Vielen Gaskunden droht Lebensgefahr
EWE Netz stellt Versorgung um und Geräte darauf ein – Kunden melden sich nicht zurück
Eine kuriose Geschichte hat Theobald erzählt bekommen. Eine Leserin berichtete davon, dass im Haus ihrer Nachbarin eines Morgens eine Mausefalle inklusive toter Maus im Wohnzimmer gelegen haben soll. Problem nur: Kein Familienmitglied will die Mausefalle dort ausgelegt haben. Keiner von ihnen würde je einem Tier zu Leibe rücken. Woher also kommt diese Mausefalle?
Alle Möglichkeiten wurden durchdacht. Hat sich vielleicht jemand unberechtigter Weise Zugang zum Haus verschafft? Die nächsten Nächte verbrachte die Familie sehr unruhig. Denn keiner war sich mehr sicher, wer außer ihnen im Haus ein und aus geht. Könnte es etwa sein, dass der Kater die Maus samt Mausefalle als Mitternachtssnack hinein gebracht hatte? Um die Ungewissheit und die Angst vor Einbrechern zu beenden, fragte die Leserin Theobald um Hilfe. Vermisst jemand in Eversten eine alte, rostige Mausefalle mit einem Stück Camembert darin?
theobald@NWZmedien.de
Oldenburg – Viele Gaskunden der EWE Netz schweben demnächst möglicherweise in Lebensgefahr und wissen davon offenbar nichts. Die Ursache: EWE Netz muss die Versorgung von L-Gas aus den Niederlanden auf das energiereichere H-Erdgas aus der Nordsee umstellen. Die Niederlande stellen die Förderung ein.
Kohlenmonoxid
Das Problem: Viele Kunden der EWE Netz nehmen die von dem Unternehmen angebotenen Termine nicht wahr, berichtet Projektleiterin Christina Heilmann. Das kann lebensbedrohliche Folgen haben, erklärt sie weiter. Sollte ein nicht umgerüstetes Gasgerät dann doch mit dem energiereicheren H-Erdgas versorgt werden, kann das Atemgift Kohlenmonoxid freigesetzt werden.
Notwendig sind mindestens zwei Besuche, die innerhalb von rund zwölf Monaten stattfinden und jeweils ungefähr 30 Minuten dauern. In Oldenburg läuft (wie berichtet) die Umstellung der Heizungsanlagen auf H-Gas seit einigen Monaten auf Hochtouren. Von dem Projekt betroffen sind alle Gasverbraucher, unabhängig davon, bei
Solche Brennerdüsen muss EWE Netz an den Gasgeräten häufig tauschen, damit das energiereichere H-Gas gefahrlos verbrannt werden kann.
welchem Unternehmen sie letztlich ihre Gasrechnung bezahlen.
Gesetzlich geregelt
Über 50 000 solcher Kundenbesuche konnte EWE Netz nach Mitteilung des Unternehmens im Stadtgebiet in den vergangenen Monaten bereits
umsetzen – jedoch stehen weitere rund 180.000 noch aus, teilt das Unternehmen mit.
Falls ein Kunde seine Tür partout nicht öffnen will, wäre EWE Netz durch gesetzliche Verordnungen sogar gezwungen, ihn auch gegen seinen Willen zu schützen: Das Unternehmen müsste in solchen
Fällen bei Gericht eine Zutrittsklage erwirken und gegebenenfalls sogar mit Polizei in das Haus des Kunden gehen, um die schützenden Maßnahmen umzusetzen. Alternativ müsste EWE Netz den Bürgersteig vor dem Haus des Kunden mit einem Bagger aufgraben und eine Gas-Sicherheitssperre umsetzen. Die
Kosten betragen jeweils mehrere Hundert Euro und gehen immer zu Lasten des Verursachers, teilte EWE Netz mit.
Unabhängigkeit
Die Erdgasgeräte, die EWE Netz bei Privatkunden auf HErdgas umrüstet, sollten in der Regel auch das aus LNG gewonnene Erdgas, das zum Jahreswechsel über Wilhelmshaven in Flüssiggas-Tankern angeliefert und nach einer Umwandlung als Gas in die Leitungen eingespeist wird, zuverlässig verbrennen können. Deutschland will sich mit LNG von russischen Gaslieferungen unabhängiger machen. In Wilhelmshaven ist der Bau eines Terminals in vollem Gange.
LNG ist H-Erdgas, das aus außereuropäischen Herkunftsländern stammt. Es wird bei einer Temperatur von ca. -161 °C flüssig – also zu LNG (Liquefied Natural Gas bzw. Flüssigerdgas) und lässt sich dann per Schiff transportieren.
Ab Anfang 2023 beginnt EWE Netz damit, das Stadtgebiet schrittweise auf H-Erdgas umzuschalten. Dafür teilte das Unternehmen Oldenburg in mehrere Umstellbezirke ein. Ab Ende 2023 erhält die Stadt dann nahezu vollständig HErdgas.