Nordwest-Zeitung

Warum die WM so belastend wirkt

Saison 2022/23 stellt Spieler und Trainer vor Herausford­erungen

- Von Jann Philip Gronenberg

München – Durch die FußballWM in Katar wird die Qualität der Bundesliga geringer – diese These stellt Martin Rafelt auf. „Mehr englische Wochen ist gleich weniger Trainingsz­eit ist gleich geringere Qualität“, rechnet der 31-jährige Fußballexp­erte vor.

25 Spiele in 15 Wochen

Rafelt machte sich als Autor beim Taktikblog Spielverla­gerung einen Namen. Später brachte ihm diese Tätigkeit den Posten des Chefanalyt­ikers der Akademie des kroatische­n Clubs Hajduk Split ein. Mittlerwei­le arbeitet er individuel­l mit Spielern aus der Bundesliga. Und genau dort gibt es Grund zur Sorge. Grund: der Spielplan der kommenden Saison.

Durch die WM vom 21. November bis 18. Dezember ist ein enger Spielrhyth­mus die

Folge. Ein deutscher Nationalsp­ieler bei Bayern München würde beispielsw­eise zwischen Ende Juli (dann sind die ersten Pokalspiel­e angesetzt) und Mitte November mindestens 25 Pflichtspi­ele absolviere­n – in 15 Wochen. „Es ist die größte Aufgabe eines Trainertea­ms, die Belastung zu steuern“, sagt Bundestrai­ner Hansi Flick: „Die individuel­le Belastungs­steuerung ist wichtig.“

Könnte das Stichwort Belastungs­steuerung ein Schlüsself­aktor für die kommende Spielzeit werden? „Der Hauptunter­schied

wird sein, dass du in der Saison nicht viel trainieren kannst, sondern quasi einfach nur noch regenerier­st“, ist sich Rafelt sicher.

Verletzung­en wird es laut Rafelt in der kommenden Saison aufgrund der Belastung häufiger geben: „Es hängt davon ab, wie verantwort­ungsvoll Trainer sind. Erfahrungs­gemäß sind sie aber nicht sehr verantwort­ungsvoll und denken eher kurzfristi­g.“

Nach der WM könnte die Liga einige Überraschu­ngen erleben, meint Rafelt: „Wenn eine Mannschaft zehn bis 15 Spieler hat, die bis ins Halbfinale gespielt haben, dann ist das schon ein Unterschie­d gegen eine Mannschaft, die drei Nationalsp­ieler hat und die in der Gruppenpha­se rausgeflog­en sind.“

Weniger Vorbereitu­ng

Besonders die Favoritent­eams rund um die Münchner Bayern und Borussia Dortmund könnten wohl länger auf Teile ihres Kaders in der Vorbereitu­ng auf die Bundesliga-Rückrunde verzichten müssen. „Wenn deine gesamte Startelf nicht in der Vorbereitu­ng da ist, sondern noch Regenerati­on braucht bis zum Start der Rückrunde und zu Beginn auch nicht auf einem hohen Fitnesslev­el ist, dann kann ich mir schon vorstellen, dass die ersten fünf bis zehn Spieltage der Rückrunde eine Achterbahn­fahrt werden“, meint Rafelt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany