Wenn keine Erholung möglich ist
Krankhafte Formen verschlechtern Lebensqualität und Gesundheit
Oldenburg – Menschen mit einer behandlungsbedürftigen Schlafapnoe leiden unter immer wiederkehrenden Atemaussetzern im Schlaf, die mitunter zehn Sekunden und länger andauern können. Häufigste Erkrankungsform ist mit einem Anteil von über 80 Prozent die obstruktive Schlafapnoe, die durch eine medizinisch als Stenose bezeichneten Verengung der oberen Atemwege entsteht. Grund hierfür ist eine Erschlaffung der Muskulatur. Die so im Rachenbereich erzeugte Atemwegsblockade sorgt dafür, dass beim Ein- und Ausatmen laute Schnarchgeräusche entstehen. Eine deutlich seltenere Erkrankungsform ist die zentrale Schlafapnoe, die meistens Folge einer Herz-Kreislauferkrankung ist. In besonders ausgeprägten Fällen sind bei einer Schlafapnoe bis zu 60 Atemaussetzer pro Stunde möglich. Hauptproblem dabei ist aus medizinischer Sicht, dass nicht genügend Atemluft in die Lunge gelangt. Als Folge entsteht eine mangelhafte Sauerstoffversorgung, die sich kurzfristig vor allem mit ausgeprägten Kopfschmerzen und Konzentrationsschwächen bemerkbar macht. Zusätzlich kommt es nachts zu Schwankungen der Blutdruck- und Pulsfrequenz. Durch diese Stresssituation werden Betroffene geweckt, ohne es zu bemerken. Sie erreichen dann nicht die Tiefschlafphase, die der Körper zur Regeneration benötigt.
Lautes Schnarchen
Mittel- und langfristig kann eine unzureichend behandelte Schlafapnoe unter anderem eine arterielle Sklerose begünstigen, was mit einem erhöhten Risiko für schwere Folgeerkrankungen wie etwa einen Schlaganfall oder Herzinfarkt verbunden ist. Erste Hinweise gibt es häufig vom Lebenspartner, der von heftigen Schnarchattacken gestört
Dr. Hans-Georg Dercken begutachtet mit seinem Team zahlreiche Patienten, die unter schwerwiegenden Schlafapnoe-Symptomen leiden.
wird, die eine typische Begleiterscheinung der Schlafapnoe sind. Auf eine längere Atempause folgt oft ein tiefes Durchatmen mit lautem Schnarchen, das die Lautstärke eines Presslufthammers erreichen kann. Eine Neigung zum Schnarchen allein ist harmlos und wird von dem Betroffenen selbst zumeist nicht als größere Beeinträchtigung der Lebensqualität wahrgenommen. Erst wenn Atemaussetzer hinzukommen, liegt eine krankhafte Schlafapnoe vor. Viele betroffene Patienten klagen über eine verminderte Leistungsfähigkeit, berichtet Dr. Hans-Georg Dercken, Oberarzt in der Klinik für Innere
Medizin, Pneumologie und Gastroenterologie im Pius-Hospital Oldenburg: „Frauen und Männer mit einer Schlafapnoe finden keinen erholsamen Schlaf. Beim Aufstehen fühlen sie sich oft noch mehr belastet und gestresst wie nach einem anstrengenden Tag.“
Gefährliche Folgen
Eine ausgeprägte Schlafapnoe bewirkt zudem ein erhöhtes Gesundheitsrisiko. Ohne eine qualifizierte Therapie kann sie in etlichen Bereichen des Alltagslebens gefährliche Auswirkungen haben. Medizinische Fachgesellschaften verweisen
insbesondere auf den Sekundenschlaf, der im Straßenverkehr und Berufsleben für zahlreiche schwere Unfälle verantwortlich ist. Warum sich bei manchen Menschen eine obstruktive Schlafapnoe entwickelt und bei anderen nicht, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Sicher ist, dass abgesehen von der genetischen Disposition mehrere Faktoren zum Entstehen beitragen können und das die Apnoe-Wahrscheinlichkeit ab 45 Jahre mit dem Alter ansteigt. Deutschlandweit sind etwa fünf Prozent aller Männer und rund drei Prozent der Frauen von der obstruktiven Erkrankungsform betroffen.