Depp siegt über Heard – und verliert trotzdem
Ex-Ehefrau muss zehn Millionen Dollar Schadenersatz zahlen – Depp schuldet ihr zwei Millionen
US-Popstar Billie Eilish („Bad Guy“) hat ein besonderes Akustik-Konzert in Deutschland gespielt. Die 20-Jährige trat am Mittwochabend in Bonn zusammen mit ihrem Bruder Finneas auf und präsentierte in eher intimer Atmosphäre unter anderem Songs aus ihrem erfolgreichen Album „When We All Fall, Where Do We Go?“, das sie zum weltweiten Superstar gemacht hatte. Trotz der auf das Wesentliche reduzierten Bühnen-Show schrien viele der 2000 Zuschauer der Künstlerin ihre Freude nur so entgegen. „Ich bin so froh, euch zu sehen“, so Eilish. Im Juni wird sie in Frankfurt, Köln und Berlin zu sehen sein.
Fairfax – Sechs Wochen lang lieferten sich Johnny Depp (58) und seine Ex-Ehefrau Amber Heard (36) im Gericht des Bezirks Fairfax im US-Bundesstaat Virginia eine regelrechte Schlammschlacht. Am Mittwoch wurde das Urteil gefällt: Die Geschworenen sprachen dem „Fluch der Karibik“-Star einen Sieg über die Schauspielerin Heard zu. Depp selbst war während der Verkündung nicht im Gerichtssaal anwesend.
Öffentlicher Prozess
Die sieben Geschworenen haben Heards Schilderungen von Missbrauch keinen Glauben geschenkt. Wegen Verleumdung muss sie Depp über zehn Millionen Dollar Schadenersatz zahlen. Ein schwacher Trost: Depp schuldet ihr nach Entscheidung der Jury zwei Millionen Dollar für Aussagen seines Ex-Anwalts, die Heards Ruf geschädigt hätten. Heard plane, das Urteil anzufechten, kündigte ihre Verteidigerin Elaine Bredehoft an.
Amber Heard nach dem Urteil.
In dem bitteren Schlagabtausch der Ex-Eheleute, die 2015 heirateten und sich nach 15 Monaten scheiden ließen, genoss Depp einen gewaltigen Fan-Vorteil. Heard hatte deutlich weniger Unterstützer, aber umso mehr Anfeindungen in den sozialen Medien.
Depp geht als Sieger aus dem Verleumdungsprozess hervor, aber er ist auch Verlierer in einer zur Schau getragenen Schlammschlacht, mit heftigen Anfeindungen, im Livestream von Gerichtskameras weltweit übertragen.
Das Urteil der Jury fiel nach dreitägigen Beratungen. Im Kern der von Depp eingereichten Zivilklage ging es um einen 2018 von der „Washington
Post“veröffentlichten Kommentar, in dem sich Heard als Opfer häuslicher Gewalt beschrieb. Depp wurde nicht namentlich genannt, aber der Schauspieler sah sich damit als Opfer von Falschaussagen gebrandmarkt und klagte wegen Verleumdung auf 50 Millionen Dollar Schadenersatz. Heard holte zur Gegenklage mit einer 100-Millionen-Dollar-Forderung aus. Sie machte geltend, dass Depps Ex-Anwalt Adam Waldman mit einer Schmutzkampagne ihrem Ansehen geschadet habe.
„Leben zurück“
Wochenlang hatten die Anwälte beider Seiten Anschuldigungen von sexuellem Missbrauch, körperlicher Gewalt, Lügen und Drogenexzessen vorgebracht, unterlegt von Zeugenaussagen, Handyvideos, Tonaufzeichnungen mit Beschimpfungen und Fotos mit Blutergüssen. Für ihn habe nun endlich ein neues Kapitel begonnen, schrieb Johnny Depp am Mittwoch. Die Jury habe ihm sein Leben zurückgegeben, nachdem er jahrelang unter falschen Anschuldigungen zu leiden hatte.
Friedemann Diederichs über den Ausgang des Rechtsstreits