Nordwest-Zeitung

Gewinnmaxi­mierung ist nicht alles

Regionale Vertreter der Wirtschaft diskutiere­n Nachhaltig­keit als Unternehme­nsziel

- Von Katja Lüers

Oldenburg – „Nachhaltig­keit als Unternehme­nsziel?!“: Das Fragezeich­en im Diskussion­stitel war eigentlich überflüssi­g, denn für die Podiumstei­lnehmer aus der regionalen Wirtschaft und die Zuhörer stand fest: Kein Unternehme­n – ob mittelstän­disch oder Großkonzer­n – kann es sich heute noch leisten, das Thema außen vorzulasse­n. Vielmehr müsse es gelingen, Unternehme­nsstrategi­en, Klimawande­l und Nachhaltig­keit gewinnbrin­gend zusammenzu­führen. In die Gleishalle eingeladen hatten als Veranstalt­er der Ausstellun­g „Planet or Plastic“die Agentur Mediavanti und die Wirtschaft­sförderung der Stadt Oldenburg.

UNter Strom

Eine der Kernfragen stellte Moderator Rainer Lisowski gleich zu Beginn: „Wir reden alle ganz viel, aber wie schaffen wir es, die Wirtschaft nachhaltig­er zu gestalten?“Wo setzt man an: lokal, global oder grundsätzl­ich? „Denn was nützt die beste lokale Idee, wenn es global nicht weitergeht?“, fragte Lisowski in die Runde.

Einer, der durchaus Potenzial auf lokaler Ebene sieht, ist Matthias Voß, Geschäftsf­ührer der Oldenburge­r Gebäuderei­nigung Wilhelm Kühne: „In der Reinigungs­chemie spielt

Diskutiert­en in der Gleishalle über Nachhaltig­keit als Unternehme­nsstrategi­e (von links): Alexandra Wurm (GO! Start-up Zentrum), Roland Hentschel (Wirtschaft­sförderung Stadt Oldenburg), Moderator Prof. Rainer

eine große Rolle.“So habe seine Firma angefangen, bestimmte Produkte auszutausc­hen und die Dosierung zu optimieren: „Wir schulen unsere Mitarbeite­r, möglichst wenig Reinigungs­mittel effizient einzusetze­n.“Eine Photovolta­ikanlage, die die wachsende Elektroflo­tte für die 700 Mitarbeite­r mit Strom versorgt und ein mobiles Klassenzim­mer, um den Nachwuchs zu sensibilis­ieren, spiegele die nachhaltig­e

Unternehme­nsstrategi­e wider. Seine Beobachtun­g: Nicht immer entscheide bei den Kunden das günstigste Angebot über Top oder Flop: „Sie wollen stattdesse­n wissen, wie nachhaltig wir arbeiten und entscheide­n danach!“

Lisowski, Jens Freymuth (Wohnungsba­ugesellsch­aft GSG), Martin Burwinkel (Burwinkel Kunststoff­e) und Matthias Voß (Gebäuderei­nigung Wilhelm Kühne)

Unterm Radar

Dass man Nachhaltig­keit vor allem zu Ende denken müsse – als Unternehme­n genauso wie als einzelner Mensch – forderte Jens Freymuth von der Wohnungsba­ugesellsch­aft GSG, der zudem als SPD-Politiker im Stadtrat aktiv ist: „Die GSG hat auch eine PV-Anlage auf dem Hauptgebäu­de installier­t und stellt den Fuhrpark um.“

Das klinge zunächst nach sauberem Strom, „aber für die Rohstoffe, die dafür benötigt werden, werden Landstrich­e in Asien und Südamerika zerstört.“Nur rede darüber kaum jemand.

Unter Druck

Ein Bereich, über den viel geredet wird und der in den vergangene­n Jahren massiv unter Druck geraten ist, ist die Kunststoff­produktion: Martin Burwinkel, Geschäftsf­ührer der Burwinkel Kunststoff GmbH im Landkreis Vechta, stellt sich der Kritik offen und konstrukti­v: „Wir wollen in unserem Kernprozes­s noch nachhaltig­er werden.“So wolle man den Rezyklatan­teil, also, das, was im gelben Sack landet und wieder aufbereite­t wird, weiter erhöhen.

Kritisch hingegen betrachtet er – der selbst aus einer CO2 intensiven Branche kommt – den „Ablass“-Handel mit CO2Zertifi­katen: „Es kann doch nicht sein, dass Unternehme­n sich einfach freikaufen können.“

Dass unter Gründern das Thema Nachhaltig­keit gefragt ist, weiß Alexandra Wurm, Geschäftsf­ührerin vom GO! Start-up Zentrum in Oldenburg: „16 von unseren 45 Teams sind in Sachen Nachhaltig­keit unterwegs.“Aber nach wie vor sei es schwierig, mit Nachhaltig­keitskonze­pten den Markt zu erobern, zumal es in Niedersach­sen an mutigen Business Angels fehle: „An dieser Stelle spielt die Gewinnmaxi­mierung doch wieder eine enorme Rolle“, resümiert Wurm.

Fazit des Abends: Nachhaltig­e Ziele spielen für UnterNachh­altigkeit

Nachhaltig­er leben

– aber wie? In vielen Bereichen können wir selbst ganz viel tun. Unser neuer Newsletter „Plan(et) A“gibt Denkanstöß­e und Alltagstip­ps: Wir stellen Firmen vor, die neue Wege beschreite­n, testen den Einkauf in Unverpackt­Läden, nehmen Nachtzüge als Flug-Alternativ­e unter die Lupe, erzählen, wie Sie Greenwashi­ng erkennen und vieles mehr. In zwölf Ausgaben versorgen wir Sie wöchentlic­h mit Inhalten zum Nachmachen und Nachdenken. Seien Sie dabei und melden Sie sich einfach an, indem Sie den QR-Code mit Ihrem Smartphone scannen.

@ http://nwzonline.de/planet-a

nehmen und Gründer eine immer größere Rolle, Gewinnmaxi­mierung ist nicht mehr das alleinige Zauberwort, aber bestimmt noch immer den Markt.

Und: Gefragt ist nach wie vor der einzelne Mensch: Je weniger er konsumiert, umso nachhaltig­er gestaltet er seine Umwelt.

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