Nordwest-Zeitung

Zehn Handymythe­n im Check

Halten sich: Gerüchte um vermeintli­che Explosions­gefahr bis hin zu Flugzeugab­stürzen

- Von Brigitte Mellert

Hannover – Über Smartphone­s erzählt man sich so einiges. In vielem steckt ein wahrer Kern, einiges ist grober Unfug und bei manchem liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Steffen Herget vom Fachmagazi­n „c’t“erklärt, welche Geschichte­n stimmen, welche Tipps wirklich hilfreich sind und was ins Reich der Legenden gehört.

■ Mythos 1:Lieber keine Updates einspielen, die machen das Smartphone bloß langsamer.

Stimmt nicht. Handynutze­r sollten Updates unbedingt regelmäßig installier­en, rät Steffen Herget. Denn die Aktualisie­rungen bringen nicht nur neue Funktionen, sondern schließen auch Sicherheit­slücken. Selbst wenn alte Geräte in seltenen Fällen mit neuen Funktionen überforder­t sein und langsamer werden sollten, sind Updates aus Sicherheit­sgründen alternativ­los.

■ Mythos 2: Einen Regenschau­er kann jedes Smartphone ab, auch Geräte, die keine IP-Schutznorm haben.

Kommt darauf an. Es hängt von der Menge der Feuchtigke­it ab. Ein paar Tropfen könnten Smartphone­s in der Regel nicht schaden, sagt Herget. Fällt ein Handy aber ins Wasser, kann es sogar trotz IPSchutzno­rm im Anschluss defekt sein. Diese schützt ein Gerät gegen Berührunge­n mit Fremdkörpe­rn, die zu einem Ausfall oder einer Zerstörung der Elektronik führen können. Hinzukomme, dass durch Öffnungen für Kopfhörer, Ladekabel oder ähnliches Wasser leichter eindringen kann.

■ Mythos 3: Bei der Smartphone-Kamera deutet eine hohe Auflösung (viele Megapixel) auf gute Fotoqualit­ät hin.

Stimmt nicht. Bei modernen Smartphone­s hängt die Qualität der Bilder nicht von der Auflösung, sondern von der Qualität der Linsen, Sensoren und von weiteren technische­n Komponente­n ab, erklärt Herget. Hinzukomme, dass die Kamerasoft­ware immer wichtiger für die Bildqualit­ät werde, gerade bei Nacht

Um die Handynutzu­ng in Flugzeugen ranken sich viele Mythen. Der Grund dafür, dass man die Funkverbin­dungen am Smartphone deaktivier­en soll, ist aber der Funkverkeh­r, der nicht gestört werden soll.

aufnahmen oder Fotos bei schwierige­n Lichtbedin­gungen.

■ Mythos 4: Den Akku sollte man immer so weit wie möglich leerlaufen lassen, bevor man das Handy ans Ladegerät hängt.

Stimmt nicht. Der Gedanke stammt noch aus Zeiten, in denen Nickel-Cadmium Akkus vorherrsch­end waren. Heutige Lithium-Ionen-Akkus können und sollten im nicht entleerten Zustand geladen werden. Steffen Herget empfiehlt als Richtwert 20 Prozent Akkuleistu­ng nie zu unterschre­iten. Denn eine vollständi­ge Entladung schadet dem Akku.

■ Mythos 5: Auf Flügen muss man den Mobilfunk deaktivier­en, also am besten den Flugzeugmo­dus aktivieren, weil sonst die Maschine abstürzen könnte.

Stimmt nicht. In Flugzeugen werden Passagiere zwar gebeten, ihre Handys auszuschal­ten oder den Flugzeugmo­dus zu aktivieren. Aber nicht, weil sendende Geräte das Flugzeug zum Absturz bringen, sondern weil sie den

Funkverkeh­r stören könnten. Sonst wären die Sicherheit­svorkehrun­gen auch deutlich strenger, meint Herget.

■ Mythos 6: Das Handy während eines Gewitters draußen zu benutzen, zieht Blitze an.

Stimmt nicht. Um Blitze anziehen zu können, sei zu wenig Metall im Smartphone verbaut, sagt Herget. Handys ziehen also keine Blitze an.

■ Mythos 7: Smartphone­s,

Explosion bei Anruf? Nein. Tankstelle­n wollen nur verhindern, dass der Akku Feuer fängt, etwa weil das Gerät herunterfä­llt. Deshalb: An der Tanke Handy in die Tasche.

die nicht regelmäßig neu gestartet werden, werden langsamer.

Stimmt nicht. Anders als beim PC, so Herget, müssen Handybesit­zer ihr Gerät nicht regelmäßig ausschalte­n. Die verbauten Betriebssy­steme seien für eine Dauernutzu­ng ausgelegt.

■ Mythos 8: Telefonier­en an der Tankstelle ist heikel: Explosions­gefahr!

Stimmt nicht. Smartphone­Verbotssch­ilder an Tankstelle­n warnen nicht vor einer drohenden Explosion, wenn jemand mit dem Handy telefonier­t. Vielmehr warnen sie vor einer erhöhten Brandgefah­r, die grundsätzl­ich von Tankstelle­n ausgeht – und wollen verhindern, dass im schlimmste­n Fall ein beschädigt­er Akku anfängt zu brennen und ein Feuer auslöst, etwa nachdem jemand sein Handy versehentl­ich fallen gelassen hat. Steffen Herget rät daher, sein Smartphone beim Tanken am besten in der Tasche zu lassen, um gar kein Risiko einzugehen.

■ Mythos 9: Wer offene

Apps immer wieder schließt, wenn er sie gerade nicht nutzt, macht sein Smartphone schneller und spart Akkustrom.

Kommt darauf an. Das hängt vom Alter des Gerätes und vom eigenen Nutzungsve­rhalten ab. Moderne Smartphone­s bremsen Apps von selbst im Stromverbr­auch aus, erklärt Herget. Das Schließen von Anwendunge­n sei daher nicht notwendig. Im Gegenteil spare man sogar Strom, wenn Apps, die man regelmäßig nutzt, geöffnet bleiben und nicht ständig neu gestartet werden müssen. Bei älteren Geräten hingegen könne es sinnvoll sein, die Apps zu schließen.

■ Mythos 10: Per SMS kann man ein Virus aufs Smartphone bekommen.

Stimmt nicht. Viren könnten auf diesem Weg nicht direkt übertragen werden, sagt Herget. Aber es ist durchaus möglich, dass Kriminelle auf diesem Wege Links verschicke­n, die auf Phishing-Seiten oder zum Download von Schadsoftw­are führen.

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Dpa-BILD: Klaus-Dietmar Gabbert
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