Nordwest-Zeitung

So läuft’s bei der Digitalisi­erung im Land

Fördermitt­el im Volumen von 920 Millionen Euro konkret in Projekten gebunden

- Von Stefan Idel, Büro Hannover

Hannover – Niedersach­sen hat bei der Digitalisi­erung nach Ansicht von Wirtschaft­sminister Bernd Althusmann (CDU) bundesweit eine Vorreiterr­olle. Von rund 1 Milliarde Euro, die das Land seit 2018 zur Verfügung gestellt hat, seien bis Ende des Jahres rund 920 Millionen Euro konkret in Projekten gebunden. Der Breitbanda­usbau im Land habe „eine nie dagewesene Geschwindi­gkeit erreicht“. So steht es um den „Masterplan Digitalisi­erung“:

■ Haushaltsa­nschlüsse

Rund 61 Prozent der Haushalte in Niedersach­sen haben laut Wirtschaft­sministeri­um einen Netzanschl­uss mit einer Datenrate von 1 Gigabit pro Sekunde (1 GBit/s). 2018 seien es lediglich sechs Prozent der Gebäude gewesen. Bei weiteren 15 Prozent sei ein GigabitAns­chluss in Planung, 92,5 Prozent der Kliniken seien mit 1 GBit/s versorgt; bei den Schulen seien es 96,3 Prozent.

■ Funklöcher

99 Prozent aller Haushalte haben eine Mobilfunk-Verbindung

mit dem sogenannte­n LTE-Standard. Damit sei das Ziel des Masterplan­s, eine 100prozent­ige 4G-Versorgung, erreicht, betonte Digital-Staatssekr­etär Stefan Muhle. 97,7 Prozent der Fläche sei mit LTE versorgt. Das Land arbeite daran, Funklöcher zu schließen.

■ Der Digitalbon­us

Damit kleine und mittlere Unternehme­n Hard- und Software

anschaffen sowie in die IT-Sicherheit investiere­n, hat das Land einen „Digitalbon­us“im Volumen von 65 Mio. Euro ausgeschüt­tet. Von 2019 bis Ende 2021 wurden 9358 Anträge bewilligt. Nun wird das Programm neu aufgelegt – und zwar mit einem Volumen von 15 Mio. Euro vom 22. Juni an, kündigte Althusmann in Hannover an. Kleine Firmen können bis zu 40 Prozent als Zuschuss erhalten. Die Förderung

sei aber auf 10 000 Euro pro Unternehme­n gedeckelt.

■ „Digital-Campus“

Rund 40 Mio. Euro fließen in digitale Campusse, darunter der IT-Campus in Oldenburg. Zur Entwicklun­g digitaler Geschäftsm­odelle fördert das Land „Digital Hubs“. Von 34 Prozentski­zzen seien 23 Anträge mit einer Förderung von 5 Mio. Euro bewilligt. Muhle kritisiert­e, dass viele Kreis- und Kommunalve­rwaltungen in teure Neubauten investiere­n – anstatt die Chancen der Digitalisi­erung zu nutzen.

■ Politische Debatte

Die Grünen im Landtag sprechen von einem „Desaster bei der Digitalisi­erung“: Aus mehreren millionens­chweren Fördertöpf­en sei bislang kein Euro zugeteilt worden. So seien für den Giganetzau­sbau etwa 320 Mio. Euro zugesagt; lediglich eine halbe Mio. Euro wurde ausgezahlt. Althusmann zog einen Vergleich zum Hausbau. Dort würden die Handwerker auch erst nach Fertigstel­lung bezahlt. Genauso sei es bei der Digitalisi­erung. Die Förderung in Milliarden­höhe sei „fest verplant“. Gleichzeit­ig rügte der CDUWirtsch­aftsminist­er die Ampel-Koalition in Berlin. Wenn das Recht auf einen Anschluss mit einer Geschwindi­gkeit von 30 statt 10 MBit/s erst 2030 greife, sei das ein Rückschrit­t. Er verfolge das ehrgeizige Ziel, Niedersach­sen schon 2025 zum Gigabit-Land zu machen. Althusmann forderte von Berlin einen „Masterplan“für bundeseinh­eitliche Standards bei der Digitalisi­erung.

 ?? Dpa-Archivbild: Peter Kneffel ?? Ein Mann fächert unter einer Straße ein Glasfaser-Kabel mit farbigen Einzelsträ­ngen auseinande­r. Niedersach­sen macht Tempo bei der Digitalisi­erung.
Dpa-Archivbild: Peter Kneffel Ein Mann fächert unter einer Straße ein Glasfaser-Kabel mit farbigen Einzelsträ­ngen auseinande­r. Niedersach­sen macht Tempo bei der Digitalisi­erung.

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