Das Watt in all seinen Facetten
Oldenburgerin Alice Abed el Sayed entdeckte ihre Leidenschaft für das Watt als Motiv
Oldenburg/Friesland – Alice Abed el Sayed hat eine besondere Leidenschaft: Sie malt das Watt. Insgesamt schafft sie um die 100 Bilder im Jahr und fährt einmal im Monat mit dem Schiff ihres Mentors Geurt Busser aufs niederländische Wattenmeer hinaus. Mehrmals die Woche fährt sie von Oldenburg ans niedersächsische Wattenmeer: Wangerland/Harlesiel, Varel oder Dangast. Sie malt immer in Aquarell: Das Wasser spiegelt sich im Material wider.
1966 in Oldenburg geboren, hat die Künstlerin 2016 im Rahmen ihrer Arbeit als Tontechnikerin bei den NDR-Filmteams den niederländischen Landschaftsmaler, der ihr Mentor werden sollte, kennengelernt und war fasziniert von seiner Arbeit. Das Watt, ob am Dollart, Jadebusen oder in Ostfriesland, hat sie gepackt.
Ein Jahr nach dem Beginn ihrer Wattmalerei, 2017, fand dann ihre erste Ausstellung statt. 2022 stellte sie bereits auf Langeoog aus, als nächstes steht der Gulfhof Friedrichsgroden an: Am 10. Juni ist dort eine Vernissage.
Die Natur malt mit
„Nichts ist langweiliger als ein blauer Himmel“, erklärt die Malerin. Ihr Motiv, das Watt, verändert sich stets; und Bedingungen wie das Wetter, der Sonnenstand und vor allem die Tide beeinflussen auch das Malen selbst: „Eigentlich bevorzuge ich den Winter“, erklärt Alice. „Es gibt gutes Licht, es ist schön einsam, den Sonnenaufgang erwischt man auch noch um 8 Uhr, wenn man im Januar das erste Licht des Jahres einfangen möchte.“Doch es gibt auch Probleme: „Es kann ganz schön unbequem werden, da
Alice Abed el Sayed malt das Watt: An der Vareler Schleuse genießt sie die Ruhe der Natur, die sie auch abbildet.
man beim Malen keine Handschuhe tragen kann. Wenn dann Schnee, Regen oder Hagel fällt oder sogar das Bild selbst einfriert und sich Eisblumen bilden, dann geht gar nichts mehr.“Gegen Wind ist sie gerüstet: Sie klammert ihre
Materialien am Tisch fest.
Wenn im Sommer die Sonne früher aufgeht, nutzt sie auch mal den ganzen Tag: Mit Gruppen ist sie schon den Tiden hinterhergereist. Schließlich muss das Watt mit seinen Prielen und Rinnen zu sehen
sein, ohne dass das Wasser es bedeckt.
Bewusstsein entsteht
Zu dieser Jahreszeit spielen auch Luftfeuchtigkeit und Temperatur eine Rolle, die die
Farben zu schnell trocknen: „Die Natur malt immer mit.“
Das ist auch so geplant: „Alles ist Wasser: die Wolken, das Meer, der Schlick. Das Wasser bestimmt auch das Bild.“Um das zuzulassen, müsse man eine bestimmte Einstellung haben: „Darauf zu vertrauen, dass Dinge gut werden, das muss man erst lernen. Bei dieser Technik gibt es kein Zurück, keine Kontrolle“, erklärt die Malerin. Jedem Ort muss Alice Abed el Sayed sich zunächst annähern und viele Bilder malen, bevor sie ihn wirklich begreift. Dann entstehen die besten Gemälde.
„Einmal, als ich in Dangast gemalt habe, kam ein Mann zu mir rüber, beäugte mein Bild und sagte nur ‚Sieht gut aus!‘ bevor er wieder ging.“Später überlegte sie, dass es wohl ein Fischer gewesen sein musste. „Ich glaube, er hat sich nur die Pricken angesehen. Die richtig hinzubekommen, macht viel Glaubwürdigkeit aus.“
Die Glaubwürdigkeit gestand ihr auch eine Borkumerin zu, die einen Malkurs bei ihr mitmachte: „Du malst das Watt so, wie ich es sehe.“
Mehr Infos unter aquarelle-vom-wattenmeer.com