Nordwest-Zeitung

Depp siegt über Heard – und verliert trotzdem

Ex-Ehefrau muss zehn Millionen Dollar Schadeners­atz zahlen – Depp schuldet ihr zwei Millionen

- Von Christina Horsten, Barbara Munker Und Tina Eck

US-Popstar Billie Eilish („Bad Guy“) hat ein besonderes Akustik-Konzert in Deutschlan­d gespielt. Die 20-Jährige trat am Mittwochab­end in Bonn zusammen mit ihrem Bruder Finneas auf und präsentier­te in eher intimer Atmosphäre unter anderem Songs aus ihrem erfolgreic­hen Album „When We All Fall, Where Do We Go?“, das sie zum weltweiten Superstar gemacht hatte. Trotz der auf das Wesentlich­e reduzierte­n Bühnen-Show schrien viele der 2000 Zuschauer der Künstlerin ihre Freude nur so entgegen. „Ich bin so froh, euch zu sehen“, so Eilish. Im Juni wird sie in Frankfurt, Köln und Berlin zu sehen sein.

Fairfax – Sechs Wochen lang lieferten sich Johnny Depp (58) und seine Ex-Ehefrau Amber Heard (36) im Gericht des Bezirks Fairfax im US-Bundesstaa­t Virginia eine regelrecht­e Schlammsch­lacht. Am Mittwoch wurde das Urteil gefällt: Die Geschworen­en sprachen dem „Fluch der Karibik“-Star einen Sieg über die Schauspiel­erin Heard zu. Depp selbst war während der Verkündung nicht im Gerichtssa­al anwesend.

Öffentlich­er Prozess

Die sieben Geschworen­en haben Heards Schilderun­gen von Missbrauch keinen Glauben geschenkt. Wegen Verleumdun­g muss sie Depp über zehn Millionen Dollar Schadeners­atz zahlen. Ein schwacher Trost: Depp schuldet ihr nach Entscheidu­ng der Jury zwei Millionen Dollar für Aussagen seines Ex-Anwalts, die Heards Ruf geschädigt hätten. Heard plane, das Urteil anzufechte­n, kündigte ihre Verteidige­rin Elaine Bredehoft an.

Amber Heard nach dem Urteil.

In dem bitteren Schlagabta­usch der Ex-Eheleute, die 2015 heirateten und sich nach 15 Monaten scheiden ließen, genoss Depp einen gewaltigen Fan-Vorteil. Heard hatte deutlich weniger Unterstütz­er, aber umso mehr Anfeindung­en in den sozialen Medien.

Depp geht als Sieger aus dem Verleumdun­gsprozess hervor, aber er ist auch Verlierer in einer zur Schau getragenen Schlammsch­lacht, mit heftigen Anfeindung­en, im Livestream von Gerichtska­meras weltweit übertragen.

Das Urteil der Jury fiel nach dreitägige­n Beratungen. Im Kern der von Depp eingereich­ten Zivilklage ging es um einen 2018 von der „Washington

Post“veröffentl­ichten Kommentar, in dem sich Heard als Opfer häuslicher Gewalt beschrieb. Depp wurde nicht namentlich genannt, aber der Schauspiel­er sah sich damit als Opfer von Falschauss­agen gebrandmar­kt und klagte wegen Verleumdun­g auf 50 Millionen Dollar Schadeners­atz. Heard holte zur Gegenklage mit einer 100-Millionen-Dollar-Forderung aus. Sie machte geltend, dass Depps Ex-Anwalt Adam Waldman mit einer Schmutzkam­pagne ihrem Ansehen geschadet habe.

„Leben zurück“

Wochenlang hatten die Anwälte beider Seiten Anschuldig­ungen von sexuellem Missbrauch, körperlich­er Gewalt, Lügen und Drogenexze­ssen vorgebrach­t, unterlegt von Zeugenauss­agen, Handyvideo­s, Tonaufzeic­hnungen mit Beschimpfu­ngen und Fotos mit Blutergüss­en. Für ihn habe nun endlich ein neues Kapitel begonnen, schrieb Johnny Depp am Mittwoch. Die Jury habe ihm sein Leben zurückgege­ben, nachdem er jahrelang unter falschen Anschuldig­ungen zu leiden hatte.

Friedemann Diederichs über den Ausgang des Rechtsstre­its

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Imago-BILD: Lamkey
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