9-Euro-Ticket – auch mit dem Fahrrad?
Was beim Reisen in Nah- und Regionalzügen zu beachten ist – Problemlos nach Hamburg
Oldenburg – Unter den wenigen Bahnreisenden, die an diesem 1. Juni – dem Start-Tag der Aktion „9-Euro-Ticket“– zum Bahnsteig streben, ist Christian Kampmann. Er hat sein Fahrrad mitgebracht. „Ich nehme es mit nach Huntlosen, wo mein Arbeitsplatz ist“, berichtet der Oldenburger. Er ahnt: Im Zug könnte es mit dem Fahrrad eng werden. „Vielleicht werde ich stehen müssen.“
Dann fährt das Triebwagen-Gespann der NordwestBahn „RE 18“auf Gleis 4 in Oldenburg ein. Kampmann schaut, wo das Fahrrad-Abteil ist und schiebt das Fahrrad hin, trägt es hinein. In diesem Fall kommt es anders als befürchtet: Das Fahrrad-Abteil ist nur spärlich gefüllt.
Alles gut gelaufen für den 9-Euro-Kunden. Er könnte sich auch gut vorstellen, mit dem Aktions-Ticket dann auch zum Beispiel mal „nach Norddeich, an die Küste zu fahren“. Ob das Fahrrad dann auch dabei ist?
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Grundsätzliches
Klar ist: Das 9-Euro-Monatsticket wurde für alle Menschen geschaffen, die den Nahverkehr – vor allem Bahnen und Busse – bis Ende August mal ausprobieren wollen. Nicht enthalten ist die Fahrradmitnahme. Aber man kann sein Gefährt natürlich oft mitnehmen. Die Züge haben entsprechende Abstellbereiche.
„Die Fahrradmitnahme ist aber nicht kostenlos“, betont Malte Diehl, Vorsitzender für Niedersachsen und Bremen beim Fahrgastverband Pro Bahn. Er kennt einen Spezialfall, bei dem es anders ist: „Falträder können zusammengeklappt auch als Handgepäck und damit kostenfrei befördert werden.“Auch Fahrräder von Kindern bis sechs Jahren sind kostenlos.
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Die Kosten
Ansonsten gilt: Für die Fahrradmitnahme muss man ein spezielles Fahrradticket buchen. Dafür bietet sich auf kürzeren Strecken der jeweilige
Verkehrsverbund (wie Bremen/Niedersachsen/VBN) an, sofern man nur in dessen Gebiet unterwegs ist. Beim VBN kostet das Fahrradticket 2,00 oder 3,95 Euro pro Tag.
Die Alternative ist der landesweite Niedersachsen-Tarif für Fahrradmitnahme von fünf Euro pro Tag. „Das kann man an den üblichen TicketAutomaten buchen“, erläutert
Diehl. Wo weder Niedersachsen-Tarif noch ein Verbund gelte, zahle man 6 Euro im Nahverkehr pro Tag.
Wichtig: Fährt man in weitere Bundesländer, muss man im Nahverkehr eventuell weitere Rad-Karten kaufen. Was ist mit einem Ausflug nach Hamburg? Kann man mit einer Niedersachsen-Fahrradkarte auch in der 9-Euro-Aktion einfach in die Hansestadt hineinfahren? „Man kann. Die Fahrradkarte gilt bis Hauptbahnhof “, sagte Rainer Vohl vom Hamburger Verkehrsverbund (HVV) auf Anfrage unserer Zeitung.
In Fernverkehrszügen der
DB kostet die Fahrradkarte übrigens 8 Euro (Buchung am Schalter oder online, nicht am Automaten). Dies würde demnach auch für den wichtigsten Intercity in der Region gelten, zwischen Bremen und Norddeich-Mole.
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Reservierung
Spontan mit dem Fahrrad zum Bahnsteig kommen – das birgt Risiken. Verkehrsexperten rechnen in der Laufzeit des 9-Euro-Tickets mit stark überfüllten Nahverkehrszügen. Es gibt keine MitnahmeGarantie. Da droht der ReiseAbbruch. Also reservieren?
■ Bei DB Regio ist im Nahverkehr keine Stellplatzreservierung für Räder möglich.
■ Bei der Nordwest-Bahn ist das möglich. Man ruft dazu – idealerweise spätestens am Vortag der Reise – eine Hotline an (0541/2002 4321, Mo.-Fr.) oder füllt ein Online-Formular aus. „Für jedes Fahrrad ist eine Anmeldung vor Ihrer Reise wünschenswert, bei Fahrradgruppen ab fünf Personen empfehlen wir die Anmeldung dringend“, heißt es bei der Nordwest-Bahn.
„Ich würde auf keinen Fall ohne Reservierung für mein Fahrrad zum Bahnhof fahren“, sagt Malte Diehl von Pro Bahn. „Der Platz in den Zügen ist knapp bemessen.“Er hat auch noch einen Tipp parat: „Zwischen Bremen und Oldenburg die Regio S-Bahn nehmen. Die Züge sind meist leerer als IC und RE und haben je Zugteil ein eigenes Fahrradabteil.“