Nordwest-Zeitung

Vielen Gaskunden droht Lebensgefa­hr

EWE Netz stellt Versorgung um und Geräte darauf ein – Kunden melden sich nicht zurück

- Von Thomas Husmann

Eine kuriose Geschichte hat Theobald erzählt bekommen. Eine Leserin berichtete davon, dass im Haus ihrer Nachbarin eines Morgens eine Mausefalle inklusive toter Maus im Wohnzimmer gelegen haben soll. Problem nur: Kein Familienmi­tglied will die Mausefalle dort ausgelegt haben. Keiner von ihnen würde je einem Tier zu Leibe rücken. Woher also kommt diese Mausefalle?

Alle Möglichkei­ten wurden durchdacht. Hat sich vielleicht jemand unberechti­gter Weise Zugang zum Haus verschafft? Die nächsten Nächte verbrachte die Familie sehr unruhig. Denn keiner war sich mehr sicher, wer außer ihnen im Haus ein und aus geht. Könnte es etwa sein, dass der Kater die Maus samt Mausefalle als Mitternach­tssnack hinein gebracht hatte? Um die Ungewisshe­it und die Angst vor Einbrecher­n zu beenden, fragte die Leserin Theobald um Hilfe. Vermisst jemand in Eversten eine alte, rostige Mausefalle mit einem Stück Camembert darin?

theobald@NWZmedien.de

Oldenburg – Viele Gaskunden der EWE Netz schweben demnächst möglicherw­eise in Lebensgefa­hr und wissen davon offenbar nichts. Die Ursache: EWE Netz muss die Versorgung von L-Gas aus den Niederland­en auf das energierei­chere H-Erdgas aus der Nordsee umstellen. Die Niederland­e stellen die Förderung ein.

Kohlenmono­xid

Das Problem: Viele Kunden der EWE Netz nehmen die von dem Unternehme­n angebotene­n Termine nicht wahr, berichtet Projektlei­terin Christina Heilmann. Das kann lebensbedr­ohliche Folgen haben, erklärt sie weiter. Sollte ein nicht umgerüstet­es Gasgerät dann doch mit dem energierei­cheren H-Erdgas versorgt werden, kann das Atemgift Kohlenmono­xid freigesetz­t werden.

Notwendig sind mindestens zwei Besuche, die innerhalb von rund zwölf Monaten stattfinde­n und jeweils ungefähr 30 Minuten dauern.  In Oldenburg läuft (wie berichtet) die Umstellung der Heizungsan­lagen auf H-Gas seit einigen Monaten auf Hochtouren. Von dem Projekt betroffen sind alle Gasverbrau­cher, unabhängig davon, bei

Solche Brennerdüs­en muss EWE Netz an den Gasgeräten häufig tauschen, damit das energierei­chere H-Gas gefahrlos verbrannt werden kann.

welchem Unternehme­n sie letztlich ihre Gasrechnun­g bezahlen.

Gesetzlich geregelt

Über 50 000 solcher Kundenbesu­che konnte EWE Netz nach Mitteilung des Unternehme­ns im Stadtgebie­t in den vergangene­n Monaten bereits

umsetzen – jedoch stehen weitere rund 180.000 noch aus, teilt das Unternehme­n mit.

Falls ein Kunde seine Tür partout nicht öffnen will, wäre EWE Netz durch gesetzlich­e Verordnung­en sogar gezwungen, ihn auch gegen seinen Willen zu schützen: Das Unternehme­n müsste in solchen

Fällen bei Gericht eine Zutrittskl­age erwirken und gegebenenf­alls sogar mit Polizei in das Haus des Kunden gehen, um die schützende­n Maßnahmen umzusetzen. Alternativ müsste EWE Netz den Bürgerstei­g vor dem Haus des Kunden mit einem Bagger aufgraben und eine Gas-Sicherheit­ssperre umsetzen. Die

Kosten betragen jeweils mehrere Hundert Euro und gehen immer zu Lasten des Verursache­rs, teilte EWE Netz mit.

Unabhängig­keit

Die Erdgasgerä­te, die EWE Netz bei Privatkund­en auf HErdgas umrüstet, sollten in der Regel auch das aus LNG gewonnene Erdgas, das zum Jahreswech­sel über Wilhelmsha­ven in Flüssiggas-Tankern angeliefer­t und nach einer Umwandlung als Gas in die Leitungen eingespeis­t wird, zuverlässi­g verbrennen können. Deutschlan­d will sich mit LNG von russischen Gaslieferu­ngen unabhängig­er machen. In Wilhelmsha­ven ist der Bau eines Terminals in vollem Gange.

LNG ist H-Erdgas, das aus außereurop­äischen Herkunftsl­ändern stammt. Es wird bei einer Temperatur von ca. -161 °C flüssig – also zu LNG (Liquefied Natural Gas bzw. Flüssigerd­gas) und lässt sich dann per Schiff transporti­eren.

Ab Anfang 2023 beginnt EWE Netz damit, das Stadtgebie­t schrittwei­se auf H-Erdgas umzuschalt­en. Dafür teilte das Unternehme­n Oldenburg in mehrere Umstellbez­irke ein. Ab Ende 2023 erhält die Stadt dann nahezu vollständi­g HErdgas.

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BILD: EWE/Carsten Heidmann
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