Nordwest-Zeitung

Wie Zuckerberg seine rechte Hand verlor

Sheryl Sandbergs Abschied vom Facebook-Konzern Meta kommt nicht ganz freiwillig

- Von Friedemann Diederichs, Büro Washington

Marktlage am 2. Juni 2022. Schlachtsc­hweine: Am Markt konnten zuvor bestehende Angebotsüb­erhänge vielfach abgebaut werden. Die zunehmend ausgeglich­ene Lage bedingt in der neuen Schlachtwo­che unveränder­te Preise. Schlachtri­nder: Am Markt geht das Angebot weiterhin über die ruhige Nachfrage hinaus. Die Preise entwickeln sich zum Wochenende erneut schwächer. (Quelle: Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen)

Washington – Wenn Politiker aufgrund von Problemen vorzeitig aus dem Amt scheiden, lautet auch in den USA eine gern gebrauchte Erklärung: Der Aussteiger wolle sich mehr als bisher der Familie widmen. Geglaubt wird dies nicht immer, vor allem wenn dem Abschied unangenehm­e Schlagzeil­en vorausging­en.

Und dass nun FacebookGr­ünder Mark Zuckerberg im Herbst mit Sheryl Sandberg seine langjährig­e rechte Hand und den „Chief Operating Officer“verlieren wird, dürfte ebenfalls kein ganz normaler Vorgang sein. Zwar erklärte die 52-Jährige, dass sie in diesem Sommer zum dritten Mal heiraten möchte und sich dann mehr um ihre Kinder und zukünftige­n Stiefkinde­r kümmern möchte. Doch auf der Vita von Sandberg gibt es einige dunkle Flecken, die nach Ansicht von US-Kommentato­ren zur Trennung vom Silicon-Valley-Riesen beigetrage­n haben.

Zuletzt nicht immer auf einer Wellenläng­e: Sheryl Sandberg und Mark Zuckerberg (hier im Jahr 2014)

■ Facebook-Probleme

Da sind zum einen jede Menge Skandale, die sich die Social Media-Plattform in der Ära Zuckerberg/Sandberg leistete – allen voran ein laxer Umgang mit Millionen Nutzerdate­n, der den Konzern auch zur Zielscheib­e von Regulierer­n machte. Sandberg habe, so analysiert­e die Wirtschaft­sagentur „Bloomberg“, das Prinzip vertreten, dass Facebook schnell wachsen müsse und für Problemlös­ungen später

Zeit sei. Dabei wurden viele Aspekte vernachläs­sigt – etwa eine klare Definition der „Community Standards“, die festlegen, was Nutzer posten dürfen und was nicht.

Teil der Arbeitsbes­chreibung Sandbergs war, Pannen und Datenschut­z-Verletzung­en von Facebook zu vermeiden. Doch je öfter die Plattform in die Debatte geriet, desto weniger ließ sich Sandberg sehen. Zuckerberg war es oft vorbehalte­n, Schadensbe­grenzung in Eigenregie anzugehen. Eine Aufgabe, die ihm sichtbar schwerfiel.

Sandberg verwendete einen Teil ihrer Arbeitszei­t auch dazu, ein Buch unter dem Titel „Lean In“zu schreiben, das Frauen ermuntern sollte, mehr Verantwort­ung zu übernehmen. Doch bei ihrer Facebook-Karriere schien sie sich nicht immer an jene Prinzipien zu halten. Um den angespannt­en Kontakt des Konzerns zu Politikern zu verbessern, stellte Zuckerberg dann den britischen Ex-Vize-Premier Nick Clegg ein – und der übernahm Aufgaben, die zuvor Sandberg ausüben sollte.

Interne Untersuchu­ng

Im Juli 2021 berichtete die „New York Times“, Sandberg sei mehr und mehr von Zuckerberg isoliert. In den vergangene­n Monaten gab es dann eine interne Untersuchu­ng bei Facebook zu einem möglichen Fehlverhal­ten Sandbergs. Das „Wall Street Journal“hatte vor sechs Wochen

berichtet, dass Sandberg zweimal versucht haben soll, die mit ihrer Online-Ausgabe in den USA populäre britische Publikatio­n „Daily Mail“unter Druck zu setzen. Die Zeitung arbeitete demnach an einem Beitrag über den früheren Lebensgefä­hrten Sandbergs, den Manager Bobby Kotick. Eine Ex-Freundin Koticks soll einst eine gerichtlic­he Verfügung gegen den Mann aufgrund eines Vorfalls von häuslicher Gewalt erhalten haben.

Nach der Enthüllung bemühten sich sowohl Sandberg wie auch ihr früherer Freund um Schadensbe­grenzung. Doch intern war man offenbar der Ansicht, Sandberg sei für Facebook nicht mehr tragbar.

Ihren Posten soll nun im Herbst Facebook-Insider Javier Olivan übernehmen. Der Managerin mit einem Privatverm­ögen von mindestens 1,8 Milliarden Dollar bleibt aber ein Trostpreis: Sie darf bis auf Weiteres im Aufsichtsr­at von Meta sitzen, dem Dachuntern­ehmen von Facebook, Instagram und WhatsApp.

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Dpa-ArchivbILD: Gombert

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