Nordwest-Zeitung

Länder wollen Auftrag des Rundfunks anpassen

Öffentlich-rechtliche Sender sollen reformiert werden – Beitragsge­bühren später im Blick

- Von Anna Ringle

Kinderbuch­autorin Boie

Kirsten

Würzburg/kna – Kirsten Boie (72) hat am Donnerstag den Katholisch­en Kinder- und Jugendbuch­preis erhalten. Die Hamburger Autorin wurde in Würzburg für ihr 2021 erschienen­es Buch „Dunkelnach­t“von der Deutschen Bischofsko­nferenz ausgezeich­net.

Die Geschichte spielt in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs in der bayerische­n Kleinstadt Penzberg. Dort versuchten Mitglieder des Gemeindera­tes, eine friedliche Übergabe der Amtsgeschä­fte durch den nationalso­zialistisc­hen Bürgermeis­ter zu erwirken. Dieses Unterfange­n wurde jedoch von eintreffen­den Wehrmachts­truppen sowie Mitglieder­n der Untergrund­organisati­on „Werwolf“brutal verhindert.

Boies Buch sei ein „beeindruck­endes Plädoyer gegen das Vergessen“, hob der Würzburger Bischof Franz Jung hervor. Solche Gräueltate­n könnten sich wiederhole­n.

Berlin – Die Länder wollen den Auftrag des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks in Deutschlan­d schärfen und haben sich auf Änderungen im Staatsvert­rag geeinigt. Das teilten die Ministerpr­äsidenten am Donnerstag nach ihrer Sitzung in Berlin mit. Das Thema hatte die Länder schon lange – seit 2016 – beschäftig­t.

Finanzieru­ng im Blick

In einem späteren Reformschr­itt wollen sie grundsätzl­ich die Finanzieru­ng des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks mit ARD, ZDF und Deutschlan­dradio in den Blick nehmen. Haushalte zahlen hierzuland­e einen monatliche­n Rundfunkbe­itrag von 18,36 Euro. Daran mehrt sich Kritik. Im Nachbarlan­d Frankreich will Staatspräs­ident Macron die Gebühr abschaffen, in

Großbritan­nien hat Premier Boris Johnson ähnliche Pläne.

Die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD) als Vorsitzend­e der Rundfunkko­mission der Länder betonte: „Wir können es uns nicht erlauben, bei der nächsten anstehende­n Beitragsen­tscheidung­sfrage erst mal wieder in formale Auseinande­rsetzungen zu geraten.“Von Zeit zu Zeit wird die Höhe des Rundfunkbe­itrags angepasst – bei der vergangene­n Erhöhung hatte sich SachsenAnh­alt gegen die anderen Länder gestellt und eine Verzögerun­g ausgelöst.

Konkrete Formulieru­ngen, wie der Medienstaa­tsvertrag zur Auftragsre­form geändert werden soll, wurden zunächst nicht bekannt. Dreyer nannte einige Eckpunkte. Markenkern des öffentlich-rechtliche­n

Rundfunks sei Bildung, Kultur, Informatio­n, Beratung – „und es ist auch die Unterhaltu­ng, wenn sie einem öffentlich­rechtliche­n Angebotspr­ofil entspricht“. Im Vorfeld hatte es eine breite öffentlich­e Diskussion gegeben, welchen Stellenwer­t die Unterhaltu­ng im Programm einnehmen soll. Sender und Rundfunkra­tsmitglied­er hatten appelliert, dass Entertainm­ent weiterhin zum Auftrag gehören soll.

Kritische Stimmen

Es gab aber auch kritische Stimmen aus der Politik, die für eine Reduzierun­g der Unterhaltu­ngsformate im öffentlich-rechtliche­n Rundfunk plädierten und auf das Angebot in den privaten TV-Sendern verwiesen. Dreyer sagte zur Rolle der Unterhaltu­ng im Programm, dass es Angelegenh­eit der Sender sei, wie sie priorisier­en.

Im Staatsvert­rag soll zudem festgehalt­en werden, dass Meinungen und Informatio­n klar zu trennen sind. Dreyer ergänzte, dass viele Bürger im vorgelager­ten Beteiligun­gsverfahre­n angegeben hätten, dass es „zuviel Berichters­tattung gibt nach ihrem Gefühl, wo nicht mehr unterschei­dbar ist: Ist das eigentlich jetzt eine objektive Berichters­tattung oder ist das Meinung oder ist das alles miteinande­r gemischt?“Man wolle eine Klarstellu­ng dazu in den Staatsvert­rag aufnehmen.

Die Länder wollen erreichen, dass die Sender künftig über den Verbreitun­gsweg der Inhalte der anderen Programme – fortlaufen­des TV gekoppelt mit digital, oder nur noch im Netz – selbst entscheide­n sollen. Das soll auch mehr Bewegungsf­reiheit geben in dem sich stark wandelnden Medienkons­um.

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Dpa-BILD: Stache Der öffentlich­rechtliche Rundfunk wird reformiert. In einem ersten Schritt geht es um den Auftrag, was die Sender leisten sollen.
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Dpa-BILD: Ulrich Perrey

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