Wilhelmshaven wird zur Energiedrehscheibe
Bau von LNG-Terminal läuft – Mittelfristig Import von CO2-freiem Gas
Wilhelmshaven – Wilhelmshaven spielt eine Schlüsselrolle in den Plänen der Bundesregierung, so bald wie möglich von russischem Gas loszukommen. Schon zum Jahresende
soll dort ein schwimmendes Terminal zum Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) in Betrieb gehen; seit einem Monat laufen die Bauarbeiten. Drei weitere Terminals sind in anderen Nordund Ostsee-Häfen geplant. Für knapp drei Milliarden Euro hat
Deutschland dazu vier LNGSpezialschiffe gechartert. Weltweit gibt es nur 48 dieser Schiffe, die LNG nicht nur speichern, sondern auch in den gasförmigen Zustand umwandeln können.
In Wilhelmshaven wird die „Höegh Esperanza“anlegen, die einer norwegischen Reederei gehört und von RWE betrieben wird. Über das Terminal soll ein Fünftel der russischen Erdgas-Importe ersetzt werden. Geplant ist, das Gas
über eine noch zu bauende 28 Kilometer lange Pipeline in den unterirdischen Speicher Etzel zu leiten.
Für die Klimabilanz ist der Schwenk von herkömmlichem Erdgas auf LNG allerdings ein Rückschritt. Denn um LNG zu erzeugen, muss Erdgas unter hohem Druck auf minus 162 Grad heruntergekühlt werden. Sein Volumen sinkt dann auf ein Sechshundertstel, sodass es sich gut per Schiff transportieren lässt. Doch dazu ist viel
Energie nötig. Wenn das Gas per Fracking gewonnen wird, wie es in den USA üblich ist, werden dabei zudem große Mengen Methan frei, das die Erderhitzung noch stärker befeuert als CO2.
Niedersachsens Umweltund Energieminister Olaf Lies (SPD) sieht das LNG-Terminal dennoch als Schritt zur Klimaneutralität. Denn statt Erdgas könne darüber auch synthetisches Methan importiert werden, das mit Ökostrom aus Wasserstoff und CO2 erzeugt wird.
„Die Terminals, die jetzt in Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel entstehen, müssen also nicht erst umgerüstet werden, um grüne Energie zu importieren“, sagte Lies. Das Ziel sei, darüber so bald wie möglich zu 100 Prozent grünes Gas zu beziehen.