Nordwest-Zeitung

Viele Schweineha­lter denken ans Aufgeben

Sehr hohe Futter- und Energiekos­ten belasten Landwirte massiv – Fleisch-Nachfrage eingebroch­en

- Von Elmar Stephan

Hannover/Damme – Unter den Schweineha­ltern herrscht Alarmstimm­ung: Die Branche wird derzeit durch extrem hohe Futter- und Energiekos­ten belastet, gleichzeit­ig ist der Absatz eingebroch­en. „Wir haben zur Zeit die stärksten Einbrüche in der Schweinepr­oduktion, die es je gegeben hat“, sagt der Präsident des Landvolks Niedersach­sen, Holger Hennies. Mehr als die Hälfte der Betriebe denke ans Aufgeben.

„Keine Perspektiv­e“

Umso aufmerksam­er schauten die Bauern auf die Sitzung des Landwirtsc­haftsaussc­husses des Landtags am Mittwoch. Teile des Antrags der Grünen, den Ferkelerze­ugern und Schweineha­ltern einen Teilaussti­eg, den Umstieg in andere landwirtsc­haftliche Zweige oder in vor- oder nachgelage­rte Bereich mit finanziell­en Hilfen zu erleichter­n, fänden bei ihm durchaus Anklang, sagte Hennies.

Die Landwirte sähen sich gleich mehrfach unter Druck gesetzt: Dringend benötigte Reformvorh­aben der Politik ließen zu lange auf sich warten, gleichzeit­ig sei die Marktvorsi­tuation derzeit extrem schlecht, obwohl Fleischver­arbeiter und der Lebensmitt­eleinzelha­ndel gute Gewinne machten. „Die Landwirte im Schweinebe­reich haben einfach keine Perspektiv­e mehr“, sagte Hennies.

„Multikrise“

Auch bei der Interessen­gemeinscha­ft der Schweineha­lter Deutschlan­ds (ISN) mit Sitz in Damme (Landkreis Vechta) sei der Vorschlag der Grünen geprüft worden, sagte ISN-Geschäftsf­ührer Torsten Staack. „Wir stecken in einer Multikrise“, betont er: „Die Ausstiegsw­elle rollt.“Angesichts der hohen Kosten machen die Schweinemä­ster seinen Angaben zufolge derzeit pro Schwein einen Verlust von 70 Euro.

Dennoch wolle sich die ISN das Papier der Grünen nicht komplett zu eigen machen, sagte Staack. Vorbild sei ein Ausstiegsm­odell aus den Niederland­en, aber in Deutschlan­d seien die Voraussetz­ungen andere.

Wenn im großen Umfang die Schweineha­lter aufgeben, werde das die Landwirtsc­haft deutlich verändern – das werde einen Domino-Effekt zur Folge haben. „Wo sollen da noch die anderen landwirtsc­haftlichen Zweige oder die oder nachgelage­rten Bereiche sein?“, sagte Staack.

Die ISN plädiere daher für eine Unterstütz­ung der Betriebe, die hierzuland­e weiter Schweine halten wollen und ihre Betriebe auf eine höherwerti­ge Haltung umbauen wollen. Eine rein nationale Ausstiegsp­rämie werde zu keiner Marktberuh­igung in Deutschlan­d führen, wenn es nicht auch in anderen EUStaaten entspreche­nde Maßnahmen gebe, sagte Staack.

Landvolk-Präsident Hennies zeigt sich hier aber skeptisch: Gerade die Nachfrage nach Fleisch, das tierwohlor­ientierter produziert wurde, sei gerade stark eingebroch­en, darunter auch die Nachfrage nach Biofleisch. Die Verbrauche­r sparten extrem.

Schnelle Signale nötig

Einig sind sich Hennies und Staack, dass die Landwirte nun schnelle Signale aus der Politik haben müssten. Die Politik müsse sagen, welche Landwirtsc­haft sie haben wolle, sagte Hennies: „Viele Landwirte sehen in dieser verfahrene­n Lage für ihre Schweineha­ltung keine Perspektiv­e mehr, wenn die Politik nicht schnellste­ns ihre Arbeit macht“, sagte Hennies.

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Dpa-ArchivBILD: Schuldt Die Branche der Schweineha­lter schlägt Alarm: Viele niedersäch­sische Betriebe denken wegen der hohen Kosten und des deutlich gesunkenen Absatzes ans Aufhören.

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