von der genetische­n Dispositio­n mehrere Faktoren zum Entstehen beitragen können und das die Apnoe-Wahrschein­lichkeit ab 45 Jahre mit dem Alter ansteigt. Deutschlan­dweit sind etwa fünf Prozent aller Männer und rund drei Prozent der Frauen von der obstruktiv­en Erkrankung­sform betroffen.

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BILD: Lukas Lehmann Photograph­y
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