Ermittlungen im smarten Spukhaus
„Tatort“am Pfingstmontag kommt aus Dresden
Kommissariatsleiter Schnabel (Martin Brambach, links) befragt den verdächtigen Ehemann Simon Fischer (Christian Bayer).
Dresden – Es beginnt wie in einem Horrorfilm der 70er oder 80er Jahre: Zwei fröhliche Frauen versorgen sich mitten in der Nacht an einer Tankstelle mit Luftballons und Sekt – die beiden Kommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Leonie Winkler (Cornelia Gröschel) vergnügen sich nach Feierabend.
Gruseliges Anwesen
Doch dann werden sie zu einem späten Einsatz beordert, und kurz darauf irren die zwei kichernd mit Taschenlampen durch ein gruseliges Anwesen, das an ein Spukschloss erinnert, und entdecken hinter einer Tür ein Bett mit einer riesigen Blutlache. Eigentlich müsste gleich ein irrer Killer mit Ledermaske oder Sturmhaube auftauchen, um mit Kettensäge oder Hackebeil Jagd auf die beiden Frauen zu machen.
Da wir uns aber in einem ganz gewöhnlichen „Tatort“befinden, lässt sich kurz darauf nur Martin Brambach als
Kommissariatsleiter Schnabel blicken, um seine Kolleginnen zu unterstützen.
Was in „Tatort: Das kalte Haus“(Pfingstmontag, 20.15 Uhr) folgt, ist ein stellenweise überdrehter, aber durchaus spannender Sonntagskrimi, bei dem es darum geht, was in dieser besonderen Nacht in diesem merkwürdigen Haus passiert ist.
Hat der Unternehmer und Hausherr Simon Fischer (Christian Bayer) seine spurlos verschwundene Frau Kathrin (Amelie Kiefer), eine bekannte YouTuberin, im Schlafzimmer umgebracht und ihre Leiche anschließend fortgeschafft? Darüber sind die beiden Kommissarinnen durchaus unterschiedlicher Ansicht, was mit einem Kindheitstrauma der Kollegin Gorniak zu tun hat, von dem bislang nur ihr Vorgesetzter Schnabel wusste.
Mit Simon Fischer präsentiert Regisseurin Anne Zohra Berrached einen ambivalenten Hauptverdächtigen, an dem sich die Geister scheiden und dessen latenter Wahnsinn sich bis zum überraschenden Schluss immer mehr steigert.
Dazu gibt es lustige kleine Einlagen, die das Ganze gekonnt auflockern: So erweist sich Fischers Spukschloss als Smarthome mit Sprachassistent, der auf Befehl nicht nur das Licht an- und ausknipst oder Karin Gorniak um Mitternacht ein fesches Geburtstagsständchen spielt. Nein, das digitale Helferlein liefert gegen Ende dieses „Tatorts“auch noch einen entscheidenden Hinweis.
Steine im Weg
Bis es so weit ist, müssen sich die beiden Kommissarinnen aber noch durch hoch komplizierte Ermittlungen kämpfen, bei denen ihnen ihr Chef Peter Michael Schnabel keine große Hilfe ist.
Im Gegenteil: Der gestresste Bürokrat legt seinen beiden Mitarbeiterinnen eher Steine in den Weg, indem er immer wieder darauf verweist, dass der Hauptverdächtige Fischer mit Samthandschuhen angefasst werden müsse, weil er beste Kontakte zur Staatsanwaltschaft und obendrein zum Oberbürgermeister Dresdens habe.