Nordwest-Zeitung

Scholz sagt Baltikum Verstärkun­g zu

Kanzler plant in Litauen Kampfbriga­de für Nato-Ostflanke – Hunderte Soldaten zusätzlich

- Von Alexander Welscher

Vilnius/Prabade – Bundeskanz­ler Olaf Scholz will mehrere hundert zusätzlich­e deutsche Soldaten zum Schutz vor einem möglichen russischen Angriff nach Litauen schicken. Dem litauische­n Präsidente­n Gitanas Nauseda sagte er am Dienstag bei einem Besuch in Vilnius eine Kampfbriga­de unter deutscher Führung zu, die zur Hälfte in Deutschlan­d und in Litauen stationier­t sein soll. „Wir werden jeden Zentimeter des Nato-Territoriu­ms gemeinsam mit unseren Verbündete­n verteidige­n, wenn sie angegriffe­n werden“, betonte der Kanzler.

Seit 2017 ist in Litauen ein Bataillon mit derzeit 1600 Soldaten stationier­t, davon gehören mehr als 1000 der Bundeswehr an. Die Nato-Truppe soll nun zu einer Kampfbriga­de mit schwerem militärisc­hen Gerät ausgebaut werden. Ihr sollen nach Angaben aus Regierungs­kreisen künftig 3000 deutsche Soldaten angehören. Davon sollen etwa 1500 in Litauen

stationier­t werden, auch das Kommando der Brigade. Die anderen 1500 werden ihren Standort in Deutschlan­d haben. Gegebenenf­alls sollen sich auch noch andere Nationen an der Brigade beteiligen.

Gipfel in Madrid

Derzeit wird die Nato-Truppe in Litauen neben Deutschlan­d von sieben weiteren europäisch­en Ländern gestellt. Sein Angebot stimmte

Scholz am Dienstag mit Nauseda ab, Ende des Monats wird die Nato auf ihrem Gipfel in Madrid abschließe­nd über die Aufstockun­g ihrer Truppen im gesamten Baltikum befinden.

Scholz besuchte zudem einen Teil der in Litauen stationier­ten deutschen Soldaten auf dem größten Truppenübu­ngsplatz des Landes bei Parabade. Dort sah er sich die Waffensyst­eme an, die den Soldaten zur Verfügung stehen. Dazu zählt die Panzerhaub­itze

2000, das schwerste und modernste Artillerie­geschütz der Bundeswehr. Außerdem sind Marder- und Leopard-2-Panzer sowie Aufklärung­sdrohnen vom Typ Luna in Litauen stationier­t.

Scholz versprach, dass auch die Aufrüstung der Nato-Truppe verbessert wird. „Wir haben entschiede­n, dass wir das, was hier zu diesem Einsatz gehört, ausweiten.“Für die Bereitstel­lung der von den baltischen Staaten geforderte­n Luftabwehr­systeme

zeigte Scholz sich offen. Die Nato müsse insgesamt ihre Fähigkeit zur Luftabwehr verbessern, sagte er.

Erste Reise an Grenze

Litauens Präsident Nauseda wies darauf hin, dass die baltischen Staaten „an der Frontlinie der Nato“liegen. „Maximale Abwehrbere­itschaft und verstärkte Einsatzkrä­fte in unserer Region sind der Schlüssel zur Sicherheit des gesamten Bündnisses.“Mit Russland dürfe es „keinen Dialog oder keine Zusammenar­beit geben, keine Beschwicht­igung oder Nachgeben gegenüber diesem terroristi­schen Staat“. Mit Litauen besuchte Scholz erstmals seit Beginn des Ukraine-Kriegs ein NatoLand, das an Russland grenzt und sich durch die Atommacht besonders stark bedroht fühlt. In der Hauptstadt traf er neben Nauseda die Regierungs­chefs aller drei baltischen Staaten, neben Litauen und Lettland gehört noch Estland dazu.

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Dpa-BILD: Kappeler Bundeskanz­ler Olaf Scholz und Gitanas Nauseda (ganz rechts), Präsident von Litauen, besuchen Bundeswehr-Soldaten im Camp Adrian Rohn.

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