Corona-Effekt: Weniger Frühchen im Klinikum
Vor einem Jahr starb im Klinikum ein Frühchen – Ärztin wartet weiter auf Akteneinsicht
Oldenburg/cki – Das Klinikum Oldenburg hat 2021 weniger Frühchen betreut als im Jahr zuvor. Im vergangenen Jahr kamen 353 Babys unter 2500 Gramm zur Welt und 104 unter 1500 Gramm. Im Jahr zuvor waren es 408 unter 2500 Gramm und 136 unter 1500 Gramm.
Eine Sprecherin des Klinikums verwies zur Begründung auf einen Corona-Effekt. Studien zeigten, dass der Lockdown in der Pandemie Einflüsse reduzieren könne, die Frühgeburten begünstigen, zum Beispiel Stress. Dies zeige sich auch in anderen Krankenhäusern.
Keine negativen Folgen auf die Zahl der Frühgeburten sieht das Klinikum durch den tödlichen Zwischenfall im vergangenen Jahr. Im Juni 2021 war ein Baby an verunreinigter Milch gestorben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch immer gegen eine Beschäftigte des Klinikums.
Oldenburg – Ein Jahr nach dem Tod eines Frühchens auf der neonatologischen Intensivstation im Klinikum Oldenburg ermittelt die Staatsanwaltschaft Oldenburg noch immer. „Es gibt nichts Neues“, sagte ein Sprecher. „Die sehr umfangreichen Ermittlungen dauern an.“Warum am 3. Juni 2021 Neugeborene mit verunreinigter Milch gefüttert wurden, ist weiterhin nicht bekannt.
Warten auf Akteneinsicht
Nach Angaben des Klinikums hat der Anwalt einer Beschäftigten, gegen die ermittelt wird, nach wie vor noch keine Akteneinsicht. „Wir haben vor einigen Tagen nachgehakt, aber noch nichts gehört“, sagte eine Sprecherin und ließ erkennen, wie unbefriedigend die lange Wartezeit auch für das Klinikum ist. Es gebe nach wie vor keinen Anlass, sich von der Beschäftigten zu distanzieren, betonte die Sprecherin.
Der Chef der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Prof. Dr. Axel Heep, hatte sich erschüttert über den Vorfall geäußert: „Wir haben jetzt etwas erlebt, was wir nie erleben wollten.“
Am 7. Juni war ein Frühchen an der Erkrankung durch die verunreinigte Milch, die es am Tag nach der Geburt erhalten hatte, gestorben. Ein weiteres Baby überlebte, muss aber mit lebenslangen Schäden rechnen. Nach unbestätigten Berichten handelt es sich bei den beiden um Zwillinge. Drei weitere Frühgeborene, die ebenfalls infiziert worden waren, hatten keine Krankheitssymptome gezeigt.
Nach Angaben des Klinisich
kums waren alle Neugeborene, die ebenfalls am 3. Juni belastete Milch erhalten hatten, untersucht worden. Zwei Wochen nach dem Tod hatte das Klinikum in einem Pressegespräch über den Zwischenfall informiert.
Verdacht
Die Staatsanwaltschaft hatte zunächst von Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen Unbekannt gesprochen. Später hieß es, die Ermittlungen richteten gegen Klinikpersonal. Im Blick stand die Frage, ob bei Herstellung, Auswahl, Zubereitung oder beim Füttern Hygienevorschriften verletzt wurden. Die Nahrung für Frühchen wird in einer speziellen Milchküche zubereitet. Die Vorgaben für die Arbeit in der Milchküche seien nach dem tödlichen Vorfall nochmals überprüft und überarbeitet worden.
Mit jährlich etwa 150 Frühchen aus dem gesamten Weser-Ems-Gebiet gehört die Kinderklinik Oldenburg nach eigenen Angaben zu den größten Frühgeborenenzentren in Deutschland.
Der tödliche Vorfall hat nach Angaben der KlinikumSprecherin zwar vermehrt zu Anfragen werdender Eltern geführt. Verglichen mit dem Vorjahr sei die Zahl der Geburten im Klinikum im Jahr 2021 jedoch gestiegen.